Der geistliche Führer des Irans, Ajatollah Ali Chamenei, betete am Montag an Soleimanis Sarg. Foto: AFP/STR

Der Konflikt zwischen dem Iran und den USA spitzt sich weiter zu. Die Tochter des getöteten iranischen Generals droht den Familien von US-Soldaten und der Iran kündigt an, das Atomabkommen nicht mehr einzuhalten. Trump droht erneut dem Iran und dem Irak mit Sanktionen.

Teheran - Nach der Tötung des iranischen Generals Ghassem Soleimani durch die USA haben sich beide Seiten mit weiteren Angriffen gedroht. Der geistliche Führer des Irans, Ajatollah Ali Chamenei, betete am Montag an Soleimanis Sarg und hatte dabei Tränen in den Augen. US-Präsident Donald Trump drohte dem Iran und Irak im Falle von Gegenreaktionen mit Konsequenzen.

Soleimanis Tochter richtete bei der Trauerprozession eine Warnung an Angehörige von US-Soldaten. „Die Familien von US-Soldaten im westlichen Asien werden ihre Tage damit verbringen, auf den Tod ihrer Kinder zu warten“, sagte Seinab Soleimani. Beim traditionellen muslimischen Totengebet für Soleimani und seine Begleiter wehklagte die Menge, laut iranischem Staatsfernsehen Millionen Menschen.

Soleimani wurde am Freitag unweit des Bagdader Flughafens durch eine US-Drohne getötet. Er hatte die Al-Kuds-Brigaden kommandiert und war Architekt der regionalen Militärstrategie des Irans im Irak, in Syrien und im Libanon.

Auch der Hamas-Anführer Ismail Hanija nahm an der Trauerzeremonie in Teheran teil. Er gelobte, dass palästinensische Extremistengruppen, darunter seine, Soleimanis Weg weiter gehen würden, „um dem zionistischen Projekt und dem amerikanischen Einfluss entgegenzutreten“.

Trump stellte dem Irak bei einem Rauswurf der amerikanischen Soldaten harsche Sanktionen in Aussicht. Wenn überhaupt, müsste ein Abzug zu den Bedingungen der USA erfolgen, deutete er an. Die USA unterhielten eine „sehr einzigartige“ Luftwaffenbasis in dem Land, deren Bau Milliarden von Dollar gekostet habe. „Wir gehen nicht, ehe sie uns das erstatten.“ Zuvor hatte das irakische Parlament mehrheitlich für eine Resolution gestimmt, die das Ende ausländischer Militärpräsenz im Irak verlangt.

Iran zieht bei Atompolitik Konsequenzen

Der Iran zog bei der Atompolitik Konsequenzen. Teheran fühle sich nicht länger an die im Nuklearpakt von 2015 festgehaltenen Beschränkungen gebunden, zitierte das Staatsfernsehen aus einer Stellungnahme der Regierung von Präsident Hassan Ruhani. Der Iran werde bei der Anreicherung von Uran und dessen Lagerung keine Beschränkungen mehr einhalten. Das gelte auch für Forschung und Entwicklung zum Atomprogramm.

Deutschland, Frankreich und Großbritannien forderten den Iran zur Einhaltung des Atomabkommens auf. Alle Akteure in dem Konflikt seien zudem zu „äußerster Zurückhaltung“ aufgerufen, mahnten Bundeskanzlerin Angela Merkel, Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron und Großbritanniens Premierminister Boris Johnson in einer gemeinsamen Erklärung.

Soleimanis Nachfolger Ismail Ghaani betonte in einem Interview des iranischen Staatsfernsehens, dass die USA sich auf Vergeltung gefasst machen müssten. Im Gegenzug für Soleimanis „Märtyrertum streben wir danach, Amerika aus der Region zu beseitigen“, erklärte Ghaani.

Trump bekräftigte auch seine Drohung, im Falle iranischer Attacken auf Amerikaner Militäraktionen gegen Kulturstätten im Iran ins Auge zu fassen. Damit stellte er sich auch gegen Kritiker in den eigenen Reihen, die ein solches Vorgehen als mögliches Kriegsverbrechen nach internationalem Recht werten. Nach der Haager Konvention, der sich auch die USA verpflichtet haben, sind Angriffe auf Kulturgüter verboten, es sei denn, sie werden für andere Zwecke genutzt, die sie zu legitimen militärischen Zielen machen.

Trump zeigte sich unbeeindruckt. „Sie dürfen unsere Leute töten. Sie dürfen unsere Leute foltern und verstümmeln. Sie dürfen Straßenbomben nutzen und unsere Leute in die Luft jagen“, klagte er. „Und wir dürfen ihre kulturellen Stätten nicht anfassen? Das funktioniert so nicht.“

Sollte der Irak den Abzug des US-Militärs verlangen und dies nicht auf „einer sehr freundlichen Basis“ geschehen, würden die USA Sanktionen gegen das Land verhängen, „wie sie es noch nie zuvor erlebt haben“, drohte Trump nun. Dagegen würden die Strafmaßnahmen gegen den Iran „einigermaßen lahm aussehen“.