Der Familientyp wappne sich im Skiurlaub mit Langmut – die spannenderen Pisten kommen wieder. Foto: Michael Luz

Selbst bei Alpin-Skifahrern, die sich über die Wahl des Sportgeräts einig sind, gibt es himmelweite Unterschiede. Wer seinen Ski-Typ kennt, kann besser buchen – und hat mehr Spaß im Urlaub. In einer dieser Beschreibung wird man sich womöglich wiederfinden.

Stuttgart - Wer oft auf der Piste steht, weiß: Auch Ski-Fahrer lassen sich in verschiedene Typen unterteilen. Wir versuchen uns an einer Typologie der Ski-Touristen.

1 Der Genussfahrer

Übles Schneegestöber im Skiort bei der Ankunft: Auch gut! Morgen wieder Schneefall? Noch besser, denken Sie. Da können Sie ja erst einmal genüsslich ausschlafen! Gegen Mittag kann man ja immer noch sehen, ob es aufreißt und sich ein Nachmittagspass anbietet. Und wenn nicht? Auch nicht tragisch. Ein Spaziergang durch den verschneiten Ort hat ebenfalls seinen Reiz: Der Urlaub ist ja zum Erholen da. Ihre Lust am Skifahren erwacht nur bei besten Bedingungen. Neuschnee, aber bitte ordentlich präpariert, darüber blauer Himmel. Kein Wind! Schon gar keinen Sturm! Kein Eis! Eisplacken auf der Piste machen Ihnen Angst. Eher bremsen Sie, als zügig drüberzubrettern wie die Raser. Schwarze Pisten? Lieber nicht! Schon gar nicht am Anfang des Urlaubs. Erst mal akklimatisieren und sehen, wie’s läuft. Blau ist Ihre Lieblingsfarbe. Gemütlich hinunterschwingen, Bogen für Bogen. Gerne in der Gruppe, da können Sie unbeschwert hinterherfahren, ohne sich selbst orientieren zu müssen. Nicht alle wiederum sind mit Ihrer sportlichen Auffassung einverstanden: Manche nennen Sie Hasenfuß oder Drückeberger, andere höhnen: „Schönwetterfahrer“ oder „Weichei“.

Unser Tipp:

Kleinere Skigebiete aussuchen, in denen es gemütlich zugeht. Sich ab und zu doch mal einen Schubs geben und zumindest die rote Abfahrt wählen: Das ist gut fürs Selbstbewusstsein!

Ihre Regionen:

Zugspitzarena (z. B. Ehrwald), Graubünden (z. B. Brigels), Grindelwald (First-Gebiet), Leukerbad. In der Nähe: Allgäu, Bregenzerwald (z. B. Mellau), Schwarzwald.

2 Der Rennfahrer

Sie kommen im Skiort an: Es windet, die Flocken wirbeln und die Wetterprognosen sind weiterhin schlecht. Dennoch zögern Sie keine Sekunde, sofort einen Skipass für die gesamte Zeit zu kaufen. Bevor Sie einen Tag auslassen, muss viel passieren! Sie fahren bei jedem Wetter, routiniert und wenn möglich schnell. Ihre Lieblingsabfahrten heißen Direttissima oder Inferno, also Hölle. Immer hinunter, so rasant wie irgend möglich. Und so lang wie möglich: vom Gipfelrestaurant hinunter ins Tal, das idealerweise auch schon auf 1800 Metern liegt: zwölf Kilometer nonstop. Herrlich! Furcht ist für Sie ein Fremdwort. Keine Sicht? Macht nichts, wird sich schon ausgehen! Dass es da manchmal ganz schön eng wird, ist unausweichlich. Aber was tun diese Anfänger und Hasenfüße auch auf der schwarzen Piste? Selbst schuld, denken Sie! Manchmal gehen die Meinungen etwas auseinander: Während Sie sich als legitimer Nachfolger von Marc Girardelli oder Maria Rieschsehen, nennen Sie andere Raser oder Pistensau.

Unser Tipp:

Passendes Revier mit weiteren Könnern teilen. Grüne und blaue Pisten meiden oder zur Abwechslung: Tempo rausnehmen und entspannt durchatmen – dann werden auch die Aufnahmen Ihrer Head-Cam besser!

