Der Massentourismus an der Playa de Palma macht den Einheimischen Sorge. Foto: dpa

Mit markigen Worten hat Mallorcas Bürgermeister im Sommer eine Benimmkampagne für besoffene Urlauber angekündigt. Tut sich was?

Palma de Mallorca - Giovanni di Lorenzo staunte. Da sagte Jürgen Drews doch neulich im Gespräch bei „3 nach neun“: „Ich habe den Ballermann nie gemocht.“ Was ihn dort störe, fragte der Chefredakteur der „Zeit“. „Das Gegröle und Gesaufe“, antwortete der Schlagerstar. So schön und knapp hat noch selten einer das Elend der Playa de Palma auf den Punkt gebracht.

Auf der Netzplattform change.org unterzeichneten diesen Sommer 15 000 Bewohner von Mallorca einen Aufruf an die Behörden: „Wir Anwohner können nicht weiter mit dieser Art von Tourismus des Alles-ist-erlaubt zusammenleben.“ Einer, der sie hörte, war Bürgermeister Antoni Noguera. „Der Dreck, den sie hierher schicken, ist nicht angenehm“, sagte er Anfang Juli zur Lokalzeitung „Diario de Mallorca“. „Er ist ein kleiner Teil des Tourismus, aber wir bitten die Entsenderländer um ein wenig Mitverantwortung.“

Mallorca will nicht als touristenfeindlich dastehen

Kurz darauf traf er sich mit der deutschen Konsulin und erklärte hinterher, es gehe um eine „Minderheit, die die Nachbarn stört und ein sehr negatives und stereotypes Bild von den Deutschen schafft“. Man wolle nun mit „Benimmkampagnen“ alle Touristen daran erinnern, dass sie auf Mallorca nur zu Gast sind.

Solche Kampagnen habe es dann doch nicht gegeben, berichtet ein Sprecher des Rathauses von Palma. Stattdessen sei man in Kontakt mit den Reiseveranstaltern, damit diese ihren Kunden ein paar wesentliche Benimmregeln mit auf den Weg geben. Hinter diesen Worten spürt man den Versuch, Mallorca nicht als touristenfeindlich darstellen zu wollen. Es seien schließlich Einzelfälle, die Schlagzeilen machten, und es sei dieses Jahr auch nicht schlimmer gewesen als sonst.

Es gibt erste Anzeichen, dass die Politik Erfolg haben könnte

In Wirklichkeit wissen aber alle, dass es doch ein Problem gibt. Deswegen sind an der Playa de Palma Überwachungskameras installiert, deswegen werden im Sommer mehr Polizisten an den Strand geschickt, deswegen ist seit einiger Zeit der Alkoholkonsum auf der Straße verboten. Dass es immer noch Exzesse gibt, liegt nach Ansicht des Einzelhändlerverbandes an Reiseveranstaltern, deren Alles-inklusive-Pakete auch Alkohol enthalten. Die Balearenregierung hat sich vorgenommen, in einer künftigen Reform des regionalen Tourismusgesetzes solche Angebote zu beschränken, wahrscheinlich sogar zu verbieten. Vielen Hoteliers kommt das entgegen: Sie haben viel in ihre Häuser investiert, um ein zahlungskräftigeres und hoffentlich zivilisierteres Publikum anzuziehen.

Es gibt erste Anzeichen, dass die Politik Erfolg haben könnte. Vor einigen Tagen kündigte Ikke Hüftgold, Star des „Bierkönigs“ am Ballermann, seinen Weggang aus Mallorca an. Er wolle künftig in Bulgarien auftreten. Die Mallorquiner hören es gern.