Donald Trump blieb der letzten TV-Debatte der Republikaner fern und inszeniert lieber seine eigene Show. Foto: dpa

Donald Trump bleibt der letzten TV-Debatte der Republikaner fern, bestimmt sie aber trotzdem. Angeblich hatte er vom Fernsehsender Fox News fünf Millionen Dollar für eine Teilnahme gefordert. Auf seiner eigenen Bühne ein paar Kilometer entfernt widerspricht ihm niemand.

Des Moines - Hinter dem Rednerpult: Sieben amerikanische Flaggen. Die Nationalhymne wird gespielt, im Auditorium der Drake University von Des Moines in Iowa, das Publikum ist aufgedreht, immer wieder ertönen „USA-USA“-Sprechchöre. Donald Trump ist noch gar nicht da, aber die Trump-Show hat schon begonnen. Und das Medienaufgebot ist riesig.

Als er hinter dem Vorhang herauskommt, ist es seine Bühne, er dominiert sie. Keine unangenehmen Fragen, keine Gegenargumente, keine Gegner. Nur pure Unterstützung. „Ich unterstütze ihn, weil er die Wahrheit sagt, nicht wie die anderen“, sagt der 68 Jahre alte Vietnam-Veteran Ricky Redcliffe, der eigens dreieinhalb Stunden Autofahrt aus Minnesota auf sich genommen hat, um sein Idol zu sehen.

Ein paar Kilometer entfernt, steht sein bisheriger Hauptkonkurrent im Rennen um die Präsidentschaftskandidatur der US-Republikaner auf einer anderen Bühne. Ted Cruz misst sich mit den anderen Bewerbern, Jeb Bush ist dabei, Marco Rubio, John Kasich. Es ist die letzte TV-Debatte der Republikaner, bevor bei der ersten innerparteilichen Vorwahl in Iowa am Montag erstmals die Wähler das Wort haben.

Der Rebell macht ernst mit dem Establishment

Donald Trump hat Ernst gemacht. Was er schon vor vorherigen Redeschlachten mehrmals angedroht hatte, hat er nun wahr gemacht. Die letzte große TV-Debatte findet ohne den Mann statt, der in allen Umfragen führt und der als Unternehmer das politische Establishment in den USA auf beispiellose Art herausfordert.

Vordergründig geht es um einen bizarren Streit Trumps mit Fox News. Er war in einer frühen TV-Debatte mit der Moderatorin Megyn Kelly aneinandergeraten, die er bezichtigt seine Mitbewerber zu bevorzugen. Kelly war auch am Donnerstag wieder unter den Fragestellern. „Wenn man nicht gut behandelt wird, dann muss man aufstehen, als Person und auch als Nation“, ruft Trump unter dem Jubel seiner meist schwer patriotischen Zuhörer.

Auf der Bühne der Debatte im Zentrum von Des Moines steht Trump nicht, Aufmerksamkeit bekommt er trotzdem. In den ersten Minuten der Debatte ist er mal der Elefant, der nicht da ist, mal der Teddybär.

„Mehr Kameras als da drüben“

Bei seiner eigenen Konkurrenzveranstaltung, angeblich innerhalb von 48 Stunden kurzfristig zusammengezimmert, ist ihm nicht nur Jubel gewiss, sondern auch mediales Interesse. Rund 800 Zuhörern stehen 200 Journalisten gegenüber. „Wir haben mehr Kameras hier als die da drüben“, scherzt er selber und zieht über die andere Kandidaten her, die sich von Lobbyisten leiten ließen und korrupt seien.

Ausdrücklich schließt er Rick Santorum und Mike Huckabee aus. „Das sind nicht solche“, ruft er ins Publikum. Beide sind chancenlos im Rennen um die Präsidentschaftskandidatur. Beide ließen sich von Trump einladen und loben ihren Gastgeber nun über den grünen Klee.

Wenige Kilometer entfernt sind die übrigen Bewerber weniger gut auf ihn zu sprechen. Moderatorin Megyn Kelly fragt gleich zu Beginn, was mit dem Elefant sei, der nicht im Raum ist. Ted Cruz antwortet mit einer Imitation: „Ich bin ein Wahnsinniger. Und jeder hier auf der Bühne ist dumm, fett und hässlich.“ Nun, da der Trump-Part vorbei sei, wolle er allen dafür danken, dass sie erschienen seien.

Die Debatte hat ohne Trump mehr Substanz

Jeb Bush - Ex-Gouverneur von Florida und einst Favorit im Rennen - wird ebenfalls ironisch: „Ich vermisse ihn irgendwie. Ich wünschte, er wäre hier. Er war wie ein Teddybär für mich.“ Trump war Bush bei früheren Debatten oft hart angegangen. Wie eigentlich jeden seiner Konkurrenten. Ohne ihn hat die Debatte mehr Substanz. Es ist weniger laut, es geht weniger um Nebensächliches.

Die dominierenden Themen sind wie auch bei früheren Debatten der Kampf gegen den Terrorismus und Außenpolitik. Aber einen klaren Gewinner gibt es nicht. Keiner der Männer auf der Bühne kann das Vakuum ausfüllen, das Trump hinterlässt.

Ted Cruz bekommt seinen Moment. Er steht im Zentrum der Bewerber, da wo sonst Trump steht. Und er ist dort vor allem eine schöne Zielscheibe für die anderen, die ihm etwa eine zu lasche Haltung beim Thema Immigration vorhalten.

Rubio will Guantanamo behalten

Marco Rubio, Senator von Florida, wählt auffällig oft die Formulierung „Wenn ich Präsident bin“ und macht vor allem mit einer Äußerung von sich reden: Wenn er Präsident ist, werden Terroristen wieder in das berüchtigte Gefangenenlager Guantánamo geschickt. Das will Präsident Barack Obama eigentlich noch in seinen verbliebenen Monaten im Amt schließen.

Jeb Bush macht keinen Fehler, glänzt aber auch nicht. John Kasich bietet sich als moderate Alternative an. Chris Christie, Gouverneur von New Jersey , attackiert Hillary Clinton, Bewerberin der Demokraten, für die Geschichte mit den Emails. Clinton hatte als Außenministerin einst dienstliche Mails über ihr privates Emailkonto laufen lassen.

Ben Carson, Neurochirurg und äußerst konservativ, ist zwar noch dabei, aber schon so weit im Abseits, dass es nur noch eine Frage der Zeit sein dürfte, bis er aufgibt. Rand Paul, der dank Trumps Abwesenheit eine Chance auf der Hauptbühne bekommt, fällt zumindest mit ein paar scharfen Attacken gegen die anderen auf.

Und am Ende kommen sie dann doch wieder auf den zurück, der nicht da ist. Beiläufig sagt Jeb Bush: „Donald Trump - ich habe seinen Namen erwähnt, falls ihn jemand vermisst.“