Die Jugendgemeinderäte Michel Marx, Dominik Sauter und Yaren Haroglu sammeln Geld für einen Linienbus für eine Stadt in der Ukraine. Foto: Jürgen/ Bach

Jugendliche in Korntal-Münchingen haben eine so besondere wie einmalige Hilfsaktion für Menschen in der Ukraine ins Leben gerufen. Statt Kleidung, Spielzeug oder Lebensmittel sammeln die jungen Leute Geld für ein Fahrzeug.

Auch mehr als ein Jahr nach dem Ausbruch des Kriegs in der Ukraine gibt es immer noch Menschen, die helfen. In Korntal-Münchingen haben sich Jugendliche Großes vorgenommen. Jedenfalls ist das, was sie nach Baschtanka östlich der Stadt Mykolajiw schicken wollen, groß: einen Linienbus. Die besondere, einmalige Aktion unter dem Motto „Korntal-Münchingen hilft Baschtanka“ klappt nur, wenn genug Spendengelder zusammenkommen.

Ende vergangenen Jahres unterbreitete der Jugendgemeinderat dem Partnerschaftskomitee den Vorschlag, einer vom Krieg gebeutelten Stadt in der Ukraine zu helfen. Klar war, dass es zumindest in naher Zukunft keine Städtepartnerschaft werden soll – dafür brauche es eine längere Vorlaufzeit –, sondern eine Form von Projektpartnerschaft. Gemeinsam entschieden sie sich schließlich für eine gezielte Hilfsaktion.

Die Gemeinden sind sich ähnlich

Doch wie, für wen und was? Hier kam Matthias Rees ins Spiel. Der Leiter des Sachgebiets Jugend und Integration erinnerte sich daran, dass der Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier für Solidaritätspartnerschaften wirbt. „Die Idee fanden wir gut“, berichtet Dominik Sauter, 18, und auch, die Jugendlichen hätten viele Freiwillige gefunden, die sie unterstützen, wie Mitarbeiter der Brüdergemeinde und der Mission „Licht im Osten“ sowie weitere Ehrenamtliche, zu denen auch Menschen aus der Ukraine gehören. Insgesamt sind es 15 bis 20 Personen. Das Hilfsteam hat sich an die „Servicestelle Kommunen in der Einen Welt“ gewandt. Sie vermittelt Solidaritätspartnerschaften mit Städten in der Ukraine – und stellte den Kontakt zu Baschtanka her. Die Stadt, sagt Dominik Sauter, sei Korntal-Münchingen ähnlich: Dort würden auch etwas mehr als 20 000 Menschen leben, die Schulen und der Sport ebenfalls eine große Rolle spielen. Zudem habe die Stadt eine sehr gute Öffentlichkeitsarbeit, meint Matthias Rees: Schließlich wolle man wissen, was in Baschtanka passiert und wohin die Spenden gehen.

Oder besser gesagt der robuste Linienbus, den Baschtanka dringend braucht, um verletzte, kranke und ältere Menschen in das außerhalb gelegene Krankenhaus zu bringen. Stabil muss das Fahrzeug sein, denn es muss gegen die Schlaglöcher der holprigen, kaputten Straßen ankommen. In Baschtanka sei man sehr dankbar über das Interesse aus Korntal-Münchingen und für die Hilfe, erfahren Dominik Sauter und seine Freunde bei einer Videokonferenz mit Vertretern der Stadtverwaltung. „Die nehmen, was sie bekommen.“ Ein Film und Bilder zeigen die Zerstörung durch den Krieg. „Das war sehr eindrucksvoll“, sagt Dominik Sauter.

Die Jugendlichen sind optimistisch

Überhaupt würden die Jugendlichen den Krieg in der Ukraine anders wahrnehmen als andere Kriege. Wegen der geografischen Nähe, sagt Dominik Sauter, aber auch wegen der gemeinsamen Werte. „Die Werte, für die die Ukraine einsteht, sind Werte, für die wir auch einstehen wollen und einstehen.“ Daher sei die Hilfsbereitschaft so groß. Yaren Haroglu, 20, sagt, sie finde es gut, dass die Jugendlichen eine Hand reichen können und in einer kleinen Stadt wie Korntal-Münchingen helfen. „Die Menschen in der Ukraine können jede Hilfe gebrauchen.“ Es sei wichtig, von außen etwas beizusteuern – „weil es uns gut geht und wir einen starken Rücken haben“, sagt Yaren Haroglu.

Die Jugendlichen sind optimistisch

Die Frage, ob sie es leisten können, einen Bus zu beschaffen, beantworten die jungen Leuten mit einem Ja. Das Engagement aller Helfer überzeugt sie ebenso wie die bisherige Spendenbereitschaft der Menschen. Wenige Tage, nachdem das Spendenkonto offen war, waren schon 1000 Euro eingegangen. „Das hat uns überrascht“, sagt Dominik Sauter. Die Jugendlichen würden für die Aktion auf allen Kanälen werben. „Je mehr Reichweite wir haben, desto mehr Spenden generieren wir“, sagt Yaren Haroglu.

Eigenanteil von zehn Prozent

Und die sind wichtig. Die „Servicestelle Kommunen in der Einen Welt“ finanziert zwar 90 Prozent der Kosten eines gebrauchten, gut erhaltenen Linienbusses sowie Generatoren für die Stromversorgung. So bleibt aber dennoch ein Eigenanteil von zehn Prozent für die Stadt. Um den zu stemmen, organisieren die Jugendlichen zwei Benefizkonzerte, bei denen die Künstler auf ihre Gage verzichten, und einen Flohmarkt. Letzteren verantwortet ausschließlich der Jugendgemeinderat. Parallel schreibt das Hilfsteam Baumärkte an in der Hoffnung, dass die Unternehmen die 700 bis 1000 Euro teuren Generatoren spenden. Außerdem wollen die Jugendlichen noch Schulen gewinnen – und überlegen sich weitere Möglichkeiten, um an Spenden zu kommen. Geht es nach ihnen, haben sie noch im ersten Halbjahr einen Bus. Und steht der erst einmal an der Grenze, dann wollen sie den Kontakt zu den Jugendlichen in Baschtanka aufnehmen und schauen, was sich daraus machen lässt.

Alle Informationen stehen im Internet auf www.korntal-muenchingen.de/baschtanka.