Die Übernahme durch den US-Konzern McKesson stößt bei den Aktionären von Pharmahändler Celesio auf Unmut. Sie sollen nicht nur ihr Stimmrecht verlieren. Das schmeckt vor allem Kleinaktionären nicht: Sie fühlen sich ausgebootet.  

Die Übernahme durch den US-Konzern McKesson stößt bei den Aktionären von Pharmahändler Celesio auf Unmut. Sie sollen nicht nur ihr Stimmrecht verlieren. Das schmeckt vor allem Kleinaktionären nicht: Sie fühlen sich ausgebootet.

Stuttgart - Ein letzter Schritt steht noch aus, dann ist der Zusammenschluss von McKesson und Celesio besiegelt: Der US-Konzern hatte den deutschen Pharmahändler Anfang des Jahres übernommen, nun müssen die Aktionäre noch einem ein sogenannten Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag zustimmen. Nur mit Hilfe des Vertrags ließen sich Vorteile der Übernahme beispielsweise durch einen gemeinsamen Einkauf realisieren, sagte die scheidende Celesio-Chefin Marion Helmes bei der Hauptversammlung in Stuttgart.

Dafür müssten McKesson und Celesio gegenüber den Pharmakonzernen als Einheit auftreten. Bei den Anteilseignern stieß der Plan auf wenig Verständnis: „Herausschmeißen will man uns“, wetterte der Kleinaktionär Matthias Gaebler und sprach von einem „widerlichen“ Angebot.

Die Aktionäre, die im Zuge des Vertrags auf Mitspracherechte unter anderem über die Höhe der Dividende verzichten, sollen als Entschädigung eine jährliche Garantieauszahlung von 83 Cent erhalten oder können McKesson ihre Aktien für 22,99 Euro je Stück verkaufen. Das ist weniger als McKesson im Zuge der Übernahme geboten hatte. Auch der Kurs der Aktie lag zuletzt höher - bei rund 25 Euro.

Roland Klose von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) kritisierte: „Es geht darum, die Aktionäre von der Zukunft der Celesio abzuschneiden“, sagte er. „Sie werden zwangsenteignet“, sagte Andreas Schmidt von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger und deutete an, dass Aktionäre Möglichkeiten für Klagen ausloten.

Es drohen Rechtsstreitigkeiten

Obwohl das Abstimmungsergebnis angesichts des Mehrheitsverhältnisses unstrittig ist - McKesson ist in Besitz von mehr als 75 Prozent der Anteile -, muss der Konzern nach dem Aktiengesetz die Entschädigung bieten. Sonst drohen Rechtsstreitigkeiten: Der Hedgefonds Magnetar Capital hatte bereits im Mai vor dem Landgericht Frankfurt gegen McKesson geklagt und argumentiert, Minderheitsaktionäre, die Wandelanleihen gehalten hatten, seien im Zuge der Übernahme ungerecht behandelt worden und hätten einen höheren Preis verdient. Verhandelt wird im Herbst.

McKesson hatte Celesio erst im zweiten Anlauf kaufen können: Anfang Januar war die geplante Übernahme zunächst gescheitert, weil McKesson zu wenige Anteile eingesammelt hatte. Danach hatte sich der US-Konzern nicht nur vorsorglich mit dem Mischkonzern Haniel, sondern auch mit dem Hedgefonds Elliott geeinigt.

Celesio soll als eigenständiges Unternehmen unter dem Dach von McKesson weitergeführt werden. Dem Pharmahändler hatte zuletzt nicht nur das Spardiktat im Gesundheitswesen und Probleme im wichtigen brasilianischen Markt zu schaffen gemacht. Celesio hatte vor allem unter dem harten Rabattwettbewerb in der Branche gelitten. In Deutschland werde sich die Situation im Laufe des Jahres wahrscheinlich etwas abkühlen, sagte Helmes. Experten teilen diese Einschätzung: „Im Frühjahr 2014 haben die Marktteilnehmer die Rabatte wieder zurückgenommen“, sagte Volker Fitzner von PricewaterhouseCoopers.

Einen Ausblick auf die Zukunft des Unternehmens gab Helmes trotzdem nicht. Die Abwicklung der Übernahme vor den Aktionären war ihr letzter Akt als Celesio-Chefin. Von Mittwoch an übernimmt der langjährige McKesson-Manager Marc Owen ihren Posten.