Bei einem Tsunami in Indonesien gab es viele Todesopfer. Foto: AP

Erinnerungen an 2004 - Wie vor 14 Jahren verwüstet ein Seebeben um Weihnachten beliebte Touristenstrände in Indonesien. Der Auslöser ist diesmal ein anderer.

Jakarta - Ein Tsunami im Westen Indonesiens hat 222 Menschen in den Tod gerissen. Weitere 28 Personen würden noch vermisst, es gebe etwa 843 Verletzte, teilte die Katastrophenschutzbehörde am Sonntag mit. Die Zahlen könnten noch steigen, weil noch nicht alle verwüsteten Gegenden erreicht worden seien, sagte Behördensprecher Sutopo Purwo Nugroho.

Die Tsunamiwelle riss an den Küsten der Inseln Java und Sumatra reihenweise Gebäude ein. Neun Hotels und Hunderte Wohnhäuser wurden beschädigt. Mit am schlimmsten betroffen war die Region Pandeglang in der Provinz Banten auf Java mit beliebten Stränden und dem Ujung Kulon Nationalpark. Im nördlich davon gelegenen Sumatra flüchteten Hunderte Einwohner der Stadt Bandar Lampung in die Residenz des Gouverneurs.

Zahlreiche Touristen in der Gegend

In die Gegend sind zahlreiche Touristen gereist, um das verlängerte Weihnachtswochenende dort zu genießen. Australien und Neuseeland erklärten, sie prüften noch, ob Bürger ihrer Länder unter den Opfern sind. Bislang gebe es dazu keine Informationen.

Indonesiens Präsident Joko Widodo äußerte sein Mitgefühl und mahnte die Behörden zu schneller Hilfe. „Mein tief empfundenes Beileid den Opfern in Banten und Lumpung“, sagte er. „Hoffentlich haben die Überlebenden Geduld.“

Im Internet kursierten Filmaufnahmen vom Auftritt der Band „Seventeen“ unter einem Zelt am Strand. Zwischen zwei Songs, während der Schlagzeuger noch spielte, stürzte die Bühne plötzlich nach vorn und schleuderte die Band mit ihrem Instrumenten ins Publikum. Das Management teilte mit, der Bassist, der Gitarrist und ein Manager der Band seien tot geborgen worden. Zwei weitere Bandmitglieder würden vermisst.

Vulkan-Ausbruch vor Seebeben

Wissenschaftler erklärten, das Seebeben am Samstagabend (Ortszeit) sei offenbar durch einen Ausbruch des Vulkans Anak Krakatau ausgelöst worden, der sich 24 Minuten vor dem Tsunami ereignet habe. Dadurch sei es über oder unter der Wasseroberfläche wohl zu einem Erdrutsch gekommen. Verstärkt worden sei der Tsunami durch die Springflut bei Vollmond.

Der 16-jährige Azki Kurniawan sagte, die Tsunamiwarnung habe ihn verwirrt, weil er keine Erdbeben gespürt habe. Die Welle habe ihn in einen Zaun geschleudert, an dem er sich festgeklammert habe.

Der Norweger Øystein Lund Andersen berichtete auf Facebook, er habe Bilder von dem Vulkan gemacht, als plötzlich eine gewaltige Welle auf ihn zu gebraust und 15 bis 30 Meter landeinwärts geschossen sei. Die nächste Welle habe sein Hotel erwischt und Autos auf der Straße dahinter unter Wasser gesetzt. Er und seine Familie hätten sich in höher gelegenes Gebiet gerettet, wo Einwohner sie versorgt hätten.

Krakatau berüchtigt für Ausbrüche

Der Krakatau ist berüchtigt für einen gigantischsten jemals bekannt gewordenen Vulkanausbrüche. Dabei wurde 1883 fast die gesamte Vulkaninsel weggesprengt. Es gab mehr als 30 000 Tote. Der Vulkan-Nachfolger Anak Krakatau (Kind des Krakatau) ist seit Juni wieder aktiv. Der Mitbegründer des indonesischen Tusnami-Forschungszentrums, Gegar Prasetya, sagte: „Tatsächlich war der Tsunami nicht besonders hoch, nur einen Meter. Das Problem ist, dass Menschen immer dazu neigen, alles ganz dicht an die Küstenlinie zu bauen.“

Indonesien liegt auf dem sogenannten Pazifischen Feuerring, der aus etlichen Vulkanen und Gesteinsverwerfungen besteht. Der Tsunami vom Samstag weckt Erinnerungen an die Katastrophe vom Zweiten Weihnachtsfeiertag 2004. Damals löste ein Erdbeben der Stärke 9,1 eine Flutwelle aus, die mehr als 230 000 Menschen tötete.