Soldaten der türkischen Armee warten in der Provinz Hatay nahe der Grenze zu Syrien auf den Befehl zum Einmarsch. Foto: AFP

Washington hat dem türkischen Präsidenten Erdogan den Anlass für die Militärattacke gegen die Kurdenenklave Afrin geliefert. Diese wird schwere Folgen haben, meint Frank Nordhausen.

Istanbul - Der türkische Präsident Erdogan hat seine Drohungen wahr gemacht. Sein Militär attackiert die syrische Kurdenenklave Afrin aus der Luft und am Boden. Die Invasion trifft eine der letzten unzerstörten Regionen des Landes, die Hunderttausende innersyrische Flüchtlinge aufgenommen hat. Der Angriff kann unabsehbare Folgen für die gesamte Region haben, denn erstmals trifft sie jetzt kurdisches Kernland. Harte Kämpfe mit vielen zivilen Toten und massiven Verwüstungen sind zu befürchten.

Washington hat die Unterstützung für die PKK toleriert

An der Lage trägt Washington erhebliche Mitschuld. Als die Kurden für die US-geführte Koalition die Kastanien gegen den IS aus dem Feuer holten, wurden sie unterstützt und bewaffnet. Gleichzeitig hat Washington ihnen keine Grenzen gesetzt und ihre mindestens logistische Unterstützung für die PKK toleriert. Umgekehrt wäre es jetzt die Pflicht der USA gewesen, die Türkei an der Invasion Afrins zu hindern. Stattdessen lieferten sie Erdogan mit der Ankündigung, eine 30 000 Soldaten starke kurdische Grenztruppe in Syrien aufzubauen, den Anlass, auf den er nur gewartet hatte. Er nutzt die Intervention, um den Nationalismus anzuheizen und seine Position in den anstehenden Wahlkämpfen zu stärken. Für Deutschland sollte klar sein: Die geplante Aufrüstung türkischer Panzer verbietet sich momentan von selbst.