Flache Bildschirme statt klobige Flimmerkisten auf der Ifa: Nicht nur die Fernsehgeräte haben sich in den vergangenen Jahren stark verändert. Foto: dpa

Auf mehr als 150 000 Quadratmetern präsentiert die 57. Internationale Funkausstellung (Ifa) in Berlin vom 1. bis 6. September die Neuheiten der Konsumelektronik. Die Digitalisierung hat den TV- und Audio-Markt in den vergangenen zwei Jahrzehnten rasant verändert. Die wichtigsten Trends im Überblick.

Berlin - Dies sind die Trends im Überblick:

Fernseher: Immer größer und schärfer

Eigentlich ist der TV-Markt längst gesättigt. Fast jeder Haushalt hat mindestens einen Flachbildschirm. Trotzdem verkaufte die Branche allein in Deutschland voriges Jahr wieder Geräte für rund vier Milliarden Euro. Im ersten Halbjahr 2017 stieg der Absatz auf 3,44 Millionen Stück und auch der Umsatz erreichte wieder fast zwei Milliarden Euro.

Immer größer und schärfer, auf Wunsch auch gekrümmt oder mit 3-D, mit großen und kleinen Innovationen schaffen es die TV-Hersteller, neue Kaufanreize zu setzen. Nur wegen ein paar Pixeln oder Zentimetern mehr lassen sich aber die meisten Verbraucher nicht überzeugen, ein neues Modell zu kaufen. Da muss mehr geboten werden, zumal moderne LED-Fernseher mit „High-Definition“-Standard bereits eine tolle Bildqualität liefern, die vielen Zuschauern genügt.

Wer schlau ist, wartet ab

2016 entfiel dennoch bereits mehr als die Hälfte des TV-Umsatzes auf Geräte mit dem noch besseren Bildstandard UHD, der eine Auflösung von acht Millionen Bildpunkten bietet. Der Qualitätsunterschied ist vor allem auf größeren Fernsehern mit mehr als 37 Zoll (94 cm) Diagonale zu sehen, die der Branche satte 85 Prozent der Erlöse bringen. Das Problem: Bis jetzt gibt es nur wenige UHD-Programme, zumeist bei Bezahlsendern, und auch UHD-Filmscheiben sind noch sehr teuer. Trotzdem hält der Trend zu noch größeren und schärferen TV-Formaten an. Dünne OLED-Panels, Beamer- und Laserprojektion machen dabei großes Heimkino auch in kleinen Wohnungen möglich und mit jeder Modellgeneration bezahlbarer.

Wer schlau ist, wartet ab und kauft ausgereifte Geräte mit gutem Preis-Leistungs-Verhältnis und ohne viel Schnickschnack. Der 3-D-Reinfall zeigt, wie schnell gefeierte Ifa-Innovationen ausgedient haben, wenn sie wenig praxistauglich sind.

Smart-TV: Apps erleichtern die Bedienung

Der Fernseher ist zum digitalen Alleskönner geworden. Fast jedes neue Modell ist vernetzbar und onlinefähig, meist per Funktechnik WLAN. So kann man mit wenigen Knopfdrücken in Mediatheken der TV-Sender stöbern, Clips bei Youtube oder Filme bei Bezahldiensten wie Netflix, Maxdome und Amazon Prime schauen. Ist das Heim-Netzwerk erst mal eingerichtet und funktioniert, lassen sich ohne Kabelwirrwarr auch schnell Videos und Fotos vom Smartphone auf den Bildschirm übertragen.

Für einen beträchtlichen Teil der Kunden sind solche Angebote aber zu kompliziert, wie Umfragen zeigen. Schon der wachsende Umfang der Bedienungsanleitungen vieler Geräte und die Vielzahl der Knöpfe auf der Fernbedienung schrecken manche Nutzer ab. Apps und Symbole auf dem Bildschirm wie beim Smartphone erleichtern aber zusehends die Nutzung.

Für moderne Fernseher gibt es Dutzende der kleinen Programme vom Wetterbericht bis zu aktuellen Nachrichten. Je nach Hersteller funktioniert die Bedienung mehr oder weniger gut. Tipp: Vor dem Kauf erst mal ausprobieren und vergleichen. Zu beachten sind die Sicherheitsaspekte. Smart-TV-Geräte lassen sich online ausspionieren. Im schlimmsten Fall kann das Gerät zum Einfalltor für Hacker werden, die vertrauliche Daten aus dem Heimnetz klauen – oder über die eingebaute Kamera in Fernsehern in fremde Wohnzimmer schauen.

Energieeffizienz: Stromsparen im Haushalt

Unterhaltungselektronik und Haushaltsgeräte zählen zu den großen Energieverbrauchern. Neue Modelle sind meist viel sparsamer, weil die Hersteller beim Bau effizienterer Produkte große Fortschritte erzielt haben. Nicht ganz freiwillig, denn die Politik hat die Vorschriften in den vergangenen Jahren erheblich verschärft, und die Käufer sind in Zeiten des Klimawandels und hoher Strompreise sensibler geworden.

