Tim Möbius hatte noch versucht, einige Fische zu retten und in eine größere Wasserlache umzusetzen. Doch leider sind auch diese Tiere verendet. Foto: Caroline Holowiecki

In Stuttgart-Möhringen führt die Körsch aktuell kein Wasser mehr. Verantwortlich dürfte die trockene Witterung der vergangenen Wochen sein. Für zahlreiche Tiere bedeutet das den Tod.

Möhringen - Es stinkt zum Himmel. Nur Wespen, Fliegen und andere Krabbeltiere wagen sich an die toten Fische, die massenhaft den Boden einer kleinen Senke bedecken. Tim Möbius schaut wortlos von der Brücke nahe der Möhringer Salzäckerschule, unter der normalerweise die Körsch hindurchplätschert, ins ausgetrocknete Bachbett. An der Stelle, wo jetzt die kleinen Kadaver in der Sommerwärme vor sich hingammeln, sei am Tag zuvor zumindest noch eine kleine Pfütze gewesen. „Vorgestern war hier noch relativ viel Wasser, einen Tag später war es komplett schwarz“, berichtet der 16-Jährige. Dass die Körsch ganz trockenfällt, sei für ihn ein Novum. „Ich persönlich habe das so noch nie gesehen“, sagt der junge Möhringer.

Seine Mutter hat sich mit einem dringenden Appell an die Möhringer Bezirksvorsteherin Evelyn Weis gewandt. „Eilt sehr! Fische sterben in der Körsch“, heißt es im Betreff der E-Mail. Auch die Empfängerin ist entsetzt. „Dass mal Niedrigwasser ist, ja. Aber dass sie ganz austrocknet, das habe ich noch nie erlebt“, sagt Evelyn Weis. Sie sei sofort mit dem Umweltamt in Kontakt getreten.

Die Körsch ist dort weitergehend ausgetrocknet, sagt die Stadt

Tim Möbius hatte derweil noch versucht, zumindest einige Fische zu retten, sie mit einem Eimer zu fangen und in eine größere Wasserlache umzusetzen. „Wir standen da mit Masken, es hat alles so hart nach Fisch gerochen“, sagt er. Genützt hat sein Einsatz nichts. „Schade, ja“, sagt er beim Blick auf die toten Tiere, „es sind schon viele“.

Martin Thronberens, ein Sprecher der Stuttgarter Stadtverwaltung, bestätigt nach Rücksprache mit den Fachabteilungen, dass die Körsch oberhalb der Kläranlage Möhringen weitgehend ausgetrocknet ist. „Hauptgrund dürfte die anhaltend trockene Witterung in den letzten Wochen sein, insbesondere im Filderbereich“, der Sindelbach und der Erbgraben führten als Zuflüsse zur Körsch aktuell ebenfalls kein Wasser. Auch andere Gewässer im Stadtgebiet, etwa der Ramsbach, seien momentan trocken. „Das Problem trat auch schon in den vergangenen Jahren immer mal wieder auf“, teilt Martin Thronberens mit. „Leider haben wir hier keine Handlungsmöglichkeiten.“

Bitte kein Wasserabpumpen im Sommer

Die einzige Handhabe der Verwaltung ist es, zu kontrollieren, ob irgendwo unerlaubt Wasser abgepumpt wird, denn gerade bei Hitze stellt das eine zusätzliche Belastung für die Wasserläufe dar. „Bäche bei anhaltender Trockenheit gestresst“ lautet der Titel einer Pressemitteilung, die die Verwaltung schon mehrmals im Hochsommer veröffentlicht hat, um darauf hinzuweisen, dass Wasserentnahmen, die über das Schöpfen mit Gefäßen in geringen Mengen, also den sogenannten Gemeingebrauch, hinausgehen, einer wasserrechtlichen Erlaubnis bedürfen. „Sobald das Amt für Umweltschutz kritische Pegelstände für Tiere und Pflanzen als erreicht ansieht, werden verstärkte Kontrollen gegen unerlaubte Wasserentnahmen durchgeführt“, heißt es im Text.

An der Körsch speziell habe man indes keine Wasserentnahmen feststellen können, so der Stadt-Sprecher Martin Thronberens, „über die lange Bachstrecke können derartige Nutzungen jedoch nicht gänzlich ausgeschlossen werden“.