Zsolt Löw arbeitete vor seiner Zeit in Paris drei Jahre als Co-Trainer für RB Leipzig. Foto: imago

Unter Thomas Hitzlsperger läuft die Suche nach dem VfB-Trainer für die neue Saison auf Hochtouren. Dabei hat der Sportvorstand ein Auge auf den Co-Trainer von Thomas Tuchel bei Paris St. Germain geworfen. Sein Name: Zsolt Löw.

Stuttgart - Der Mann für das Hier und Jetzt, er macht bisher als junger, eloquenter Fußballlehrer mit Energie und Überzeugungskraft auf dem Trainingsplatz wie auch bei seiner Vorstellung am Mittwoch einen starken Eindruck. An diesem Samstag (18.30 Uhr) steht dem VfB-Interimstrainer Nico Willig nun seine Bundesliga-Feuertaufe gegen Borussia Mönchengladbach bevor. Während Willig das Team offensiver ausrichten wird und verhindern soll, dass der Stuttgarter Bundesliga-Traditionsdampfer von 1893 mit dem drohenden, dann zweiten Abstieg binnen drei Jahren, erneut böse leckschlägt, planen seine Bosse bereits die Zukunft auf der Position des VfB-Cheftrainers. Ohne ihn.

Denn klar ist: Das Engagement des Nico Willig, es wird nur eines auf Zeit bleiben – egal, wie der 38-Jährige in den restlichen vier Saisonspielen und der wohl folgenden Relegation abschneidet. Schließlich ist die Suche nach einem neuen Trainer für die kommende Runde, an deren Beginn der Sportvorstand Thomas Hitzlsperger die Uhren in Sachen Trainer auf null stellen wird, längst in vollem Gange. Denn noch einmal, dies ist der Schwur der Strategen von der Mercedesstraße, will man beim VfB keine Saison mit zwei Trainerentlassungen erleben. „Die Leute sollen hier länger arbeiten. Das ist mein Anspruch“, sagt Hitzlsperger.

Ein Chef für den Ur-Schwaben Widmayer

Auch die Zeiten, als der VfB oft in höchster Not mitten in der Saison den Ansprüchen des jeweiligen Trainerkandidaten entgegenkommen musste, sie sollen von der nächsten Runde an passé sein. Und zwar egal, ob der VfB dann in der ersten oder in der zweiten Liga spielt. In dem Ur-Schwaben Rainer Widmayer, der aktuell noch als Assistent von Pal Dardai bei Hertha BSC arbeitet, wurde bereits ein vereinseigener Co-Trainer verpflichtet, der vom 1. Juli an wie einst Hermann Gerland beim FC Bayern die Konstante im Trainerstab der VfB-Profis sein soll. Nun wird mit Hochdruck nach dessen Chef gefahndet.

„Man muss bei der Auswahl achtgeben und in den Vorgesprächen allen Leuten klar sagen, was hier im Verein erwartet wird“, sagt Hitzlsperger. Der neue Cheftrainer, er muss also in ein vorab ziemlich klar umrissenes Anforderungsprofil passen, welches Hitzlsperger erstellt hat und das nun auch der neue VfB-Sportdirektor Sven Mislintat in die Tat umsetzt. Dabei umfasst die Kandidatenliste, von der sich der bereits zu Zeiten des Managers Michael Reschke gescoutete, vormalige Spitzenkandidat Oliver Glasner vom Linzer ASK ja durch seine Unterschrift beim VfL Wolfsburg verabschiedet hat, aktuell weiter mehrere Namen.

Doch es gibt nach Informationen unserer Zeitung einen Favoriten, der einen in Fußball-Deutschland äußerst bekannten Nachnamen trägt: Löw heißt er, Zsolt Löw. Der ehemalige Bundesliga-Profi mit den Stationen Cottbus, Rostock, Hoffenheim und Mainz ist weder mit dem Bundestrainer Joachim Löw verwandt oder verschwägert, noch stammt er aus dem Südschwarzwald. Zsolt Löw, 39, ist Ungar, kam aber bereits 2002 nach Deutschland – und arbeitet seit dieser Saison als Co-Trainer an der Seite von Thomas Tuchel beim frisch gekürten französischen Meister Paris St. Germain.

Wie sämtliche Alternativkandidaten würde Zsolt Löw im Falle einer Einigung den VfB zum 1. Juli übernehmen – und zwar unabhängig davon, ob der Club nun den Klassenverbleib schafft oder nicht. Vor seinem Engagement in Paris arbeitet der ehemalige linke Verteidiger drei Jahre lang als Co-Trainer für RB Leipzig, das bei seinem Wechsel an die Seine im vorigen Sommer für Löw eine Ablöse von 1,5 Millionen Euro kassierte. Ein Testspiel zwischen den Sachsen und dem PSG mit sämtlichen Stars wie Kylian Mbappé und Neymar, auch dies war Inhalt des Löw-Wechsels, wird in der Sommerpause in Leipzig ausgetragen.

Löws Mentor heißt Ralf Rangnick

Dann könnte Zsolt Löw bereits beim VfB die Vorbereitung leiten. „Ich habe Ralf Rangnick alles zu verdanken“, sagte Löw mal über den Leipziger Trainer, der wie der Geislinger Taktik-Tüftler Helmut Groß zu seinem großen Mentor avancierte. Gerade von der Philosophie, gemeinsam etwas aufzubauen, passt der 39-Jährige also zum VfB. 2006 holte Rangnick den Ungarn Löw als Spieler in die dritte Liga nach Hoffenheim. Gemeinsam stieg man 2008 in die Bundesliga auf, ehe es Löw wenige Monate danach in der Winterpause zum 1. FSV Mainz zog, wo er auf den Trainer Thomas Tuchel traf.

Neben Löw, den der VfB erst einmal aus Paris loseisen müsste, gibt es aber noch weitere Namen auf der Liste von Hitzlsperger und Mislintat: So soll sich darauf auch der Name Achim Beierlorzer befinden. Der Bruder des ehemaligen Bayern-Profis Bertram Beierlorzer trainiert aktuell den Zweitliga-Siebten Jahn Regensburg. Der 51-Jährige besitzt in der Domstadt an der Donau noch einen Vertrag bis 2022, doch der VfB böte Beierlorzer, einem ehemaligen Gymnasiallehrer aus Erlangen, der als akribischer Arbeiter gilt und der den 2014er-Lehrgang zum Fußballlehrer als Klassenbester abschloss, den nächsten Karriereschritt. Wie Löw hat auch Beierlorzer eine Leipziger Vergangenheit. Vor dem Einstieg beim Jahn, den er in der Vorsaison als Aufsteiger auf den fünften Platz der zweiten Liga führte, arbeitete der Franke bei RB als U-19-Trainer.

Außenseiterchancen für Tedesco

Mit Außenseiterchancen geht derweil ein Mann ins Rennen um den Trainerposten beim VfB, der eigentlich eine naheliegende Lösung wäre: Domenico Tedesco. Immerhin stammt der Italo-Schwabe aus Aichwald, das nur 15 Kilometer Luftlinie vom Stadion entfernt im Kreis Esslingen liegt. Zwischen 2013 und 2015 trainierte Tedesco zudem die U 17 des VfB, besitzt also auch Stallgeruch. Als Ex-Trainer des FC Schalke 04, mit dem er in der Vorsaison die Vizemeisterschaft holte, ist der 33-Jährige zudem bereits in der Bundesliga etabliert. Dennoch, so scheint es, rangiert Tedesco beim VfB nicht ganz oben auf der Kandidatenliste. Denn dort steht Zsolt Löw.