Neben Jain, Ackermann und Fitschen (von links) sind noch sieben weitere Ex-Vorstände betroffen. Foto: dpa

Das Geldhaus hat einen Teil der Bonuszahlungen für Anshu Jain, Josef Ackermann und Jürgen Fitschen eingefroren. Geprüft wird zudem die Rückforderung bereits ausgeschütteter Boni.

Frankfurt - Die früheren Deutsche-Bank-Chefs Anshu Jain, Jürgen Fitschen und Josef Ackermann müssen auf Bonuszahlungen in Millionenhöhe verzichten. Die „Süddeutsche Zeitung“ berichtete am Donnerstag, allein bei Jain und Ackermann gehe es um 5,3 Millionen beziehungsweise 3,5 Millionen Euro. Die Deutsche Bank hatte bereits in ihrem Geschäftsbericht vom Frühjahr mitgeteilt, die Auszahlung der eigentlich 2015 fälligen Boni sei „suspendiert“ worden, nannte aber keine Zahlen. Laut der Nachrichtenagentur Reuters lässt die Bank noch prüfen, ob die eingefrorenen Beträge endgültig einbehalten werden können – und ob darüber hinaus auch die Rückforderung bereits geleisteter Zahlungen möglich ist.

Neben den ehemaligen Bankchefs sind sieben weitere frühere Vorstandsmitglieder sowie der amtierende Risikovorstand Stuart Lewis betroffen. Bis auf Lewis wurde der Vorstand 2015 komplett ausgetauscht. Die aktuelle Führungsriege um Bankchef John Cryan erhielt für das vergangene Jahr ebenfalls keine Boni, hatte aber anders als die Ex-Vorstände keine Ansprüche auf Zahlungen aus den Vorjahren.

Boni werden bei der Deutschen Bank nicht auf einen Schlag, sondern über mehrere Jahre hinweg ausgeschüttet. Bei den Vorstandsmitgliedern ist diese Streckung besonders ausgeprägt. Die 2015 vorläufig einbehaltenen Beträge gehen teilweise auf Beschlüsse von 2011 zurück, die sich wiederum auf das Geschäftsjahr 2010 beziehen.

Anshu Jain hinterließ einen Berg von Altlasten

Rechnet man am Beispiel des ehemaligen Investmentbanking-Chefs und späteren Co-Vorstandsvorsitzenden Anshu Jain alle Barzahlungen und Aktienanwartschaften zusammen, die 2015 fällig geworden wären, so kommt man auf einen Betrag von 3,5 Millionen Euro. Mit Blick auf die Altlasten aus Jains aktiver Zeit scheint es plausibel, dass auch die eigentlich im Februar und August dieses Jahres fällig gewordenen Tranchen eingefroren wurden. Diese belaufen sich auf rund 1,8 Millionen Euro; für 2015 und 2016 zusammen ergibt sich damit der kolportierte Betrag von 5,3 Millionen Euro.

Jain wird wohl noch auf mehr verzichten müssen: Theoretisch hat er noch Anspruch auf Bonuszahlungen und Aktienpakete für die Jahre 2012 bis 2014, die zum Teil erst 2019 fällig werden. Sollte die Deutsche Bank obendrein bereits ausgezahlte Boni von ihrem Ex-Chef zurückfordern, so könnte laut „Süddeutscher Zeitung“ ein zweistelliger Millionenbetrag zusammenkommen.

Begründet werden könnten etwaige Rückforderungen mit dem Berg von Problemen, die Jain der Bank hinterlassen hat. Sie rühren größtenteils aus seiner Zeit als Leiter des Investmentbankings. Zwar fuhr der gebürtige Inder damals Rekordgewinne ein und wurde als „Regenmacher“ verehrt. Doch die zum Teil fragwürdigen Geschäfte seiner Abteilung bescherten dem Institut nach der Finanzkrise eine Serie von Skandalen, die milliardenschwere Strafen nach sich zogen. Derzeit verhandelt die Deutsche Bank über einen Vergleich in einem Rechtsstreit, in dem das US-Justizministerium zunächst 14 Milliarden Dollar (13 Milliarden Euro) forderte.

Ackermann und die 25 Prozent

Auch das Erbe von Jains Vorgänger an der Vorstandsspitze, Josef Ackermann, ist mittlerweile umstritten. Der Schweizer hatte den gebürtigen Inder lange gefördert und das Investmentbanking ausgebaut. Mit seinen ehrgeizigen Zielen – er forderte eine Eigenkapitalrendite von 25 Prozent – trug er vermutlich dazu bei, dass Bankmitarbeiter überhöhte Risiken eingingen. Im Prinzip hat Ackermann noch bis 2017 Ansprüche auf Ausschüttung eines Teils seiner Boni von 2012, seinem letzten Jahr bei der Deutschen Bank. Auch bei ihm könnte die endgültig einbehaltene Summe also über die bislang suspendierten Zahlungen von 3,5 Millionen Euro hinausgehen.

Die Frage nach dem Umgang mit den längerfristigen Zahlungsansprüchen stellt sich auch bei Fitschen, der nach Jains Abgang noch bis Mai dieses Jahres Co-Vorstandsvorsitzender war. Die 2015 und 2016 einbehaltenen Boni dürften sich in seinem Fall auf rund 2,7 Millionen Euro belaufen.

Es ist nicht das erste Mal, dass die Deutsche Bank Bonuszahlungen einfriert. 2011 strich sie dem Investmentbanker Christian Bittar 40 Millionen Euro, weil er in Zinsmanipulationen verwickelt war. Dem Ruf der Bank half das aber nicht – denn Bittar hatte die Hälfte seines Rekordbonus von 80 Millionen Euro bereits eingestrichen.