Im Burgenlandzentrum an der Sankt-Pöltener-Straße 29 stünden die Räume, die bisher vom Seniorendienst und der Lutherkirche genutzt wurden, Foto: Archiv Chris Lederer

Die Stadtverwaltung schlägt vor, im Erdgeschoss des Burgenlandzentrums einen Treff für Familien und Senioren einzurichten. Kleinere Umbaumaßnahmen wären nötig. Bisher werden die Räume hauptsächlich von der evangelischen Kirchengemeinde genutzt.

Feuerbach - Der Jugendhilfeausschuss befasste sich am Montag mit dem Ausbau und der Weiterentwicklung der Stadtteil- und Familienzentren in Stuttgart. 14 solcher Einrichtungen gibt es schon, nun sollen nach den Plänen der Verwaltung fünf weitere Stadtteilzentren dazukommen, eines davon in Feuerbach. Elternbefragungen hätten gezeigt, dass in Feuerbach offene und nicht kommerzielle Räumlichkeiten und Treffpunkte für junge Familien fehlten, heißt es in der dazu verfassten städtischen Mitteilungsvorlage zum Haushaltsplan 2018/2019. Doch die Angebote für Eltern mit Kleinkindern sollen nur ein Baustein von vielen sein. Geplant ist im Burgenlandzentrum einen offenen Treff mit einem Café-Bereich zu schaffen und ein Begegnungsort für Jung und Alt einzurichten. Konzeptionell solle ein „intergenerativer und inklusiver Ansatz“ verfolgt werden, betont Bezirksvorsteherin Andrea Klöber, die von Anfang an in die Überlegungen zu dem Projekt eingebunden war. In der jüngsten Sitzung des Bezirksbeirats stellte sie den Mitgliedern des Gremiums den bisherigen Stand der Planungen vor.

Der Standort soll von verschiedenen Altersgruppen genutzt werden

Für einen geplanten Fünf-Tage-Betrieb des Treffs müsste eine Stelle zur Koordinierung der zahlreichen Aktivitäten geschaffen werden. Die Trägerschaft für ein solches Angebot soll ausgeschrieben werden. Der Mittelbedarf läge auf Feuerbach bezogen im ersten Jahr bei rund 151 000 Euro und in den Folgejahren bei rund 137 000 Euro. „Aus Sicht des Jugendamtes hat Feuerbach das Potenzial für ein solches Zentrum“, sagt Alexander Vecellio von der Abteilung Jugendhilfeplanung beim Jugendamt. Der Standort im Burgenlandzentrum biete die Chance, unterschiedliche Schichten und Altersgruppen anzusprechen. Ein günstiger Mittagstisch könnte in dem Treff auch angeboten werden.

Für Vecellio wäre in den Räumlichkeiten vieles vorstellbar, zum Beispiel Elternseminare, Krabbelgruppen, aber auch Angebote für Senioren – auch in Kooperation mit dem in einem der Obergeschosse des Gebäudes beheimateten Richard-Bürger-Heim. Das Seniorenheim der Evangelischen Altenheimat sei vor allem auf die Pflege und Betreuung von gerontopsychiatrisch Erkrankten ausgerichtet, sagt die Verbund-Leiterin Eva Trede-Kretzschmar. Die aktuellen Planungen in den städtischen Räumen im Erdgeschoss begrüßt sie: Sie kann sich gut vorstellen, dort Angebote für Senioren, aber auch Beratungen für Angehörige anzubieten. Als weitere Kooperationspartner für das Zentrum kommen die Lutherkirche, das Bhz oder die Musikschule in Frage.

„Wir haben akute Raumnot“, sagt Günther Schwarz, der Leiter der Feuerbacher Außenstelle der Musikschule Stuttgart. Für die Musikschule wäre es ideal, wenn sie in dem Zentrum Räume nutzen könnte, meint Schwarz. Auch dem Freundeskreis Flüchtlinge Feuerbach (FFF) und seinen Schützlingen soll das neue Raumangebot für Angebote offenstehen, betont Vecellio. Zudem versucht die Stadt auch diejenigen mit ins Boot holen, die die Räume bereits nutzen. Aber alle Wünsche unter einen Hut zu bekommen, werde nicht möglich sein, denn man benötige auch Spielräume für zukünftige Planungen. Wenn etwas Neues komme, müsse man manches Alte ändern: „Alles geht halt nicht“, sagt Vecellio.

Die Kirchengemeinde müsste Ersatzräume finden

Betroffen wäre vor allem die evangelische Kirche. Derzeit treffen sich 17 Gruppen im sogenannten „Trinkstüble“, das die evangelische Kirchengemeinde Feuerbach als Untermieterin benutzt. „Würde das Stadtteilzentrum im Burgenlandzentrum seinen Ort finden, wären diese Gruppen ohne Räume. So wie übrigens auch der Seniorendienst, der bis dato keine Räume gefunden hat“, nimmt der Evangelische Kirchengemeinderat zu den Planungen schriftlich Stellung. „Wichtig wäre für uns, dass es einen größeren Übergangszeitraum gibt“, betont Pfarrer Hartmut Zweigle. Dann hätte der Kirchengemeinde die Gelegenheit, Ersatzräume zu finden.

Ähnliche Vorstellungen äußerst auch Thomas Reusch-Frey, Leiter des Treffpunktes „50plus“, eine Einrichtung, die von der Evangelischen Akademie Bad Boll getragen wird. Zu „50plus“ gehört auch der Seniorendienst, der seit vielen Jahren im Burgenlandzentrum beheimatet ist. Reusch-Frey hofft ebenfalls auf einen „zeitlichen Puffer“, obwohl mit der Stadt unabhängig von den Plänen für ein Stadtteilzentrum vereinbart war, dass die Initiative die von der Stadt finanzierten Räume im Burgenlandzentrum Ende 2017 endgültig verlässt. Die Senioren suchen schon länger nach neuen Werkstatt- und Lagerräumen – bisher ohne Erfolg. Man habe leider noch nichts Passendes gefunden, sagt der „50plus“-Leiter. Um Zeit zu gewinnen, schlägt er eine weitere Duldung des Angebots vor, solange die Ausschreibung läuft und sich im Burgenlandzentrum nichts tue. Da die Mühlen der Verwaltung gemächlich mahlen, scheint die Hoffnung berechtigt. Ein bis zwei Jahre sollte man dem Projekt und den Beteiligten Zeit geben, meint Vecellio. Doch erst muss die Finanzierung den Doppelhaushalt passieren: Und das ist „eine rein politische Sache“, betont der Jugendamtsmitarbeiter.