Urlaubsländer wie Griechenland hoffen auf ausländische Touristen. Foto: dpa/Yorgos Karahalis

Außenminister Heiko Maas berät mit europäischen Kollegen darüber, wie Tourismus in diesem Sommer trotz der Corona-Pandemie gelingen kann. Der SPD-Politiker mahnt: Im Vordergrund stehe die Gesundheit.

Berlin - Es schmeckt nicht allen Ländern in Europa, aber ohne Deutschland geht auf dem Kontinent wirtschaftlich und politisch oft wenig. So ist es auch beim Tourismus. „Die Deutschen sind nun einmal die Reiseweltmeister“, sagte Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) am Montag in Berlin. „Viele Länder in Europa sind stark vom Sommertourismus abhängig, gerade auch von deutschen Reisenden.“

Damit komme Deutschland eine besondere Verantwortung zu, vor dem Sommer einen „kontrollierten Wiedereinstieg in den europäischen Tourismus“ mit zu organisieren. Maas lud daher die Außenminister aus wichtigen Urlaubsländern Europas am Montag zu einem „Nachbarschaftsdialog“ per Videokonferenz. Mit seinen Kollegen aus Bulgarien, Griechenland, Italien, Kroatien, Malta, Österreich, Portugal, Slowenien, Spanien und Zypern beriet der SPD-Politiker darüber, wie internationaler Tourismus in diesem Jahr überhaupt noch möglich sein kann, ohne dass das gefährliche Coronavirus prompt wieder kreuz und quer durch Europa geschleppt wird.

Maas: „Wollen kein Wettbieten um Touristen“

Derzeit lockern viele Urlaubsländer ihre nationalen Corona-Beschränkungen nach und nach. Staaten wie Griechenland werben bereits wieder um deutsche Urlauber, damit die Hotels und Restaurants des Landes im Sommer nicht leer bleiben. Maas mahnt angesichts solcher Stimmen aus einzelnen Ländern zur Vorsicht: „Wir wollen kein europäisches Wettbieten um Touristen.“ Ziel sei ein gemeinsames Vorgehen in Europa, bei dem „nicht Geschäftsinteressen an erster Stelle kommen, sondern immer gesundheitliche Fragen“. Für sicheres Reisen brauche es mehr als eine Grenzöffnung. So muss etwa noch geklärt werden, wie sich Infektionsketten nachverfolgen lassen, wenn ein Tourist im oder erst nach dem Urlaub positiv auf Corona getestet wird. Auch gebe es im Kreis der Länder unterschiedliche Vorstellungen darüber, ob die Installation einer Corona-App auf dem Handy, ein negativer Test auf das Virus oder Fiebermessen bei der Einreise verpflichtend sein könnten, sagte Maas.

Bis dazu Klarheit herrscht, dürfte es noch eine Weile dauern. Der SPD-Mann Heiko Maas stellte eine nächste Gesprächsrunde der beteiligten Staaten in zwei Wochen in Aussicht. Der Tourismus-Experte der FDP-Bundestagsfraktion, Marcel Klinge, fordert, dass Tourismusbranche und Bürger rechtzeitig vor der Sommersaison Gewissheit darüber bekommen, ob und wie in diesem Jahr Urlaub im europäischen Ausland möglich ist. „Urlauber und auch die vielen kleinen und mittleren Reiseveranstalter und Reisebüros, die nach langen Wochen direkt vor der Insolvenz stehen, brauchen dringend eine planbare und sichere Perspektive“, sagte der Bundestagsabgeordnete aus Villingen-Schwenningen unserer Zeitung.

Touristen müssen sich auf Einschränkungen einstellen

In einem ersten Schritt will Außenminister Maas die derzeit geltende weltweite Reisewarnung der Bundesregierung am 15. Juni aufheben und zunächst für die europäischen Staaten durch gezielte und regional unterschiedliche Hinweise ersetzen. Reiselustige sollen so erkennen können, welche Gebiete sie aufgrund des Infektionsgeschehens weiterhin lieber meiden sollten – und wo ein Urlaub möglich sein kann.

Doch auch dann dürfte sich ein solcher Aufenthalt deutlich von den Reisen in den vergangenen Jahren unterscheiden. Touristen müssten sich in diesem Jahr auf Einschränkungen etwa an Stränden, in Restaurants und Innenstädten einstellen, mahnte Maas. Es dürfe jetzt nicht der Eindruck entstehen, dass bereits alles wieder so sei wie früher: „Das wird dieses Jahr nicht so sein. Und zwar egal, wo man hinfährt.“

Außenminister rät von außereuropäischen Reisen ab

Von Reisen in das außereuropäische Ausland riet der Außenminister mit Verweis auf die anhaltende Ausbreitung des Coronavirus beispielsweise in Lateinamerika gleich ganz ab. Hier gelte es, „größte Vorsicht“ an den Tag zu legen, sagte Maas. Vielleicht sei es besser, sich in diesem Jahr einfach auf Europa zu konzentrieren.