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Mit einer neuen Tourismuswerbung sollen zusätzliche Gäste ins Land geholt werden.

Stuttgart - Im ersten Halbjahr hat Baden-Württemberg einen Zuwachs bei den Übernachtungszahlen um 1,4 Prozent - deutlich weniger als Sachsen und Bayern. Mit einer neuen Tourismuswerbung sollen zusätzliche Gäste ins Land geholt werden.

Die korpulente Frau trägt Tracht und Bollenhut. Sie steht am Grill und hat eine Flasche Bier in der Hand. Es ist ein Bild aus der neuen Kampagne der Marketingtocher TMBW des Landes. TMBW-Geschäftsführer Andreas Braun mag dieses Bild. "Selbstbewusst und selbstironisch" soll die neue Werbestrecke sein - und dafür steht auch diese Frau, die alles andere als das klassische Schwarzwaldmädle ist.

Entworfen hat die insgesamt 180.000 Euro teure Werbelinie die Agentur Nofrontiere Design aus Wien. 30 Agenturen hatten sich beworben - und was die Österreicher vorgelegt hatten, gefiel der Jury aus Vertretern mehrerer Ministerien, von Tourismusregionen des Landes sowie Marketingexperten anderer Branchen am besten.

Kulturlandschaft als wichtigste Rssource

"Wir sind Süden" heißt das Schlagwort im landesgelb gehaltenen Logo. Denn "jeder Deutsche träumt vom Urlaub im Süden", sagt Braun. Das mag wohl wahr sein, doch Süden heißt nicht automatisch, dass hier am häufigsten die Sonne scheint. 2009 hatte das Saarland von allen Bundesländern die meisten Sonnenstunden. Baden-Württemberg landete auf Platz vier. Bei den Kommunen glänzte der Darßer Ort in Mecklenburg-Vorpommern mit 2158 Sonnenstunden vor Fehmarn-Wulfen (Schleswig-Holstein) und der Insel Hiddensee bei Rügen. Bad Bellingen in Baden-Württemberg lag mit 2128 Sonnenstunden auf Platz vier.

Deshalb setzt die TMBW auf einen Themenmix aus Natur, Kultur, Genuss und Wohlsein - wobei die Natur besonders im Blick ist. Egal, ob Wandern, Radfahren oder die Vision vom CO2-neutralen Urlaub, den Braun im Land entwickeln will: In enger Zusammenarbeit mit der Bahn und dem Naturschutzbund (Nabu) soll der Südwesten als Natur-Erlebnisland positioniert werden. Nabu-Landeschef Andre Baumann fordert: "Aus Sicht des Tourismus ist es sinnvoll, endlich den ersten Nationalpark Baden-Württembergs einzurichten." Er lobt die neue Kampagne, da "die Tourismusexperten erkannt haben, dass unsere Kulturlandschaft unsere wichtigste Ressource ist".

Noch ist der Umbau des Marketings nicht vollständig abgeschlossen. Im neuen Internetauftritt soll ein zusätzlicher Vertriebskanal aufgebaut werden. Gemeinsam mit dem dritten Fernsehprogramm sucht die TMBW bei einer Castingshow das "Gesicht Baden-Württembergs". 2009 war wegen der Wirtschaftskrise für den Südwesten ein schlechtes Jahr. Im ersten Halbjahr 2010 stieg die Übernachtungszahl zwar wieder um 1,4 Prozent auf 19,2 Millionen Übernachtungen. Berlin (14,2 Prozent), Sachsen (5,5 Prozent) und Bayern (3,6 Prozent) jedoch legten weitaus kräftiger zu - und auch der Bundesdurchschnitt (2,7 Prozent) liegt noch deutlich über den Landeszahlen.