Tropensturm „Florence“ bringt Wassermassen über die Bundesstaaten North Carolina und South Carolina. In New Bern, North Carolina, stehen die Straßen unter Wasser. Foto: Sun Journal

Es regnet wie aus Eimern, der Sturm peitscht das Wasser durch die Straßen: Wirbelsturm „Florence“ hat Teile der Atlantikküste in North und South Carolina in eine Wasserlandschaft verwandelt.

Wilmington - Er kam, um zu bleiben: Der Wirbelsturm „Florence“ gießt begleitet von heftigem Wind historische Wassermengen über die Bundesstaaten North Carolina und South Carolina. Wegen nachlassender Windgeschwindigkeiten vom Hurrikan zum Tropensturm zurückgestuft, bewegt er sich nach Darstellung des Nationalen Hurrikanzentrums in Miami nur sehr langsam voran und lässt den Küstenabschnitt am Atlantik nicht aus seinem Würgegriff.

„Wir wissen, dass es noch Tage weitergehen wird“, sagte der Gouverneur von North Carolina, Roy Cooper. Per Erlass ordnete er an, dass etwa Betroffene leichter als bisher an Übergangswohnungen kommen. „Tatsache ist: Dieser Sturm ist tödlich.“ Bis zum späten Freitagabend (Ortszeit) starben mindestens fünf Menschen durch „Florence“ oder seine Folgen.

„Florence“ brachte schwere Fluten und heftige Böen

Eine Mutter und ihr Kleinkind kamen in der Küstenstadt Wilmington (North Carolina) um, nachdem ein umstürzender Baum auf ihr Haus krachte, wie die Polizei mitteilte. Eine Frau starb an einem Herzinfarkt. Ein Mann erlitt einen Stromschlag, als er mit einem Notstromaggregat hantierte. Ein 77-Jähriger in Kinston wurde vom Sturm schlicht umgeblasen - er starb durch den Sturz.

Das Zentrum des Sturms war am Freitagmorgen (Ortszeit) in Wrightsville Beach in North Carolina auf Land gestoßen. „Florence“ brachte schwere Fluten, heftige Böen und extreme Regenfälle. Katastrophenschützer mussten ausrücken, um Menschen aus überfluteten Häusern zu retten. Nach Angaben des Stromversorgers Duke Energy waren Hunderttausende Menschen in North und South Carolina ohne Strom, laut Gouverneur Cooper allein in North Carolina 650 000.

Es liefen bereits viele Notfalleinsätze in der betroffenen Küstenregion, sagte der Chef der Katastrophenschutzbehörde FEMA, Brock Long. Als eine der ersten Gegenden wurden die Outer Banks getroffen, eine dem Festland vorgelagerte Inselkette in North Carolina. Auch den Ort New Bern an der Küste North Carolinas traf die Sturmflut. Rund 150 Menschen warteten hier zwischenzeitlich darauf, von Rettungskräften aus den Wassermassen gerettet zu werden, wie der National Weather Service auf Twitter meldete.

Rekord-Pegelstände in Flüssen

Die Auswirkungen von „Florence“ zeigten sich dennoch an vielen Orten. Die Tücke an „Florence“ ist nicht die Windstärke, sondern die große Menge an Niederschlägen. Flüsse traten über die Ufer und erreichten Rekord-Pegelstände. Straßen wurden überspült. Mehr als 1300 Flüge wurde laut CNN an der US-Ostküste gestrichen. In der Nähe von Wilmington in North Carolina - unweit des Ortes, an dem „Florence“ auf die Küste traf - hatte der Stromversorger Duke Energy ein Atomkraftwerk vorsichtshalber vom Netz genommen.

Wirbelstürme entwickeln zwar Winde mit enormen Geschwindigkeiten, bewegen sich selbst aber nur gemächlich vorwärts. „Florence“ rückte am Freitag besonders langsam voran - zuletzt mit nur etwa sechs Kilometern pro Stunde.

Behörden: Fünf Millionen Menschen von Überschwemmungen betroffen

Die Behörden hatten vorsorglich mehr als eine Million Menschen entlang der Küste aufgerufen, sich vor dem Hurrikan in Sicherheit zu bringen und landeinwärts Schutz zu suchen - bei Freunden, Verwandten, in Hotels oder Notunterkünften. Nicht alle folgten aber den Aufrufen. Allein 20 000 fanden Unterschlupf in den 150 Notunterkünften North Carolinas.

Die Behörden rechnen damit, dass insgesamt fünf Millionen Menschen in einem riesigen Einzugsgebiet im Südosten der USA von Überschwemmungen betroffen sein könnten. Sturmfluten, die vom Ozean in die Flüsse und damit ins Hinterland drängen sowie ergiebiger Regen könnten gemeinsam große zerstörerische Kraft entfalten.