Gruppenbild mit Genie: die wichtigsten Figuren der TV-Serie Sherlock Holmes vereint. Foto: BBC

Das Warten hat ein Ende! Die ARD zeigt die vierte Staffel der „Sherlock“-Serie. Ein entscheidender Charakter stirbt, einer taucht wieder auf, ein neuer kommt hinzu.

Berlin - Den ersten Fall hat er in fünf Minuten gelöst. Der Sohn eines Kabinettsmitglieds sitzt eine Woche lang tot in seinem Auto - unbemerkt, direkt vor dem väterlichen Anwesen. Erst als der Wagen in Flammen aufgeht, wird seine Leiche entdeckt. Ein Klacks für den Meisterdetektiv Sherlock Holmes. Das Erste zeigt nach mehr als zwei Jahren Pause die vierte Staffel der britischen Erfolgsserie mit Benedict Cumberbatch in der Hauptrolle. Los geht es an Pfingsten - Sonntag und Montag jeweils um 21.45 Uhr. Der dritte Teil folgt am 11. Juni zur gleichen Zeit. Es wird düster und richtig persönlich.

Natürlich ist die verbrannte Leiche kein allzu komplizierter Fall für Holmes. Ihn interessiert - mal wieder - ein vermeintlicher Randaspekt im ersten Teil der neuen Staffel, „Die sechs Thatchers“: eine zerstörte Büste der einstigen britischen Premierministerin. Es bleibt nicht die einzige. Und immer mehr dreht sich der Fall um Mary Watson, die Frau von Holmes’ Partner. Aus dem Nerd wird zusehends ein Mensch, der Mary verspricht, sie zu beschützen. Auf die Frage, ob da Gefühle aus ihm sprechen, entgegnet er aber: „Nein, ich spreche selber.“

Das Trio - Holmes und die Watsons - gestalten die Autoren Steven Moffat und Mark Gatiss inniger und freundschaftlicher. Im Laufe der drei Teile wird deutlich, welchen Einfluss Mary auf die Männer hat. Und auch wenn es anfangs den Anschein macht, als würde aus dem Nerd Holmes mehr Mensch, hat sich das bald wieder erledigt.

„Ist ihr Freund verrückt?“, wird Dr. John Watson gefragt und antwortet: „Nein, er ist ein Arschloch. Aber da vertut man sich schnell.“ Cumberbatch sagt über seine Rolle: „All das Zeug, das wir höflich Zivilisation nennen, lenkt diesen Mann nur ab, denn er muss Komplexität in einem beispiellosen Ausmaß berücksichtigen.“ Am besten charakterisiert ihn aber Mary: „Ein Junkie, der Verbrechen aufklärt, um high zu werden.“

Fälle sind wieder großartig inszeniert

Angelehnt an die Romanvorlagen von Sir Artur Conan Doyles geht es im zweiten Teil „Der lügende Detektiv“ um einen Serienmörder. Teil drei, „Das letzte Problem“, wird zu einem richtig spannenden Psychothriller zwischen Denkaufgaben, einem aus der Ferne zu verhindernden Flugzeugabsturz und der stetigen Frage nach Moral, wenn man über Tod und Leben richten kann. Im Laufe der Staffel geraten alle drei Hauptfiguren in Lebensgefahr - für eine endet das tödlich. Und auch der totgeglaubte Rivale Moriarty spielt immer wieder eine Rolle.

Die Fälle sind wieder einmal großartig inszeniert. Verschiedene Handlungsstränge werden gegeneinander geschnitten. Farben, Licht und die passende Musik setzen überall da Effekte, wo die Darsteller nicht im Vordergrund stehen. Kern aber sind die Dialoge, Schlagabtausche zwischen Holmes und seinen Partnern oder Kontrahenten. Und auch seine Monologe: „Mein Gehirn ist zu schnell, ich habe Probleme zu folgen.“

Die bisherigen Folgen sahen laut ARD im Schnitt 3,16 Millionen Zuschauer, ein Marktanteil von 12,3 Prozent. Die vierte Staffel hatte die BBC Anfang dieses Jahres dem heimischen Publikum präsentiert. Gut ist, dass die drei Teile in Deutschland ebenfalls schnell nacheinander gezeigt werden. Denn auch die Cliffhänger haben es in sich: „Oh, er macht so ein merkwürdiges Gesicht. Ich sollte besser ein Loch reinschießen.“ Schnitt. Pistole. Schnitt. Schuss. Schluss.

Überhaupt könnte „Das letzte Problem“ seinem Namen in mehrfacher Hinsicht gerecht werden - und das Finale der Serie sein. Spekuliert wird darüber schon länger, nicht zuletzt weil Watson-Darsteller Martin Freeman in einem Interview der „Entertainment Weekly“ sagte, alle seien sehr beschäftigt und wollten auch andere Sachen machen. „Ich denke, ein Ende ist nichts, wovor man sich fürchten muss.“ Nun legt Koproduzent Gatiss nach: „Vieles von dem, was wir seit langer Zeit geplant hatten, konnten wir hoffentlich sehr zufriedenstellend verwirklichen. Das heißt nicht, dass dies unbedingt der endgültige Höhepunkt ist, aber es könnte sein - wer weiß?“