Beim Parkour geht es darum, alle möglichen Hindernisse zu überwinden Foto: Eva Herschmann

Die Spielplätze am Stuttgarter Marienplatz werden erneuert und um ein Parkour-Areal erweitert: Das ist einzigartig in der Stadt.

Stuttgart-Süd - Die guten Nachrichten: Die Spielflächen am Marienplatz werden generalüberholt, und es kommt etwas Neues hinzu. Die schlechte Nachricht: Das kann dauern. Im Falle des Kleinkindspielplatzes könnte das sogar bedeuten, dass die Kletteranlage den Sommer über gesperrt wird oder Geräte abgebaut werden. „Das kann ja wohl nicht sein. Dieser Spielplatz muss Vorrang haben“, empörte sich Marion Eisele, als das Garten- und Friedhofsamt (GFF) am Dienstagabend seine Pläne im Bezirk präsentierte. Denn immerhin, argumentierte die SPD-Bezirksbeirätin, bezahle der Bezirk die Sanierung mit eigenem Geld. Bernhard Kirchmaier von der Abteilung Stadtgrün entgegnete: Man arbeite mit Hochdruck, müsse Ausschreibungsfristen einhalten und habe etliche Projekte mit hoher Priorisierung auf der Liste. „Es wird also eher Herbst werden.“

Was ist denn nun Parkour?

Im Bezirksbeirat kamen die Ideen der Fachleute vom Amt sehr gut an. Sie wollen unter der Zacke-Brücke und im Bereich drumherum Flächen für Parkourläufer anlegen. Auf Nachfrage erläuterte Bernd Jung vom GFF, dass es sich um eine hauptsächlich urbane Sportart handele, bei der jemand eine festgesetzte Distanz bestreitet, ganz gleich, welche baulichen Hindernisse dazwischen liegen. Mit akrobatischem Geschick und antrainierten Sprungtechniken gilt es, die gebaute Umgebung zu überwinden. Am Marienplatz will man einen Übungsparcours mit Betonblöcken und ähnlichen Elementen errichten, die zugleich als Sitzgelegenheiten dienen sollen.

Kirchmaier und Jung haben sich dazu mit den Leuten vom Parkour Verein Stuttgart getroffen, deren Übungsareal der Vaihinger Campus ist. In der Sitzung des Bezirksbeirates Süd kamen die beiden ins Schwärmen von der „Eleganz“ und der Anmut der Sprünge, der Körperbeherrschung der Springer und ihrem akrobatischen Geschick. Momentan arbeiten die Planer vom Amt mit den Parkour-Leuten in Abstimmung mit dem Architekten des Marienplatzes, Heinz Lermann, ein Konzept aus, zu dem auch Objekte für Einsteiger gehören sollen – etwa Elemente, an denen sich die Balance üben lässt. Mit dem Parkour-Parcours, so Kirchmaier, wage die Stadt etwas Neues, so etwas sei „bislang im öffentlichen Raum noch gar nicht eingeführt“.

Mehr Licht im Käfig

Des weiteren wird das Streetballfeld, von manchen „Ballspielkäfig“ genannt, wieder auf Vordermann gebracht. Die Spielfläche erhält einen neuen Belag aus Asphalt, möglicherweise farbig. Dem Einwand, dass der mehr Lärm verursache, widersprachen die Fachleute. Sie versicherten ferner, dass man für die Umzäunung, die stellenweise erneuert werden muss, bereits vormals Material gewählt habe, das vergleichsweise wenig Lärm verursache, wenn der Ball dagegen donnert. Die vom Bezirksbeirat gewünschten Flutlichter wird es wohl nicht geben. Sie sind zu teuer. Allerdings, so die Verwaltungsmitarbeiter, sollen an der Zahnradbrücke Strahler angebracht werden, die das Spielfeld beleuchten. Demnächst wird außerdem neben dem „Ballspielkäfig“ eine weitere Tischtennisplatte aufgestellt, weil die immer gut frequentiert sind.

Sonnensegel locken Vandalen

Beim Kleinkindspielplatz, oberhalb des Wasserspiels an der Wand, wird sich nichts wesentlich ändern, erklärten Kirchmaier und Jung. Die Grünen-Fraktion hatte sich hier zwar eine „naturnähere“ Gestaltung gewünscht, doch dem steht der Gestaltungswille des Architekten entgegen. Auch ein Sonnensegel, das im Gespräch war, wurde abgelehnt: „Sonnensegel sind anfällig für Vandalismus“, erklärte Kirchmaier. Würde man sie so stabil bauen, dass sie Zerstörungswut standhalten, würden sie zu teuer. Sie hätten ihr Augenmerk beim Kleinkindspielplatz eher auf größere Barrierefreiheit gelegt und wollten eine Rampe als weiteren Zugang zum Spielplatz bauen, so die GFF-Mitarbeiter. Man denke ferner darüber nach, einige Spielgeräte zu verschieben.