Max Häfner ist auf dem Sprung – sich in der Bundesliga zu etablieren. Foto: Baumann

Michael „Mimi“ Kraus hat zweieinhalb Jahre lang das Spiel des Handball-Bundesligisten TVB Stuttgart geprägt. Jetzt ist er nach Bietigheim gewechselt – und der junge Max Häfner tritt in seiner Fußstapfen. Auch gegen den THW Kiel.

Stuttgart - Bitte recht freundlich! Max Häfner fällt das Lächeln momentan nicht schwer. Schließlich steht der Handballer des TVB Stuttgart zunehmend im Rampenlicht. So wie am Mittwochmittag, als er mit drei Mannschaftskollegen auserkoren war für die jüngste Image-Kampagne des Fußball-Bundesligisten VfB Stuttgart vor der Kamera zu posieren. Und schon an diesem Donnerstag rückt er wieder in den Blickpunkt, dieses Mal in seinem gewohnten Metier, dem Handball. Dann steht in der Porsche-Arena (19 Uhr, es gibt noch etwa 500 Karten) das Spiel gegen den Rekordmeister THW Kiel auf dem Programm „Das ist immer etwas besonderes, da hat jeder Lust Handball zu spielen“, sagt Häfner. Der sich still und leise zu einem Leistungsträger im Team entwickelt.

Genau genommen seit Michael Kraus Mitte Februar kurzfristig zum Ligakonkurrenten SG BBM Bietigheim gewechselt hat, was nicht alle Fans nachvollziehen konnten. Doch spätestens seit Sonntag und dem deutlichen 28:19-Sieg im Derby ist diese Entscheidung perspektivisch betrachtet absolut verständlich. TVB-Trainer Jürgen Schweikardt hatte die Kraus-Freigabe nicht zuletzt damit begründet, dass Häfner so noch in der Rückrunde zu mehr Spielpraxis auf der Mittelposition kommt. Denn dort ist er künftig eingeplant. Und dass er Regisseur kann, hat er bewiesen. „Auf der Position fühle ich mich wohler, da habe ich schon in der Jugend gespielt und auch mehr Verantwortung“, sagt der 22-Jährige, der beim TVB zunächst Linksaußen spielte. Nur ist dort sein Talent fast verschenkt.

Brack lobt die Wurfqualität

So sieht es auch Rolf Brack als neutraler Experte. „Im Derby gegen Göppingen ist er mir erstmals so richtig aufgefallen“, sagt der renommierte Trainer. Warum? „Jeder Spieler braucht etwas Besonderes – und er hat einen Klassewurf, da fehlt nicht mehr viel zu Kraus.“ Von dem hat er sich in den vergangenen eineinhalb Jahren einiges abgeschaut im Training. Das zahlt sich jetzt aus. Dabei traut der gemeine Zuschauer dem Spieler so eine Wurfdynamik auf den ersten Blick gar nicht zu, Häfner ist mit seinen 1,85 Meter und 85 Kilo schließlich kein Kleiderschrank im Rückraum. „Ich bin nicht der Größte und auch nicht der Schwerste.“ Aber mit einem guten Auge und der Schnelligkeit kann man im Handball einiges wettmachen. „Das ist für die Gegner manchmal gar nicht so leicht zu verteidigen“, sagt Häfner. Ein gutes Beispiel dafür ist ausgerechnet Kiels Spielmacher Miha Zarabec (1,78 m; 75 kg), der mit Slowenien auch schon das deutsche Nationalteam vor Probleme gestellt hat.

Stichwort Nationalmannschaft: In der ist der Name Häfner bereits bestens vertreten, durch Bruder Kai. „Ich traue auch Max Häfner den Sprung durchaus zu“, sagt Brack, nicht nur, weil auf dieser wichtigen Position kein Überangebot herrscht, wie die letzte WM vor Augen geführt hat. Trainer-Urgestein Brack erinnert eben an seinen Bruder, der sich unter ihm mit seiner Willenskraft beim HBW Balingen in der Nationalmannschaft etabliert und 2016 den EM-Titel erkämpft hat. „Jeder Handballer hat das Ziel“, sagt Max Häfner, „aber erst einmal muss ich mich in der Bundesliga etablieren.“ Und vor allem gesund bleiben. Denn Verletzungen haben die Karriere schon etwas zurückgeworfen. Erst war ein Band gerissen, dann mussten gleich zweiBandscheiben operiert werden, was ihn 2018 ein halbes Jahr Pause gekostet hat. „Aber jetzt bin ich schmerzfrei – und hoffe, dass es so bleibt.“

Studium als zweites Standbein

Falls je nicht, hat Max Häfner vorgesorgt. Der bodenständige Schwabe studiert an der PH Schwäbisch Gmünd Lehramt (Mathematik und Sport). „Das will ich auf jeden Fall durchziehen“, betont der Handballer mit einem Vertrag bis 2020, ein zweites Standbein kann nie schaden. Der Junge hat einen Plan – nicht nur auf dem Parkett. Das spricht für ihn, der aktuell noch zuhause wohnt, aber das soll sich bald ändern. Nach den Abgängen von Kraus und im Sommer noch Michael Schweikardt hat er zur neuen Saison erst einmal den Bonus, schon in der Mannschaft integriert zu sein.

„Das ist ein großer Vorteil“, sagt Coach Schweikardt in Zeiten des Umbruchs, weil der neue Isländer Elvar Asgeirsson sich erst mal an die raue Bundesligaluft gewöhnen muss, während der Ungar Rudolf Faluvegi immerhin Champions-League-Erfahrung beim HBC Nantes besitzt. Es wird spannend sein zu sehen, wie der Konkurrenzkampf ausgeht. „Ich traue Max zu, dass er sich durchsetzt“, sagt Schweikardt. Die Chance ist jedenfalls größer, als dass sich der TVB gegen Kiel behaupten wird.