Im Fall der Ulmer Übersetzerin, die in der Türkei inhaftiert wurde, hat sich nun die Anwältin zu Wort gemeldet. Foto: dpa

Die Anwältin der in der Türkei inhaftierten Übersetzerin aus Ulm kritisiert die türkischen Behörden und nennt weitere Details zur Verhaftung und den Hintergründen.

Istanbul/Ulm - Die Anwältin der in der Türkei inhaftierten deutschen Übersetzerin Mesale Tolu hat den türkischen Behörden gesetzeswidriges Verhalten vorgeworfen. „Man hat den deutschen Staat nicht benachrichtigt, obwohl das im Gesetz so vorgeschrieben ist“, sagte Kader Tonc der Deutschen Presse-Agentur am Montag am Telefon. Tolu wurde nach Angaben ihres Bruders Hüseyin Tolu in Ulm geboren und wohnt in der bayerischen Nachbarstadt Neu-Ulm.

Die Polizei hatte die 33 Jahre alte Übersetzerin am 30. April in ihrer Istanbuler Wohnung festgenommen, wie Tonc bestätigte. Die Ermittlungsakten hätten die Behörden zurückgehalten. Am 5. Mai sei Haftbefehl wegen Mitgliedschaft in der Marxistisch-Leninistischen Kommunistischen Partei (MLKP) erlassen worden, die in der Türkei als Terrororganisation gilt. Seitdem sei Tolu im Frauengefängnis im Istanbuler Stadtteil Bakirköy inhaftiert.

Als Indizien habe die Staatsanwaltschaft Fotos vorgelegt, die Tolu auf einer Gedenkveranstaltung für eine 2015 in Syrien getötete deutsche Kämpferin der kurdischen Miliz YPG zeigen sollen.

Tolu sei deutsche Staatsbürgerin und reise normalerweise nur hin und wieder in die Türkei, um als Übersetzerin und Reporterin zu arbeiten, sagte Tonc. Diesmal habe sie sich etwa drei Monate im Land aufgehalten, weil ihr Mann ebenfalls wegen des Vorwurfs einer MLKP-Mitgliedschaft verhaftet worden war. Tolus Ehemann sei im Gefängnis Silivri nördlich von Istanbul inhaftiert.