Johannes Rydzek (links) und Eric Frenzel sind im Tiefschnee zu Silber im Teamsprint der Nordischen Kombination gestapft. Insgesamt holten die deutschen Ski-Asse bei der WM acht Medaillen. Foto: TT NEWS AGENCY

Zum Abschluss der nordischen Ski-WM gehen nicht alle Wünsche in Erfüllung. Für den Deutschen Skiverband waren es mit insgesamt acht Medaillen - fünf davon aus Gold - dennoch die bisher erfolgreichsten Titelkämpfe.

Falun - Die Nordischen Kombinierer um Medaillenhamster Johannes Rydzek entschwanden nach Silber im Teamsprint in eine lange Party-Nacht, die Skispringer gönnten sich nach dem Absturz im Mannschaftswettbewerb ein Frustbier. Auch wenn sich der Traum vom historischen Gold-Rekord für die deutschen Ski-Asse zum WM-Abschluss nicht erfüllte, verzeichnete der Deutsche Skiverband (DSV) in Falun geschichtsträchtige Titelkämpfe. „Unsere Erwartungen und Ziele wurden noch getoppt. Das waren die erfolgreichsten nordischen Weltmeisterschaften, die es je für den Verband gab“, frohlockte DSV-Präsident Franz Steinle.

Mit fünfmal Gold, zweimal Silber und einmal Bronze wurde der deutsche Titel-Rekord, 1974 an gleicher Stätte durch die DDR aufgestellt, egalisiert. Mit dieser Bilanz avancierte Deutschland zur zweitbesten Ski-Nation hinter den dominierenden Norwegern (11-4-5), die in der dreimaligen Weltmeisterin Therese Johaug und Vierfach-Champion Petter Northug auch die WM-Stars stellten. Beide krönten ihren überragenden WM-Auftritt am Wochenende mit Langlauf-Gold auf den langen Kanten über 30 bzw. 50 Kilometer.

Solch ein Finale blieb Severin Freund verwehrt. Im Teamwettbewerb reichte es für die deutschen Skispringer am Samstag nur zu Rang fünf - 63,4 Punkte hinter Weltmeister Norwegen. Silber ging an Österreich, Bronze holte Polen. „Natürlich sind wir enttäuscht, denn eine Medaille war das große Ziel. Schade, dass es nicht geklappt hat“, sagte Freund. Der Ärger über den Absturz hielt bei dem zuvor mit zweimal Gold und einmal Silber reichlich dekorierten Super-Adler jedoch nicht lange an. „Es war eine schöne WM“, sagte Freund.

Auch Bundestrainer Werner Schuster wollte sich das überragende Ergebnis bei den Titelkämpfen nicht kaputtreden lassen. „Für uns wird es eine unvergessliche WM bleiben. Sonst haben wir uns oft mit bescheidener Qualität zusammengerauft und in der Mannschaft eine Medaille geholt. Jetzt haben wir mit Severin den besten Skispringer der Welt in unseren Reihen. Er hat sich endgültig emanzipiert und ist in die Topkategorie aufgestiegen“, resümierte er.

Rydzek und Frenzel holten Silber im Teamsprint der Nordischen Kombination

Den Beweis dafür hatte Freund mit einem unglaublichen Final-Flug geliefert, bei dem allen Beobachtern der Atem stockte. Der Einzel-Champion überflog seinen Schanzenrekord um 7,5 Meter und landete bei 143 Metern fast schon im Auslauf, wo er jedoch in den Schnee greifen musste. „Ich habe versucht, den Sprung zu stehen, aber da schlägt der Instinkt zu. Mir war schon in der Luft mulmig zumute. Ich bin froh, dass nichts passiert ist“, berichtete der 26-Jährige.

Zuvor waren Johannes Rydzek und Eric Frenzel im Tiefschnee zu Silber im Teamsprint der Nordischen Kombination gestapft. „Wir hatten vier Wettkämpfe und standen viermal auf dem Stockerl. Wir haben einen Einzel-Weltmeister, im Team nach 28 Jahren endlich Gold - wir sind vollauf zufrieden“, bilanzierte Bundestrainer Hermann Weinbuch.

In einem dramatischen Rennen fehlten Rydzek nach einer grandiosen Aufholjagd auf der Schlussrunde im Finish gegen den Franzosen Jason Lamy Chappuis nur 2,7 Sekunden zum dritten WM-Titel. Mit zwei Gold sowie je einmal Silber und Bronze ragte der 23-Jährige bei der WM dennoch heraus. „Dass es vier Medaillen sind, das habe ich schon begriffen. Aber was das alles bedeutet und wie cool das alles ist, wird mir sicher im Nachhinein alles mehr bewusst. Das passiert nicht alle Tage, daher genieße ich das jetzt so wahnsinnig“, sagte Rydzek. Lange Gesichter gab es bei den Deutschen nur in der Loipe. Zwar schaffte Stefanie Böhler am Samstag mit Platz sechs über 30 Kilometer das beste WM-Ergebnis ihrer Karriere, die Bilanz konnte sie damit wie die Herren über 50 Kilometer aber auch nicht mehr retten. Wie schon vor zwei Jahren kehrten die Langläufer ohne Medaille heim.

„Wir werden Maßnahmen ergreifen, um uns im Hinblick auf kommende Großereignisse weiterzuentwickeln“, kündigte DSV-Sportdirektorin Karin Orgeldinger an. Ob damit auch personelle Veränderungen gemeint waren, blieb offen. „Wir werden uns genügend Zeit nehmen, die WM zu analysieren. Bundestrainer Frank Ullrich ist derzeit kein Thema“, sagte Orgeldinger. Das Schlusswort gebührte dann dem DSV-Präsidenten. „Mit dem Langlauf sind wir natürlich nicht zufrieden“, sagte Steinle. „Aber als Gesamt-Team haben wir uns hier hervorragend präsentiert.“