Nicht erst seit der Pandemie ist für Ältere das Smartphone wichtig. Foto: imago/Westend61

In Zeiten, in denen fast jeder wegen Corona soziale Kontakte eingeschränkt hat, gewinnen Smartphones und Co. an Bedeutung, um in Kontakt mit seinen Lieben zu bleiben. Doch viele ältere Menschen kennen sich im Umgang damit nicht aus. Im Kreis gibt es jedoch einige Hilfsangebote.

Wie geht es dir? Diese Frage hat in der Coronapandemie wegen der Beschränkung von Sozialkontakten oft nicht persönlich gestellt werden können. Aus der Isolation heraus ging das aber übers Telefon oder über das Smartphone. Die Bedeutung gerade von Letzterem nimmt seit Jahren zu, Corona hat seinen Teil dazu beigetragen. Aber während die jüngeren Generationen sich fast schon intuitiv mit den Geräten auskennen, fällt die Bedienung Senioren oft nicht leicht.

Wie schreibe ich eine Whatsapp-Nachricht? Wie nehme ich Fotos auf und verschicke sie an meine Enkel? Wann fährt der nächste Bus, und wie kann ich ein Ticket online kaufen? Antworten auf diese und weitere Fragen geben Vorträge und Kurse für Senioren, die es im Kreis zuhauf gibt.

Fast flächendeckend sind es Ehrenamtliche, oft sogar Senioren selbst, die sich um Projekte für Ältere kümmern. Bundesweit existieren etwa 500 solcher Gruppen, die sich um die Digitalisierung von Senioren bemühen. Fast 50 Prozent der Gruppen seien in Baden-Württemberg aktiv, wie Janina Stiel, Projektleiterin der Servicestelle „Digitalisierung und Bildung für ältere Menschen“ in der Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen Bagso, jüngst bei einer Expertenrunde im Deutschlandfunk sagte. Und das hat Gründe. Das Land Baden-Württemberg hat früh investiert, schon im Jahr 2008 haben sich Senior-Internet-Initiativen zu einem landesweiten Dachverband „Netzwerk für Senior-Internet-Initiativen (SII) Baden-Württemberg“ mit vielen großen Playern wie etwa der Landeszentrale für politische Bildung oder dem Landesseniorenrat zusammengeschlossen. Heute erntet man die Früchte dieser Initiativarbeit. Allerdings legten andere Länder nach, sogar mit mehr Geld, so Stiel.

Ziel sämtlicher Angebote ist es, den älteren Menschen Kenntnisse im Umgang mit den sogenannten Neuen Medien zu vermitteln, damit sie nicht abgehängt werden. In Herrenberg zum Beispiel kooperiert der Stadtseniorenrat mit dem Stadtjugendring, hier bilden Jugendliche mit den Senioren Lern-Tandems. Von 17. November an gehen die Smartphone- und PC-Partnerschaften, die vom Lions-Club Herrenberg gefördert werden, in die nächste Runde.

Jugendliche bringen Senioren etwas bei

Seit 2011 gibt es das Projekt bereits. 182 Partnerschaften wurden in der Zeit geschlossen. Devin Yaprak, 16 Jahre alt, Schüler an der Vogt-Heß-Gemeinschaftsschule, war Ende 2019 das erste Mal Lernpartner. „Ich hatte schon das Vergnügen, drei Seniorinnen und Senioren – einer Dame und einem Ehepaar – zu helfen“, sagt der Herrenberger. Eine Schulsozialarbeiterin habe ihn auf das Projekt aufmerksam gemacht, und er habe sofort Interesse gehabt. „Ich bin mit dem Handy aufgewachsen, und ich möchte meine Kenntnisse weitergeben“, sagt Yaprak. Die „verkehrte Unterrichtswelt“, also dass ein junger Mensch einem älteren etwas beibringt, sei zunächst ungewohnt gewesen, „aber es macht Spaß“, sagt der Schüler.

