Per Telefon bleibt das Team vom Treffpunkt 50 plus in Kontakt mit den Senioren. Foto: Holowiecki

Die Senioreneinrichtung Treffpunkt 50 plus ist geschlossen. Die Nutzer treffen sich aber trotzdem. Zweimal wöchentlich gibt es jetzt das Schwätzle per Telefonkonferenz.

Stuttgart - Es kruschtelt. Jemand murmelt. Gerda Müller lässt sich nicht beirren. Obwohl sie nicht orten kann, woher die Geräusche kommen, fährt sie fort. Die Studienleiterin des Treffpunkt 50 plus hat einen Auftrag: aufmuntern. In die Augen sehen kann sie all jenen, denen sie in der Corona-Krise gut zureden soll, nicht. Was ihr bleibt, ist das Telefon.

Der Stuttgarter Treffpunkt 50 plus, eine Einrichtung für Ältere, die von der evangelischen Akademie Bad Boll getragen und von der Stadt gefördert wird, hat derzeit geschlossen. Doch seit dieser Woche treffen sich die Nutzer telefonisch. Montags und mittwochs von 10 bis 11 Uhr heißt es „Wir bleiben in Verbindung“. Per Telefonkonferenz kommen Leute zusammen, die sich aktuell fernbleiben sollen. Interessenten erhalten eine Telefonnummer und einen Zahlencode, den sie in die Tastatur eingeben. Danach können sie Vorträgen lauschen oder auch mitschwätzen. „Vertraute Stimmen zu hören tut gut“, sagt Thomas Reusch-Frey. Der Theologe leitet den Treffpunkt 50 plus. Seine Hauptklientel ist um die 70. „Wir gehen davon aus, dass für alte Leute die Zeit allein und ohne soziale Kontakte länger sein wird. Daraus ergibt sich ein Handlungsdruck“, sagt er.

Das Telefon hat jeder zur Hand

Für das Medium Telefon habe man sich bewusst entschieden, „es ist die niederschwelligste und vertrauteste Möglichkeit“. Bei der Premiere sind die Teilnehmer noch etwas verhalten. Doch einige erzählen von ihrem Corona-Alltag. Ein Senior fährt viel Rad, eine Frau schafft im Garten. Eine andere ist betrübt darüber, die Enkel nicht sehen zu dürfen, „aber ich kriege Bilder und Anrufe“. Gerda Müller redet mit ihnen über die Solidarität, die in diesen Tagen viele zeigen, über die Heiterkeit, die man sich behalten soll. Und sie redet über Dankbarkeit. „Fünf Dankbarkeiten kann jeder finden“, sagt sie. Für Familie und Freunde oder dafür, dass die Vögel zwitschern. Die Zuhörer lassen es still auf sich wirken. Vielleicht sind sie einfach nur dankbar für die Impulse.

Die Termine im Überblick:

Info: Am 15. April geht es mit Ursula Werner noch mal um Ostern. Am 20. April fragt Petra Kümmel: „Was spielt Humor für eine Rolle?“ Und am 22. April spricht Gerda Müller über die Mutmacherin Dorothee Sölle. Wie die offenen Telefonkonferenzen funktionieren, erfährt man montags bis freitags von 10 bis 12 Uhr unter Telefon 07 11/35 14 59 30 oder per Mail an info-tps@ev-akademie-boll.de.