So ist der einst unnötig hohe Verbrauch von Fernsehern im Stand-by-Modus drastisch auf meist weniger als ein Watt gesunken. LCD-Geräte, die sich am Markt durchgesetzt haben, verbrauchen zudem viel weniger Strom als Plasmafernseher, die trotz toller Bildqualität kaum noch verkauft werden. Ein Problem jedoch: Durch den Trend zu immer größeren Displays, die mehr Energie benötigen, wird der Effizienzfortschritt zum Teil wieder zunichtegemacht.

Mit dem gläsernen Kühlschrank kann man Strom sparen

Auch bei Haushaltsgeräten hat sich die Energieeffizienz enorm verbessert. Neue Waschmaschinen oder Trockner brauchen nur noch einen Bruchteil so viel Strom und Wasser wie veraltete Modelle. Im smarten Heim soll künftig ein intelligenter Stromzähler die Infos liefern, wann Energie am günstigsten ist – und dann werden Waschmaschine oder Geschirrspüler automatisch gestartet.

Wie praktikabel das im Alltag ist, wird sich zeigen. Einfacher scheinen da andere Lösungen zum Stromsparen wie die gläserne Kühlschranktür. So sieht man auf einen Blick schon von außen, welche Vorräte da sind und muss nicht jedes Mal die Tür öffnen. So geht weniger Energie verloren.

Mobile Geräte: Smarte Technik für unterwegs

Zum ganz großen Geschäft sind die „Wearables“ bisher nicht geworden. Aber immerhin wurden im ersten Halbjahr fast 1,7 Millionen der digitalen Geräte verkauft, die man körpernah wie eine Uhr trägt, um damit zum Beispiel Herzfrequenz und Puls zu überwachen, Schritte zu zählen und Daten der Umgebung zu erfassen. So kann man die eigene Fitness kontrollieren und individuelle Lauf- und Bewegungsprogramme per App nutzen.

Mit 256 Millionen Euro Umsatz bis Ende Juni sind die Erlöse aber noch überschaubar. Zum Vergleich: Allein bis Ende Juni wurden in Deutschland weitere fast 10,4 Millionen Smartphones verkauft , der Umsatz mit den mobilen Alleskönnern wuchs dank höherer Durchschnittspreise kräftig um fast vier Prozent auf knapp 4,5 Milliarden Euro. Damit bringt der Smartphone-Verkauf dem Handel fast so hohe Einnahmen wie die gesamte klassische Unterhaltungselektronik und mehr als doppelt so viel wie der Verkauf von TV-Geräten.

Ob MP3-Spieler, Fotokamera, Videorekorder oder Navigationsgerät, das Smartphone und Onlineangebote ersetzen immer mehr Geräte, deren Absatzzahlen weiter drastisch schrumpfen. Gefragt sind dagegen gute Kopfhörer, Head-Sets und Docking-Lautsprecher, denn Smartphones liefern immer besseren Sound, da durch größere Speicher Musik nicht mehr zwingend komprimiert werden muss.

Vernetztes Zuhause: Kampf um die Steuerzentrale

In Zukunft soll auch im eigenen Zuhause alles vernetzt sein. Die gesamte Haustechnik könnte per Smartphone, Tablet und künstlicher Intelligenz gesteuert werden: Heizung, Belüftung, Rollläden, Gartenbewässerung und sogar Wasch- und Kaffemaschine. Die Industrie hofft seit Jahren auf Riesengeschäfte. Doch einheitliche Standards und einfache Bedienkonzepte für die komplexe Technik fehlen bis jetzt weitgehend. Schon wer Fernseher, PC, Tablet und Smartphone vernetzen will, stößt noch allzu oft auf Probleme, bevor sich Musik und Filme bequem von zentralen Speichern und auf Funklautsprecher drahtlos überall in die Wohnung übertragen lassen.

Die drahtlose Übertragung wird auch bei Video- und Audiotechnik zum Standard. So können moderne Kameras und Camcorder Aufnahmen direkt ins Internet, Heimnetz und auf den Fernseher senden. Internetradios, die Tausende Sender aus der ganzen Welt empfangen, sind ebenso gefragt.

Die Online-Spracherkennung könnte der nächste große Wurf werden. US-Giganten wie Google, Apple und Amazon wollen den Smart-Home-Markt erobern und mit ihren Sprachassistenten-Boxen und -Diensten zur elektronischen Steuerzentrale in der Wohnung werden. Die Systeme sollen mit ihrer künstlichen Intelligenz auf bloßen Zuruf alles erledigen, Nutzergewohnheiten erlernen und selbst Lösungen entwickeln und vorschlagen. Die künftige enge Einbindung des Fernsehers in die Angebote liegt nahe, TV-Hersteller halten mit eigenen Steuerkonzepten dagegen. Spannend wird, wer das Rennen macht.