Selbst in den äußerlich fertigen unteren Stockwerken soll sich die Tower-Fassade noch ändern. Foto: Patricia Sigerist

Das Fellbacher Super-Hochhaus birgt immer noch Überraschungen. Der Investor CG-Gruppe zeigt sich mit dem bisher erreichten Energiestandard unzufrieden und will die Fassade neu erstellen. Das kostet Zeit und viel Geld.

Fellbach - Nur noch auf das Okay eines Prüfstatikers müsste der neue Investor für den Fellbacher Wohnturm, die CG-Gruppe, eigentlich warten, um den früheren Gewa- und jetzigen Schwabenlandtower SLT 107 von einem besseren Rohbauzustand in ein bewohnbares Gebäude fertigzubauen. Eine Baugenehmigung ist sogar schon erteilt, statt 66 Luxuswohnungen künftig 194 kompakte Apartements einzubauen. Nur der begehrte rote Punkt der Baufreigabe fehlt noch. Unerwartet könnte jetzt jedoch noch vieles anders werden. Zum Beispiel das künftige Aussehen des unangefochten höchsten und daher das Stadtbild und sogar das Remstal prägenden Gebäudes. Am Mittwoch, 23. Oktober, will der Chef der CG-Gruppe, Christoph Gröner, die Neuigkeiten um seinen Tower selbst präsentieren und verspricht, dann die offenen Fragen zu beantworten. Die neugierige Presse und damit auch die Leser sollen also noch ein paar Tage vertröstet werden.

Der Branchendienst Immobilienbrief Stuttgart hat allerdings vorab unter Berufung auf den Chef der Stuttgarter Niederlassung, George Moutoulis, schon einen Vorgeschmack gegeben auf die Veränderungen, die anstehen. Die Rede ist dabei unter anderem von Folgen des zweijährigen Baustopps seit 2016, unter denen die Tower-Baustelle litt, nachdem die ersten Projektentwickler und Bauherren der Gewa 5 to 1 GmbH und Co. KG wegen mangelnden Verkaufserfolgs der Luxuswohnungen in die Insolvenz rutschten. Seither sind unter anderem die Erwartungen an eine Wärmedämmerung gestiegen.

Einst geplantes Solarpanel ist nicht mehr erhältlich

Selbst die Anforderungen aus der ursprünglichen Baugenehmigung von 2014 erfülle das Bauwerk bisher nicht. Zu diesem Ergebnis sei die CG-Gruppe im Rahmen vertiefter Untersuchungen gekommen, berichtet der Immobilienbrief. Ein vier Meter breites und hundert Meter hohes Solarpanel, das nach ursprünglichen Plänen an der Südwestseite angebracht werden sollte, gibt es offenbar gar nicht mehr am Markt, weil dessen Wirkungsgrad zu schlecht gewesen sei.

Eine Idee der CG-Gruppe ist es offenbar, die großzügigen Balkone zu verkleinern und die Fläche den Wohnungen zuzuschlagen. Dazu soll die Fassade nach außen geschoben werden. Für kleinere Wohnungen reicht auch ein kleinerer Balkon, lauten die Überlegungen. Man muss dazu wissen: Die CG-Gruppe plant nicht wie die Vorbesitzerin Gewa die Wohnungen einzeln loszuschlagen, sondern sie will den Tower komplett vermietet an einen institutionellen Anleger verkaufen, sei es eine Versicherung, die Geld aus ihren Rücklagen gewinnbringend anlegen muss, sei es ein Versorgungswerk, in dem die Mitglieder eine Altersversorgung ansparen. Solche Kaufinteressenten, so schreibt es der Immobilienbrief unter Berufung auf George Moutoulis, akzeptierten nicht mehr als einen zehnprozentigen Anteil der Balkonfläche.

Statt die Fassade zu versetzen, soll jetzt eine komplett neue ausgeschrieben werden

Die Fassade des Towers ist nach den Angaben in dem Branchendienst schon zu etwa zwei Dritteln fertig gestellt. Es soll schon Versuche gegeben haben, die vorhandene Fassade zu versetzen, was sich wegen der festen Verankerung und Isolierung als schwierig herausgestellt habe und nicht ohne Schäden verlaufen sei. Nun aber soll, wie es heißt, eine ganz neue Fassade ausgeschrieben werden, die dann bis nach außen geht. Dieser Vorgang würde das Projekt um etwa ein halbes Jahr erneut verzögern – und verteuern. Auch dafür nennt der Immobilienbrief bereits eine Zahl: Ursprünglich hatte die CG-Gruppe vier Millionen Euro eingeplant, die neue würde acht Millionen kosten. Aber es entstünde ein wirklich nachhaltiges Projekt mit einem energetischen Standard, der heutigen Anforderungen entspricht. Fertig werden kann der Tower dann nicht mehr zum Jahresende 2020 sondern erst im Frühjahr 2021. Wie berichtet plant die CG-Gruppe schon seit längerem auch beim angrenzenden Hotel die bereits hochgezogene Fassadenfront einzureißen und neu zu erstellen.

Windturbinen auf dem Dach als Alleinstellungsmerkmal

Der Solitär am östlichen Ortsrand Fellbachs soll laut dem Immobilienbrief sogar noch ein Ausstattungsdetail erhalten, das deutschlandweit zum ersten Mal eingesetzt würde. In luftiger Höhe von 107 Metern, auf dem Dach des Towers, sollen künftig Windturbinen, exakt an der Abrisskante platziert, Strom erzeugen. Diese nutzen die Aufwinde an der Fassade aus. In Asien sei diese Technik verbreiteter. Auch in Kopenhagen sei sie in einem Fall bereits eingeplant.

Der Stadtverwaltung Fellbach als Baugenehmigungsbehörde ist zwar bekannt, dass sich die Fassade verändern soll. Sie vermag dies laut ihrer Sprecherin Sabine Laartz aber noch nicht zu bewerten: „Wir haben noch keine dezidierten Informationen vorliegen.“