Manche Schwimmer haben zurzeit bessere Bedingungen als vor Corona. Foto: Stoppel

Die meisten Mitglieder bleiben trotz gestutzter Angebote in Pandemiezeiten ihren Klubs treu, bei der TSG Backnang zum Beispiel ist das so. Der Verein sieht auch nach Corona neue Möglichkeiten für Outdoor-Sportler.

Backnang - Corona ist großer Mist – mit diesen Worten lässt sich knapp und ein bisschen flapsig zusammenfassen, was viele Vertreter von Sportvereinen zu den Auswirkungen der Pandemie sagen. Zum Beispiel Claudia Krimmer, die stellvertretende Vorsitzende der TSG Backnang, einem der großen Vereine im Rems-Murr-Kreis. Die TSG hat 15 Abteilungen und rund 3100 Mitglieder.

Seit dem Lockdown im Frühjahr sei die Zahl der Mitglieder nicht gesunken. „Wir spüren eine große Solidarität“, sagt Frau Krimmer. Klar ärgere sie sich über die Probleme, speziell in diesen Tagen, denn die TSG hat Mitte der Woche dem Gesundheitsamt das positive Covid19-Testergebnis eines Betreuers melden müssen. Von den Ordnungsämtern der Kommunen wurden deshalb rund 40 Kontaktpersonen in Quarantäne geschickt.

Für Schwimmer jetzt mitunter bessere Bedingungen

Und trotzdem will Claudia Krimmer nicht ständig Groll hegen. Die TSG hätte im März „in einen Dornröschenschlaf“ fallen können, das habe der Verein aber nicht getan. Trotz mancher Widerstände und Ängste im Vorstand habe der Klub hingegen beschlossen, neue Angebote zu machen. Zunächst seien Turnübungen zum daheim mitmachen auf der Internetplattform Youtube veröffentlicht worden. Als Mitte Mai Freiluftsport in Kleinstgruppen wieder erlaubt war, wurde der vereinseigene Sportplatz in sechs rund 1000 Quadratmeter große Parzellen eingeteilt. Auf jedem der Areale durften sich vier Sportler sowie ein Trainer aufhalten. Die TSG habe rund drei Dutzend Reha- und Gesundheitssportangebote unter freiem Himmel ausgetüftelt.

Seit Anfang Juli trainieren die Ballsportlerinnen und –sportler wieder, auch die Wasserballer, die nun zusammen mit den Schwimmern „fast bessere Bedingungen“ vorfänden als sonst – „weil sie allein im Hallenbad sind“. Corona, sagt Claudia Krimmer, habe also „auch was Positives“.

Einstige „Outdoor-Muffel“ jetzt ganz heiß auf draußen

Vor dem Beginn der Pandemie hätten viele Sportler nicht die Hallen verlassen wollen, nun sei manch ein einstiger „Outdoor-Muffel“ ganz heiß darauf draußen zu trainieren. Outdoor-Sport habe Potenzial, womöglich auch später, wenn Corona hoffentlich bald Geschichte ist. Die Aktion Sport im Park sei auf das Vereinsgelände verlegt worden – „jetzt haben wir fast 100 Anmeldungen“, früher seien meist maximal 40 Personen gemeldet gewesen. Viele Menschen seien in den Monaten seit März ganz offenkundig sportaffiner geworden, „das kommt uns entgegen“.

Doch auch große Vereine hätten derzeit immense Probleme. Einnahmen fehlten, weil Wettkämpfe und andere Veranstaltungen abgesagt werden mussten. Die TSG habe bis dato nur aus dem Hilfsfonds der Stadt Backnang ein klein wenig finanzielle Unterstützung bekommen. Vereine, die Landeshilfen ergattern wollten, müssten einen guten Steuerberater haben.

Matinee im Februar zum 175. Geburtstag schon abgesagt

Die Vize-Vorsitzende sagt, sie hoffe nicht, dass ein zweiter Lockdown nötig werde. Die TSG möchte 2021 gerne den 175. Geburtstag feiern, eine Matinee im Februar wurde indes bereits abgesagt. Und das Großprojekt neues Sportvereinszentrum liege seit Monaten auf Eis.

Nach Einschätzung des Präsidenten des Sportkreises, Erich Hägele, tun sich kleinere Vereine, die keine hauptamtlichen Mitarbeiter haben, schwerer als große Klubs. Er glaube im übrigen nicht, dass Corona für Vereine eine Chance sei. Die Mitglieder wollten nach dem Sport auch zusammen sitzen „und ein Bier trinken“. Hägele sagt auch, es wäre womöglich besser gewesen, den Vereinen pauschal einen Grundbetrag zukommen zu lassen, viele Klubs seien mit der Beantragung der Landeszuschüsse überfordert.

SPD-Mann-Gruber: Grundfinanzierung steht

Der sportpolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Gernot Gruber aus Backnang, sagt hingegen, nach seiner Einschätzung „steht die Grundfinanzierung“ der Vereine. Die Klubs kämen wohl „mit einem blauen Auge“ davon. Er selbst sei froh, dass es nun wieder erlaubt sei, zusammen mit anderen zu joggen.