Sogar Mütter mit Kinderwagen würden sich unter dem Geländer durchzwängen, berichtet Dieter Plieninger. Foto: Julia Bosch

Ein Bürger nennt die Fußwege des Parkplatzes am tus-Fitnessstudio einen „Schildbürgerstreich“. Die Stadtverwaltung reagiert genervt und will keinen Kontakt mehr mit dem Mann aus Möhringen. Die Ursache für den Knatsch ist lediglich ein Geländer . . .

Degerloch - Manchmal fragt seine Ehefrau ihn, warum er diesen Aufwand überhaupt auf sich nehme. Wozu all die Gespräche, Schreiben, Fotos und investierte Zeit – für lediglich einen Fußweg an einem Parkplatz? „Tatsächlich bringt mir mein Einsatz überhaupt nichts. Aber es geht darum, dass ich mich von der Stadt für blöd verkauft fühle“, sagt Dieter Plieninger. Seit Januar kämpft der 76-Jährige, der in Möhringen wohnt, für einen alternativen Fußweg am Parkplatz des tus-Fitnessstudios auf der Waldau in Degerloch. Die bestehenden Fußwege dort sind aus seiner Sicht eine Fehlplanung.

Vor rund drei Jahren wurde an dem Fitnessstudio des Stuttgarter Turn- und Sportbunds (tus) zwischen Keßlerweg und Königsträßle ein neuer Parkplatz errichtet. Diesen hält Dieter Plieninger für durchaus sinnvoll, er sei auch stark frequentiert, meint er: „Aber man hat sich nicht überlegt, welche Fußwege die Menschen in der Praxis nehmen.“

„Sogar Mütter mit Kinderwagen zwängen sich durch“

Zum Verständnis: Um den neuen Parkplatz herum wurde ein Geländer errichtet. Wenn die Besucher des Fitnessstudios nun auf diesem Parkplatz ihr Fahrzeug abstellen, müssen sie entweder durch die Autoeinfahrt oder über den Parkplatz bis zum Fußweg laufen, der entlang des Fitnessstudio-Gebäudes vorbeiführt. Beide Wege sind – je nachdem, wo man sein Auto abstellt – deutlich länger, als wenn die Besucher ein kleines Stück über den Rasen laufen und anschließend unter dem Geländer durchklettern.

„Mir fällt das immer wieder auf: Sogar Mütter mit Kinderwagen zwängen sich unter dem Geländer durch. Es entspricht einfach nicht dem menschlichen Wesen, Umwege in zu Kauf nehmen“, sagt Plieninger. Diese Beobachtung hat der Rentner erstmals Anfang Januar dieses Jahres in einem Brief an den Oberbürgermeister Fritz Kuhn formuliert. Eine Antwort erhielt er vom Leiter des Amtes für Sport und Bewegung, Günther Kuhnigk. Dieser erläuterte ihm, dass man den Parkplatz so konstruiert habe, dass möglichst viele Stellplätze gebaut werden könnten.

Stadt will nicht weiter mit dem Bürger kommunizieren

„Diese Begründung halte ich für unbefriedigend. Meiner Meinung nach würde lediglich ein Stellplatz wegfallen, wenn man einen zusätzlichen Fußweg schaffen würde.“ Auch die Begründung auf Kosteneinsparung seitens der Stadt verstehe er nicht: „An der Stelle, wo man den kurzen Fußweg schaffen könnte, befindet sich nur eine niedrige Dornenhecke, von der man ein Stück entfernen müsste. Und man müsste eine einzige Mülltonne umstellen.“

Mittlerweile hat Dieter Plieninger den vierten Brief an die Stadt verfasst, er gibt sich nicht zufrieden mit der ablehnenden Haltung. Unterdessen hat die Verwaltung offenbar genug von seinen Klagen: „Nachdem wir ihm dreimal zurückgeschrieben haben, werden wir aus arbeitsökonomischen Gründen nicht weiter mit Herrn Plieninger korrespondieren“, erläutert der Sportamtsleiter Kuhnigk. Die Stadt sei der Meinung, dass es nicht erforderlich sei, einen zusätzlichen Fußweg zu schaffen. Sowieso habe das Sportamt die Planung des Parkplatzes komplett mit dem tus abgestimmt, und den Weg, der um das Gebäude herumführe, habe der tus sogar selbst geplant, sagt Kuhnigk. „Und aus meiner Sicht ist es auch zumutbar, wenn man auf dem Weg zu einem Fitnessstudio ist, einige Meter zusätzlich zu laufen.“

Dieter Plieninger will nicht aufgeben

Dennoch räumt Kuhnigk ein, dass in der Tat mehrere Menschen nicht auf den vorgesehenen Wegen laufen, sondern sich unter dem Geländer durchzwängen: „Aber diese Situation gibt es an vielen Stellen in Stuttgart.“ Außerdem würde es laut Kuhnigk um die 10 000 Euro kosten, würde man den zusätzlichen Fußweg bauen. „Es ist nicht damit getan, die Hecke zu entfernen. Man müsste eben auch einen richtigen Weg errichten.“ Dies halte seines Wissens nach auch der tus nicht für nötig: „Und für die Stadt hat das nicht erste Priorität.“

Fraglich ist, ob Dieter Plieninger sich damit zufriedengeben wird. Er denkt bereits darüber nach, sich nun an den Degerlocher Bezirksbeirat zu wenden und Unterstützer für sein Anliegen zu rekrutieren.