Ulrike Groos Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Lange waren Kooperationen zwischen Museen und Privatsammlern umstritten. Ulrike Groos, die Direktorin des Kunstmuseums Stuttgart, ist dagegen überzeugt, dass es künftig nicht mehr ohne Sammler gehen wird.

Stuttgart - Ulrike Groos, die Direktorin des Kunstmuseum Stuttgarts, im Interview.

Frau Groos, - vor ein paar Jahren wurde die Zusammenarbeit von öffentlichen Museen und Privatsammlern noch sehr kritisch diskutiert. Das Kunstmuseum Stuttgart hat da offensichtlich keine Berührungsängste, oder?

Nein, weil sich das Verhältnis schon seit längerer Zeit geändert hat. Es gab in der Vergangenheit ein paar nicht so schöne Vorfälle, bei denen Privatsammlungen auch aus Museen wieder abgezogen wurden. Aber seither hat sich der Austausch verstärkt und gibt es neue Allianzen. Fakt ist. dass wir als Museen auf Werke aus privaten Sammlungen angewiesen sind. Wir werden in Zukunft sicher noch enger mit Privatsammlungen zusammenarbeiten, weil die Ankaufsbudgets nicht mehr das hergeben, dass man die Werke kaufen könnte, mit denen man die Lücken in der eigenen Sammlung schließen kann.

Aber der Wert eines Werkes steigt doch, wenn es im Museum hängt?

Museen sind mit Sicherheit immer noch die Orte, wo Werke nobilitiert werden. Auktionskataloge werben damit, wenn Werke im Museum gezeigt wurden. Das ist nach wie vor ein wichtiger Maßstab. Allerdings denke ich, dass der Vorwurf, eine Wertsteigerung für die Sammlungen zu erwirken, so nicht mehr gegeben ist. Wir versuchen sehr lange Leihverträge zu machen, damit die Werke nicht nach ein paar Jahren abgezogen werden können. Wir merken auch, dass es bei den Sammlern, mit denen wir arbeiten, weniger um die Wertsteigerung geht, sondern sie sich freuen, dass man ihre Werke ausstellt.

Bekommen Sie die privaten Werke günstiger als Leihgaben aus anderen Häusern?

Es ist sicherlich eine finanzielle Erleichterung für die Museen, aber es geht in erster Linie um eine Sichtbarmachung von diesen Sammlung. Ich finde wichtig, dass es keine Carte Blanche gibt, sondern dass das Museum sagt, wie mit diesen Sammlung umgegangen wird. Im Fall der Sammlung Klein war klar, dass ich die Ausstellung mit einem Gastkurator kuratiere. Man muss Absprachen treffen, außerdem muss eine Privatsammlung im Museum einen Sinn ergeben.

Der Gastkurator der aktuellen Ausstellung der Sammlung Klein ist Kunsthändler – und hat auch Künstler ausgewählt, die er selbst vertritt. Sehen Sie da keinen Interessenkonflikt?

Da haben wir natürlich darüber gesprochen. Aber Klaus Gerrit Friese ist ein ausgesprochener Kenner der Sammlung Klein. Peter Klein kauft bei vielen verschiedenen Galerien, Friese ist also nicht der alleinige Galerist. Bei den Werken, die bei Friese gekauft wurden, habe ich entschieden, ob und wie wir sie zeigen.

Es gibt viele interessante Sammler in der Region, werden Sie weiterhin Privatsammlungen im großen Stil zeigen?

Das werden wir sehen. Peter W. Klein ist wie zum Beispiel auch Rudolf Scharpffsehr mäzenatisch aufgetreten. Das ist mir wichtig, dass man im Austausch steht. Ich spreche immer wieder an, wie wichtig es ist, Werke aus Privatsammlungen der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, da merke ich, dass in den Köpfen der Sammler etwas vor sich geht. Diese Gespräche sind ganz wichtig in dieser Kooperation.

Das Gespräch führte Adrienne Braun