Ihre Regionen:

Weiträumige Resorts wie die 4 Vallées in der Schweiz, Französische Alpen, z. B. Portes du Soleil oder Les Trois Vallées, herausfordernde Skigebiete wie Laax oder Zermatt. In der Nähe: Pizol, Lenzerheide, Diedamskopf.

3 Der Naturliebhaber

Ski fahren um jeden Preis? – Nicht mit Ihnen! Schneekanonen sind Ihnen ein Gräuel, genau wie betonierte Wasserreservoirs am Hang. Auch Bettenburgen und Skischaukeln über geschützte Täler sollte es Ihrer Meinung nach nicht geben. Sie nehmen Rücksicht auf Wildgebiete und bleiben beim Alpinskilaufen auf den Pisten. Genauso gerne gehen Sie aber mit den Schneeschuhen durch den Wald oder oberhalb der Baumgrenze auf Skitour. Stille können Sie genießen, genau wie das Knirschen des Schnees unter den Brettern. Manchmal kommen Sie aber in Konflikt: Denn nicht nur Sie selbst wollen den Wald genießen. Und wäre es nicht noch besser für die Natur, direkt im Tal zu bleiben?

Unser Tipp:

Ein Quartier buchen, das auf Nachhaltigkeit und Regionalität setzt. Autofreie Dörfer oder rückgebaute Skigebiete sind ideal für Sie. Am besten schlafen werden Sie, wenn Sie auch noch mit der Bahn anreisen können.

Ihre Regionen:

Kärnten (Villach, Nockberge), Gargellen (für Tourengeher), Mieminger Plateau in Tirol, Oberengadin. In der Nähe: Allgäu, Bregenzerwald (Bezau, Bizau).

4 Der Après-Ski-Freak

Skifahren ist für Sie vor allem eins: Mittel zum Zweck. Tagsüber muss ein wenig gefahren werden, damit sich der Einkehrschwung lohnt. Auf der Piste sind Sie morgens nicht bei den Ersten, denn schließlich war die Nacht kurz und muss erst einmal weggeatmet werden. Also lässig gegen Mittag starten, Ski- und Sonnenbrille nicht vergessen und bald ein erstes Getränk nehmen. Ein Bierchen geht immer, dazu gerne Deftiges: Schnitzel in Wagenradgröße, Pommes dazu, schon ist wieder eine Unterlage geschaffen. Das darf auch Lokalkolorit haben und Gröschtl, Schmarren, Nocken oder Gnocchi heißen, je nach Region. Doch am besten geht die Gaudi stets in Österreich ab, zum Beispiel in Tirol, wo ganze Hütten tanzen, dass die Wände wackeln. Die Tische sowieso, denn darauf ist der schönste Platz. Disco satt bis Mitternacht! Sie sind ein geselliger Typ und weder als Madl noch als Bub empfindlich. Zur Not geht es auch im Skikeller ab. Nur Spaßbremsen würden Sie einen Proll oder eine Schlampe nennen!

Unser Tipp:

Skihelm auf, auch für die letzten 200 Meter von der Hütte bis ins Dorf. Überzieher aller Arten schützen vor unliebsamen Überraschungen: auch beim Après-Ski-Urlaub.

Ihre Regionen:

Tirol (z. B. Ischgl, Ötztal, Stubaital). Auch ein Garant für Partys: Cluburlaub, z. B. Club Med oder Robinson. In der Nähe: Salober (Skigebiet Warth-Schröcken), Arlberg.

5 Der Familientyp

Meist nur temporär der Fall: Etliche Jahre haben die Kinder das Sagen, und die eigenen Vorlieben stehen hintan. Kinder lieben das Ritual und das Bekannte: Also reicht ein Ferienort für viele Jahre aus. Gesucht werden gute Kinderbetreuung und flexible Skischulen, später übersichtliche Skigebiete, wo keiner verloren geht.

Unser Tipp:

Mit Langmut und Geduld wappnen. Die Kids werden schneller groß, als Ihnen lieb ist. Gruppen mit anderen Familien bilden und sich bei der Betreuung abwechseln.

Ihre Regionen:

Tirol (z. B. Serfaus-Fiss-Ladis), Osttirol, Wallis (z. B. Grächen). In der Nähe: Allgäu, Montafon. Extra-Tipp mit Jugendlichen: Cluburlaub. Da finden Kids in jedem Alter die passende Unterhaltung.