Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg äußert sich zum Konzept. Foto: dpa/Francisco Seco

Weltraumwaffen waren lange Science-Fiction-Elemente. Doch diese Zeiten sind vorbei. Die Nato reagiert - sie will sich zumindest verteidigen können.

Brüssel - Die Nato wappnet sich für Kriege im Weltraum. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur haben die 29 Bündnisstaaten am Dienstag beschlossen, das All zu einem eigenständigen Operationsgebiet zu erklären. Die Entscheidung soll an diesem Mittwoch bei einem Außenministertreffen offiziell bekannt gegeben werden.

Konkret könnte der Beschluss der Nato bedeuten, dass mögliche Angriffe aus dem Weltraum künftig als Bündnisfall behandelt werden - also so wie bislang Angriffe am Boden oder im Luft-, See- oder Cyberraum. Das Bündnis soll zudem zu einem Schlüsselforum für den Austausch von Fähigkeiten und Informationen werden - ohne dabei allerdings selbst den Einsatz von Weltraumwaffen zu unterstützen oder diese sogar zu entwickeln.

Das steckt dahinter

„Die Nato hat nicht die Absicht, Waffen im Weltraum zu stationieren, aber wir müssen sicherstellen, dass unsere Missionen und Operationen die passende Unterstützung haben“, sagte Generalsekretär Jens Stoltenberg am Dienstag kurz vor dem Beschluss in Brüssel. Das All sei zum Beispiel für Frühwarnsysteme, die Kommunikation und Navigation von entscheidender Bedeutung.

Der Norweger spielte damit darauf an, dass die Nato immer mehr von Technik im All abhängig ist. Über Satelliten läuft die Kommunikation bei Militäreinsätzen, sie werden zur Aufklärung und Spionage sowie für Navigationssysteme genutzt. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass ein Angriff auf Satelliten der Nato-Staaten ihre Verteidigungsfähigkeit erheblich einschränken könnte.

Satelliten als Ziel

Hinzu kommt, dass Angriffe auf Satelliten im Fall eines Krieges genutzt werden könnten, um Teile des öffentlichen Lebens lahmzulegen. So könnten zum Beispiel die Abwicklung des bargeldlosen Zahlungsverkehrs und Navigationssysteme für den Straßen-, See- und Luftverkehr schwer beeinträchtigt werden.

Neben dem Nato-Land USA haben zuletzt vor allem Staaten wie Russland, China und Indien ihre Fähigkeiten im Weltraum erheblich ausgebaut. Indien testete zuletzt im Frühjahr durch das Abschießen eines eigenen Satelliten erfolgreich eine Anti-Satelliten-Rakete. Zudem werden zunehmend Fähigkeiten erprobt, Satelliten zum Beispiel durch Laser oder Cyberattacken auszuschalten.

Gefahr Weltraumschrott

Neben der Drohkulisse wird auch der möglicherweise entstandene Weltraumschrott als Gefahr gesehen. So könnten Satelliten oder Teile von ihnen zum Beispiel die Internationale Raumstation ISS beschädigen. Derzeit umkreisten rund 2000 Satelliten die Erde, sagte Stoltenberg am Dienstag. Rund die Hälfte davon werde von Nato-Staaten betrieben.

Der deutsche Astronaut Matthias Maurer kritisierte Indiens Test damals scharf. „Einen Satelliten abzuschießen, um zu beweisen, dass man eine Weltraummacht ist, zeigt nur, dass man es nicht ist“, schrieb er auf Twitter. „Keine verantwortungsvolle Weltraummacht trägt freiwillig zur Entstehung von Weltraumschrott bei!“

Dass Aufrufe gegen eine Militarisierung des Weltraumes, die grundsätzlich auch von der Nato mitgetragen werden, Wirksamkeit zeigen, ist allerdings fraglich. So hat US-Präsident Donald Trump erst im Dezember 2018 die Bildung des „United States Space Command“ angeordnet. Ziel ist es, bis Ende 2020 eine „United States Space Force“ als sechste US-Teilstreitkraft zu gründen. Als ersten Schritt hin zur Aufwertung des Weltalls hatte die Nato bereits im Juni erstmals eine Weltraum-Strategie beschlossen.