Die Jugendlichen und die Senioren lernen sich bei einer Auftaktveranstaltung kennen. „Da überlegen wir auch, wer zu wem passt“, erklärt Oda Kauffer vom Stadtjugendring. Zehn „Unterrichtseinheiten“ folgen dem Auftakt, die Termine und Lerninhalte machen die Tandems miteinander aus. Die Jugendlichen bekommen für ihre Zeit ein Taschengeld, das zum Teil von den Senioren, zum Teil vom Stadtjugendring gezahlt wird, „wir orientieren uns am Mindestlohn“, sagt Kauffer. Sie schult die Jugendlichen und die Senioren, bevor die Partner lernen und lehren. Und nicht nur die Senioren profitieren von dem Projekt – die Jugendlichen fördern dadurch ihre Sozialkompetenzen.

Eins-zu-eins-Beratung zu Internetfragen

In Holzgerlingen ist der Stadtseniorenrat sehr aktiv und vermittelt den Älteren Digitalkenntnisse. Seit 2003 bieten die Mitglieder im Haus am Ziegelhof in der Regel einmal im Monat Vorträge an zu Internet, Smartphone und Co. Wegen Corona wurde das Angebot allerdings eingeschränkt beziehungsweise fiel zwischenzeitlich ganz aus, berichtet Margret Blascheck, die Vorsitzende des Stadtseniorenrats. Im Internetcafé der Begegnungsstätte waren Mitglieder des Stadtseniorenrats – vor Corona – auch zur Eins-zu-eins-Beratung in diesen Themen. Nun gehe es darum, den Faden wieder aufzunehmen. „Wir wollen wieder zurückkommen auf das Niveau vor Corona“, sagt Blascheck.

Es werden noch Mentoren gesucht

Der Kreisseniorenrat gehört auch zu diesen besonders aktiven: Aktuell läuft auch der dritte Durchgang des Projekts „Nie zu alt für ein Smartphone“ der Böblinger. „Wir vermitteln dabei Grundkenntnisse im Umgang mit dem Smartphone“, sagt Blascheck. Die Paten seien meist selbst im Rentenalter, sie brächten aber viel Erfahrung in diesen Themen mit, weil sie zum Beispiel beruflich viel mit den Neuen Medien zu tun gehabt hätten. Im Frühjahr 2023 soll es eine Fortsetzung geben. Derzeit gebe es mehr Senioren, die der Unterstützung bedürften, als Mentoren. Deswegen werden weiter Freiwillige gesucht, die beim nächsten Projektdurchgang das Team in Holzgerlingen und Umgebung unterstützen möchten.

Weitere Anbieter

Kreisseniorenrat
Der Kreisseniorenrat bietet nach eigenen Angaben in fast allen der 26 Kommunen im Landkreis Böblingen PC- und Internetteams für Senioren. Eine Übersicht über die Teams und die Angebote findet sich online unter www.kreisseniorenrat-boeblingen.de unter dem Stichwort „Internet im Kreis Böblingen“.

Lernpartnerschaften
Seniorinnen und Senioren, die sich für die Smartphone- und PC-Lernpartnerschaften in Herrenberg interessieren, können sich bei Dr. Roland Feil melden: per E-Mail an feil-mail@t-online.de oder unter Telefon 0 70 32 / 51 44.

Internetcafé
Wegen der Pandemie muss man sich zurzeit für einen Beratungstermin im Internetcafé im Haus am Ziegelhof anmelden unter Telefon 0 70 31 / 6 80 85 27, per Mail an internetcafe@holzgerlingen.de oder unter www.stadtseniorenrat-holzgerlingen.de. Unter der genannten Telefonnummer können sich auch interessierte Mentoren melden.

Goldberg-Seniorenakademie
Die Goldberg-Seniorenakademie Sindelfingen – Böblingen ist eine Bildungseinrichtung und Begegnungsstätte für Seniorinnen und Senioren im Raum Sindelfingen und Böblingen. Sie bietet neben Exkursionen und Vorträgen unter anderem auch Kurse und Beratungen im Umgang mit PC und Smartphone an. Das aktuelle Programm steht unter www.goldberg-seniorenakademie.de.

VHS
Die Volkshochschule Herrenberg ist Standort des bundesweiten Projekts „Digitaler Kompass“. Die Mitarbeiter unterstützen Senioren bei allen digitalen Themen. Mehr Infos stehen unter www.vhs.herrenberg.de/digital-kompass.