Die Bauaufträge sind eingebrochen – ansonsten lief das dritte Quartal besser als erwartet. Foto: dpa/Soeren Stache

Bislang schlägt sich die Wirtschaft besser als erwartet. Zudem lindern die geplanten Energiepreisbremsen die Zukunftssorgen von Unternehmen und Verbrauchern.

Trotz drohender Rezession hat sich die Stimmung von Unternehmen und Verbrauchern in den vergangenen Wochen aufgehellt. Sowohl der Konsumklima-Index als auch der Geschäftsklima-Index des Münchener Ifo-Instituts sind im November leicht gestiegen. Obendrein wuchs die Wirtschaft im dritten Quartal stärker als gedacht: Das Statistische Bundesamt korrigierte am Freitag eine erste Schnellschätzung von 0,3 Prozent auf 0,4 Prozent. Damit liege das Bruttoinlandsprodukt (BIP) erstmals höher als vor der Corona-Krise, teilten die Statistiker mit.

Prognosen für 2023 bereits geändert

Zwar wird die Wirtschaft nach Einschätzung der meisten Ökonomen im Winterhalbjahr einen Rückschlag erleiden. Die ersten Prognosen für 2023 werden aber schon wieder nach oben korrigiert: Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer rechnet im kommenden Jahr mit einem BIP-Rückgang um 0,5 Prozent, noch im September war er von einem Minus von 1,5 Prozent ausgegangen. „Ich erwarte unverändert eine Rezession, mehr denn je, aber keinen wirtschaftlichen Kollaps“, erklärte Krämer.

Das Gas dürfte über den Winter reichen

Der wichtigste Grund für die Prognoseänderung sei, dass „das Risiko einer Gasrationierung gesunken ist“, sagte Krämer in einem Pressegespräch. Zudem bedeuteten die von der Bundesregierung angekündigten Energiepreisbremsen für Unternehmen und Verbraucher eine deutliche Entlastung. Die Aussicht darauf ist nach Einschätzung der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) auch der Hauptgrund dafür, dass bei den Verbrauchern das Stimmungstief durchschritten scheint: „Die lang anhaltende Furcht bezüglich explodierender Energiepreise hat sich aktuell etwas abgeschwächt, was sich leicht positiv auf das Konsumklima auswirkt“, erklärte GfK-Konsumexperte Rolf Bürkle.

Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) senkte indes ihre Prognose für 2023. Nach Einschätzung der staatlichen Förderbank wird die Wirtschaft im kommenden Jahr um ein Prozent schrumpfen. Zur Begründung erklärte KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib, sie erwarte eine erhebliche Investitionszurückhaltung der Unternehmen wie auch im Wohnbau. Die Bau-Investitionen waren bereits in den vergangenen Quartalen rückläufig. Überdies brachen die Bau-Aufträge im September im Vergleich zum Vorjahresmonat um 22 Prozent ein.

KfW-Chefvolkswirtin Köhler-Geib betonte allerdings, auch ihre neue Prognose sei „moderat“. Schließlich sei das Bruttoinlandsprodukt im ersten Coronajahr 2020 um 3,7 Prozent eingebrochen.

Neue Corona-Welle in China

Die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) stellte mit Blick auf den Ifo-Index nüchtern fest, die Konjunkturerwartungen der Unternehmen seien nun „nicht mehr katastrophal, sondern nur noch düster“. Gleichzeitig warnten die Analysten, die jüngste Coronawelle in China könnte neue Belastungen bringen. Die Zahl der Neuinfektionen habe mit 30 000 Fällen im 7-Tagesdurchschnitt inzwischen die Rekordmarke vom Frühjahr überschritten. „Damals wurden die Bewohner der Metropole Schanghai in einen restriktiven Lockdown geschickt – mit spürbaren Folgen für Kapitalmärkte und Weltkonjunktur.“