Borchert (Christian Kohlund, li.) und Furrer (Pierre Kiwitt) rätseln über die Motive des Gewalttäters. Foto: ARD Degeto/Roland Suso Richter

Der Zürich-Krimi „Borchert und die tödliche Falle“ in der ARD bietet viel Nervenkitzel. Auch wenn die Titelfigur nicht gleich selbst in Gefahr gerät.

Stuttgart - Ein nettes Abendessen unter Freunden, aber an einem eher ungewöhnlichen Ort für Selbstgebrutzeltes der Gourmetklasse: in einem alten Wohnanhänger. Aber so haust der Herr Borchert eben, er arbeitet momentan ja auch als Anwalt ohne Gerichtszulassung. Der Held der Zürich-Krimireihe der ARD ist eine Mischung aus systemkonformem Pragmatiker und regelfernem Lebenskünstler, was der Hauptdarsteller Christian Kohlund auch ohne Worte gut auszudrücken weiß. Er hat Züge eines bulligen Immobilienentwicklers, schaut im nächsten Moment aber dem amerikanischen Absturzpoeten Charles Bukowski ähnlich.

Auf der Schwelle zur Freiheit

Wer keinen der vorigen sechs Zürich-Krimis gesehen hat, mag anfangs ein wenig fremdeln. Die Figuren - Borchert, dessen Chefin Dominique Kuster (Ina Paule Klink) und Kusters Vater, der Spitzenanwalt Reto Zanger (Robert Hunger-Bühler) – sind vertraut miteinander, und es gibt da auch Spannungslinien zwischen ihnen. Aber Wolf Jakoby, der ständige Autor dieser Reihe, stellt die Figuren und Verhältnisse nicht mehr lange vor.

Neueinsteiger sollten sich zumindest davon nicht irritieren lassen: In „Borchert und die tödliche Falle“ geht es bald um direkte Aktion, um das Adrenalinpulsen in einer Hochrisikosituation. Dominique Kuster muss am Morgen nach dem Abendessen für ihren Vater bei einem Gerichtstermin einspringen. Der Ex-Soldat Böni (Golo Euler), der wegen eines Raubüberfalls einsitzt, soll wegen guter Führung vorzeitig aus der Haft entlassen werden: Der Fall ist reine Formsache. Aber auf der Schwelle zur Freiheit scheint Böni durchzudrehen, zückt eine Schusswaffe, nimmt die Menschen im Gerichtssaal als Geiseln und fordert Geld sowie einen Fluchthubschrauber.

Viel Druck vor Ort

Jakoby und der Regisseur Roland Suso Richter lassen früh erkennen, dass es Hintermänner gibt, dass hier kein Einzeltäter ausrastet. Aber es geht ihnen vor allem um den Druck vor Ort, um das Vermitteln von Stress, um den Nervenkitzel, wenn gehandelt werden muss, wo es eigentlich gar keine Handlungsoptionen gibt. Arg logisch ist das nicht, aber sauber auf den Moment hin inszeniert.

Neu im Ensemble trumpft Pierre Kiwitt als Hauptmann Furrer auf, als emotionaler, knurriger Tatmensch, wie man ihn aus dem US-Actionkino kennt. Wenn Furrers Vorgesetzte sagen, er solle sich still verhalten, dann folgt er seinem Bauchgefühl und legt los. Immerhin ist das hier nicht der Weg zum Erfolg, sondern kostet nur unnötigen Blutzoll.

Ausstrahlung: ARD, 23. April 2020, 20.15 Uhr