Udo Lindenberg zeigt, wie gut er sich an Erich Honecker erinnern kann. Foto: Getty Images

Udo Lindenberg hat den „Sonderzug nach Pankow“ besungen und sich auch sonst mit der DDR beschäftigt. Für eine Ausstellung in Leipzig hat der Panikrocker viele Erinnerungsstücke zur Verfügung gestellt – auch seinen goldfarbenen Trabbi.

Leipzig - „Auch Leipziger Nächte sind lang. Guten Morgen“, begrüßt Udo Lindenberg die Presse um vier Uhr nachmittags in seiner Ausstellung. In gewohntem Outfit - dunkles Sakko, dunkle Hose, Hut und Sonnenbrille - schmeißt er sich auf das Prunkstück der Schau: einen goldenen Trabbi. Es war der letzte seiner Art, der im Zwickauer Werk vom Band lief. Lindenberg bekam ihn 1996 überreicht. Denn das deutsch-deutsche Verhältnis lag dem heute 73-Jährigen schon lange sehr am Herzen.

Davon zeugt im 30. Jahr nach der Wende die Ausstellung „Zwischentöne“ im Leipziger Museum der bildenden Künste. Von diesem Freitag an präsentiert sie neben Nostalgieobjekten wie dem „Trabbi“ auch rund 50 Gemälde und Aquarelle aus der Feder des Panikrockers. In comic-haftem Stil verarbeitete er darin schon früh die großen Themen: Frieden, Umweltschutz, Engagement gegen rechts.

Fürsprecher der Einheit

Hinzu kommen etwa 200 Fotos aus dem Archiv Udo Lindenbergs. Die bieten nicht nur einen Abriss wichtiger Stationen der Karriere des Musikers, sondern auch eine Zeitreise durch ein paar Jahrzehnte deutsch-deutscher Geschichte. Schon in den 70ern war Udo Lindenberg ein großer Fürsprecher der Wiedervereinigung. Musikalisch zeugen davon besonders seine Songs „Wir wollen doch einfach nur zusammen sein“ und „Sonderzug nach Pankow“. Die deutsche Teilung, sagt Lindenberg in Leipzig, sei schlicht „ein Ding gewesen, das mich sehr bewegt hat“.

Kein Wunder also, dass die Ausstellung dort auf seine eigene Initiative zurückgeht. In Museumsdirektor Alfred Weidinger, der sich am Mittwoch gesundheitsbedingt entschuldigen ließ, fand er einen dankbaren Partner. „Ich hatte den Wunsch, mich zu verneigen vor den ersten Montagsdemonstranten“, erklärt Lindenberg. „Heute ist ein Feiertag“, fügt er hinzu - und erweist sich damit auch als genauer Kenner der Geschichte.

„Arschtritt Honecker“

Denn just an jenem Tag vor 30 Jahren, am 4. September 1989, versammelten sich nach dem Friedensgebet in der Leipziger Nikolaikirche Bürgerinnen und Bürger zur ersten Montagsdemonstration nach der Sommerpause. Bis zum Tag der Entscheidung am 9. Oktober und dem Mauerfall am 9. November sollten nur noch Wochen vergehen. Oder, mit Udo Lindenberg: „Mauerfall, Arschtritt Honecker, jetzt ist das Scheißding weg und so.“

Er freue sich sehr, in Leipzig seine Kunst präsentieren zu können, erzählt Lindenberg, schlägt dann aber die Brücke ins Jetzt. Man habe ja heute auch im Osten ein „geiles Grundgesetz“, in vielen anderen Ländern der Welt sei das nicht selbstverständlich. Bei den Wahlergebnissen vom Sonntag aus Sachsen und Brandenburg habe er dann aber schon „einen Schock abgekriegt“, nuschelt er.

Verrat an der Jugend

An die AfD, die in beiden Bundesländern kräftig hinzugewann und jeweils zweitstärkste Partei wurde, hat der Panikrocker zwei Botschaften: „Die werden sich mit ihren dummen Sprüchen eh ziemlich schnell disqualifizieren“ - und, nach einem Lob für die jungen Klimademonstranten von „Fridays for Future“: „Nationalismus ist Verrat an der Jugend“.

Kurz darauf wird es aber schon wieder launig. Die aktuellen Probleme, die Klimakatastrophe, ja, die müssten wir lösen, erklärt der Musiker. Bevor er dann, ganz Udo-mäßig, die Freude über die Ausstellung mit seiner Vision für die Gesellschaft in dem Satz zusammenbringt: „Weltoffen, geile Party, ich freue mich sehr, wo ist der Eierlikör?“

Info: Die Ausstellung „Udo Lindenberg. Zwischentöne“ ist von 6. September bis 1. Dezember dienstags sowie donnerstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr und mittwochs von 10 bis 20 Uhr zu sehen. Eintritt 10 Euro, ermäßigt 7 Euro.