Erfolgreich im Interims-Job bei den Bayern: Trainer Hansi Flick Foto: Baumann

Nach der letzten Vorrundenpartie gegen den VfL Wolfsburg in der Fußball-Bundesliga werden die Verantwortlichen des FC Bayern die Zukunft des Trainers klären. Es spricht wenig für ein schnelles Ende.

Freiburg - Eine schwere Last lag auf Hansi Flicks Schultern, das war nicht zu übersehen. Als offiziell alles gesagt war nach dem glücklichen 3:1-Erfolg des FC Bayern München beim SC Freiburg, redeten Flick und sein Trainerkollege Christian Streich oben im Eck auf dem kleinen Pressepodium ein bisschen weiter – und Streich legte seine Hände auf Flick, den er seit den Duellen als Spieler in den 1980er Jahren kennt und schätzt (Streich kickte damals für den Freiburger FC, Flick für den SV Sandhausen).

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Zu hören war von den beiden Trainern nichts von oben – wäre ja noch schöner, wenn die Journaille da unten mitbekommt, was wir hier unter uns übers Spiel und über Gott und die Welt sagen, so kann man sich das Trainer-Ambiente am späten Mittwochabend vorstellen. Zu sehen waren von unten Flicks Rücken und ein breites Grinsen bei Streich, und irgendwann löste sich Flick aus der Umklammerung. Streich strahlte noch immer – und Flick strahlte dann auch. Er ging hinaus in eine Nacht, die eine schöne für ihn war.

Denn Hans war im Glück.

Der 3:1-Sieg beim SC Freiburg war glücklich

Weil die Bayern, wie Flick selbst es im schönsten Rekordmeistertrainer-Sprech sagte, „das Glück gezwungen haben“.

Das war eine sehr wohlwollende Formulierung angesichts der zwei Tore zum 3:1 in der Nachspielzeit nach vorheriger Freiburger Dominanz in der zweiten Hälfte, aber das war Flick wurscht. Ihm war das Ergebnis wichtig. Er hatte wieder gepunktet – auch in eigener Sache.

Hoch und runter, kreuz und quer und vor und zurück wird seine Personalie in München ja schon seit Wochen diskutiert: Bleibt er, und wenn ja, wie lange? Muss er doch gehen, und wenn ja, wann? Und, wichtig: Wer würde bei einem möglichen Ende von Flicks Zeit in München der Nachfolger werden? Fragen über Fragen gibt es zur Trainerstelle – eine Antwort zumindest wird es an diesem Sonntag geben. Nach der letzten Vorrundenpartie gegen den VfL Wolfsburg am Samstag tagen die Bayern-Chefs mit Flick. Die Zukunft wird geklärt und verkündet – zumindest die bis Sommer.

Verlängerung bis zum Sommer wahrscheinlich

Von den geschätzt 187 Szenarien, die zuletzt gemalt wurden, gilt diese eine als die wohl wahrscheinlichste: Flick macht weiter bis zum Sommer – und dann: Schaun mer mal. Ob und mit wem die Bayern verhandeln, wen sie auf dem berühmten Zettel haben, ist unklar. Thomas Tuchel soll es angeblich sein, Erik ten Haag von Ajax Amsterdam auch, und irgendwann gab es sogar das wilde Gerücht, dass Flick unter Tuchel wieder der Assistent werden sollte. Vogelwild ist das alles – denn auch die Möglichkeit, dass Hansi Flick zur Dauerlösung über den Sommer hinaus wird, gilt trotz aller prominenter Kandidaten nicht als ausgeschlossen.

Den wohl größten Fürsprecher hat Flick auf seiner Seite. Es ist seine Mannschaft. Es gibt wohl keinen Bayern-Profi, der sich in diesen Wochen nicht lobend über den Weltmeisterassistenten von Bundestrainer Joachim Löw aus dem Jahr 2014 äußert. Supertyp, Supertrainer und Supersystem (nach vorne, attackieren, dominieren, Ballbesitz!) – solche Dinge sind aus den Spielerkreisen zu hören.

Es gibt auch Lob von Rummenigge

Was der Club will, das wiederum sagt der Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge offen. „Was wir brauchen, ist ein Trainer, der für Ballbesitzfußball auf dem Niveau eines Louis van Gaal, Jupp Heynckes oder Pep Guardiola steht. Das ist die Philosophie von Bayern München“, meint er: „Van Gaal, Heynckes und Guardiola sind Trainer-Meilensteine, die ihre Fußspuren hinterlassen haben. Hansi Flick ist ein anderer Typus, aber ich finde, er macht einen guten Job.“

Der Stil, den Flick der Bayern-Elf gegeben habe, gefalle „nicht nur uns, sondern auch den Fans“, sagt Rummenigge weiter: „Die wichtigste Qualität im Spiel ist nicht exklusiv das nackte Ergebnis, sondern die Spielqualität. Man muss die Handschrift eines Trainers sehen. Das ist bei uns wieder der Fall.“ Und anders als beim defensiven Flick-Vorgänger Niko Kovac – das sagt der Kovac-Chefkritiker Rummenigge nicht, hat es aber gewiss im Sinn.

Champions League als Gradmesser

Man muss ohnehin zur Kovac-Zeit beim FC Bayern zurück, um in Flicks Zukunft schauen zu können. Denn ein wesentlicher Faktor bei der Trainer-Entscheidung an diesem Sonntag wird es sein, ob die Chefs Flick zutrauen, im Achtelfinale der Champions League gegen den FC Chelsea mutiger vorzugehen als Kovac in diesem Jahr beim Aus gegen den FC Liverpool. Der blutleere, zaudernde Auftritt der Kovac-Bayern im Rückspiel (1:3) kostete den Kroaten auf Sicht den Job.

Flick dagegen propagiert Mut und Offensivfußball– auch das spricht für ihn.