Trainer und Geschäftsführer beim TVB: Die Doppelrolle von Jürgen Schweikardt birgt Brisanz. Foto: Baumann

Der Druck steigt: Nach den Rängen 15 und zweimal 14 wird vom TVB Stuttgart in der Handball-Bundesliga mehr als nur der Klassenverbleib erwartet. Die Schlüsselrolle kommt Jürgen Schweikardt zu.

Stuttgart - Schrittfehler kommen im Handball schon mal vor, wenn ein Spieler mit dem Ball mehr als drei Schritte läuft – dann pfeift der Schiedsrichter. Ob beim TVB Stuttgart das Publikum pfeift? Das wiederum hängt in dieser Saison davon ab, ob die Mannschaft den so oft zitierten nächsten Schritt macht. „Das ist unser Ziel“, betont Trainer Jürgen Schweikardt. Heißt im Klartext, dass der Klassenverbleib allein nicht mehr ausreicht, um Zuschauer und Sponsoren zufriedenzustellen.

Drei Jahre sind genug, erst recht in einer Großstadt, wo das Publikum auch ein Stück weit verwöhnt werden will. Also soll der Anschluss ans Mittelfeld geschafft werden, oder wie es Hartmut Jenner, der Chef des Hauptsponsors Kärcher im Interview mit unserer Zeitung umschrieben hat: „In Richtung Platz zehn sollte sich das Ganze schon entwickeln.“

Pokal-Aus als Dämpfer

Die Messlatte liegt also hoch nach den Rängen 15 und zweimal 14 der Vergangenheit. Und die wurde im Pokal gleich im ersten Versuch gerissen, als die Mannschaft gegen Zweitligist DJK Rimpar ausschied. Ein Schritt zurück also, nachdem der TVB im Vorjahr noch im Viertelfinale stand. Kein Grund zur Panik, aber ein Menetekel war das schon, zumal nach einer durchwachsenen Vorbereitung, gepaart wieder mit etlichen Verletzungssorgen (vor allem auf der linken Seite), die den Ambitionen schon im Vorjahr einen Strich durch die Rechnung gemacht haben und Trainer Markus Baur zu Beginn der Rückrunde sogar den Job gekostet hat. Dass Geschäftsführer Jürgen Schweikardt dann von einer Interims- zur Dauerlösung wurde, birgt zusätzliche Brisanz, denn der Druck lastet vor allem auf dem 38-Jährigen, der für die sportlichen Belange nun alleine zuständig ist.

„Wir wissen, dass es nicht einfach wird, die Zielsetzung umzusetzen“, sagt Christian May als Sprecher der Gesellschafter, die natürlich ein Interesse haben, dass der Verein nach vorne kommt. Auch wenn sich das nicht immer nur am Tabellenplatz festmachen lässt. „Letztendlich hängt es auch davon ab, was das Produkt dem einzelnen Sponsor bringt.“

Erst in Leipzig, dann kommen die Löwen

Um den Verein auch wirtschaftlich weiterzubringen, wurdein Sven Franzen erstmals ein Geschäftsführer für den Bereich Finanzen und Marketing eingestellt, der mit dem Blick von außen neue Ideen einbringen soll. „Wir können uns noch verbessern, was überregionale Sponsoren angeht“, sagt auch May. Doch gerade große Firmen schauen noch mehr auf den sportlichen Erfolg und ihre Kennziffern. Der sollte nicht allzu lange auf sich warten lassen. Nach dem schweren Auftaktprogramm in Leipzig und gegen die Löwen muss spätestens gegen die HSG Wetzlar oder in Gummersbach gepunktet werden. Sonst könnte es schnell unruhig werden.

Doch Christian May ist zuversichtlich: „Wir haben Vertrauen in die sportliche Leitung.“ Und wenn’s nicht klappt? „Dann haben wir ein Problem.“

Prognose Der TVB steht in seinem vierten Bundesliga-Jahr vor einer Schlüsselsaison. Es muss vorangehen, das steigert den Druck. Vor allem auf Trainer Jürgen Schweikardt. Viel hängt davon ab, ob die Leistungsträger Johannes Bitter und Michael Kraus fit sind und die beiden einzigen Neuen, David Schmidt und Lukas von Deschwanden, schnell einschlagen.