Viele Jahre eine Bank im deutschen Team: Kim Bui Foto: dpa/Christoph Soeder

Die Turnerin freut sich auf den letzten Höhepunkt ihrer Karriere und verabschiedet sich danach im Alter von 33 Jahren vom Leistungssport.

Seit 17 Jahren ist sie Teil des Nationalteams – das sagt schon ganz viel aus über Kim Bui. Sie ist die Dauerbrennerin des deutschen Turnens. In einer Sportart, in der viele Karrieren auf der großen Bühne mit Anfang oder spätestens Mitte 20 schon vorbei sind, zählt sie mit 33 Jahren immer noch zum Kreis der Besten. Dank ihrer Willensstärke und Beharrlichkeit, dank des sorgsamen Umgangs mit ihrem Körper.

Viel erlebt

Doch bald ist Schluss, noch diesen Monat. Mit den Europameisterschaften in München (11. bis 21. August) wird die Stuttgarterin Kim Bui Stufenbarren, Schwebebalken, Sprungtisch und Bodenfläche den Rücken zukehren. „Die Entscheidung hat sich angebahnt“, sagte die amtierende deutsche Meisterin am Stufenbarren und Boden am Mittwoch in Frankfurt am Main. „Jedem Sportler stellt sich irgendwann die Frage, wann er aufhören soll. Aber ich hatte lange nicht das Gefühl, dass ich bereit dazu bin.“ Während einer Auszeit nach ihren dritten Olympischen Spielen in Tokio im vergangenen Jahr sei sie jedoch nach und nach zu der Überzeugung gelangt, diesen Schritt nun gehen zu wollen: „Ich habe alles erlebt und vieles erreicht, das ist für mich jetzt eine runde Sache.“

Eine Größe

Kim Bui ist stets eine verlässliche Größe gewesen im deutschen Nationalteam. „Kim ist im Laufe ihrer langen Karriere ein wichtiger Eckpfeiler des Turnteams Deutschland geworden“, sagt der DTB-Präsident Alfons Hölzl. Das aber nicht nur aufgrund ihrer sportlichen Qualität, auch menschlich gehörte sie zu den ganz wichtigen Frontfiguren der deutschen Turnermannschaft. „Sie hat eine tolle Persönlichkeit, mit der sie das Team in vielen Wettkämpfen angeführt hat. Kim wird dem Team sicherlich fehlen“, sagt der Verbandschef.

Elisabeth Seitz ist die langjährige Trainingspartnerin von Kim Bui beim MTV Stuttgart. „Kim und ich sind seit 2009 gemeinsam im Team, und sie ist mir als Kollegin und Freundin sehr ans Herz gewachsen“, sagt sie und kann sich die Zeit ohne die EM-Dritte von 2011 am Stufenbarren kaum vorstellen. „Ich werde meinen Trainingsbuddy in der Wettkampf- und Trainingshalle wie auch als Zimmerkollegin sehr vermissen“, sagt Seitz. Der Abschied bei der Heim-EM in München sei aber für ihre „großartige Karriere“ die richtige Bühne. „Das gönne ich ihr aus tiefstem Herzen und wünsche ihr alles Gute für die Zeit nach dem Turnen.“

Sehr verantwortungsvoll

Der ehemalige DTB-Präsident und langjährige Chef des Schwäbischen Turnerbundes, Rainer Brechtken, hat die Karriere der Turnerin auch viele Jahre aus der Nähe verfolgt. „Kim ist mit ihrem Körper sehr verantwortungsvoll und vernünftig umgegangen“, sagt er, zieht vor der Karriere von Kim Bui den Hut und attestiert ihr eine „großartige Leistung“ in allen Belangen. „Sie ist ja nicht nur eine, die für sich selber sorgt, sie war sehr viele Jahre die Sprecherin der Athletinnen“, sagt der ehemalige Turnfunktionär. „Kim ist für die Nachwuchsturnerinnen ein großes Vorbild und vor allem auch eine, die sich bei Rückschlägen nicht entmutigen lässt“, so Brechtken.

Er erinnert sich daran, dass die Turnerin Bui mal die Teilnahme an Olympischen Spielen um ein Tausendstel verpasst hat und diese Niederlage sehr professionell weggesteckt hat. Darüber hinaus bezeichnet er die Athletin als eine „ausgesprochen intelligente Frau“. Imponiert hat Brechtken immer, dass Bui das Studium und das Turnen miteinander verbinden konnte, wo doch beides so unfassbar zeitaufwendig sei. „Sie ist eine Sportlerin, der ich allerhöchsten Respekt zolle.“

Einmal noch alles geben

Ihr letzter Wettkampf, die EM im Rahmen der European Championships in München, ist für Kim Bui jetzt noch mal ein Höhepunkt zum Abschluss. „Es ist nicht vorbei, bis es vorbei ist“, sagt sie vor der Veranstaltung. „Erst nach meiner letzten Übung werde ich meinen Turnanzug zurück in den Kleiderschrank hängen.“