Ein Wanderurlaub im Land – wie hier am Feldberg – schont die Ressourcen und liegt im Trend. Foto: dpa

Gut ein Drittel der Bevölkerung im Land möchte einen Ressourcen schonenden Urlaub verbringen – und bucht ihn auch entsprechend. Das kommt Tourismusminister Alexander Bonde (Grüne) sehr entgegen: Er will Baden-Württemberg bundesweit an die Spitze des nachhaltigen Tourismus führen.

Stuttgart - Der Tourismus im Land ist auf Rekordkurs – und in ständigem Wandel. Die vielen Aspekte des Reisens und Verweilens in Baden-Württemberg sowie der Betreuung der Gäste durch Reiseveranstalter und Gastgeber beleuchteten Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Tourismusminister Alexander Bonde (Grüne) am Montag vor 1100 Teilnehmern des eines Fachkongresses auf der Touristikmesse CMT.

Rekordergebnis

Mehr als 49 Millionen Übernachtungen: Der Tourismus im Land boomt. „2015 war das fünfte Rekordjahr in Folge“, sagte Tourismusminister Bonde und nannte in Plus von 4,6 Prozent bei den Gästen und einen Zuwachs von 3,5 Prozent bei den Übernachtungen gegenüber 2014. „Wir sind auf dem besten Weg, auch 2015 mit einem Rekordergebnis im Tourismus abschließen zu können. Mit mehr als 49 Millionen Übernachtungen hält sich Baden-Württemberg weiter in der Spitzengruppe im Deutschlandtourismus.“ Erfreulich wirkt sich nach Angaben Bondes das verstärkte Marketing im Ausland für „das Genießerland“ aus, in das Baden-Württemberg seit 2012 jährlich zusätzlich 500 000 Euro investiert: So stieg die Zahl der Ankünfte ausländischer Gäste 2015 um 8,6 Prozent, die der Übernachtungen um 7,8 Prozent.

Nachhaltig reisen

Nachhaltige Formen des Reisens liegen im Trend. Damit sich die einzelnen Urlaubsregionen selbst prüfen können, wo sie unter diesem Aspekt stehen, hat das Land einen Nachhaltigkeits-Check eingeführt. Mit diesem Instrument unterstützt die Landesregierung besucherstarke Tourismusdestinationen in ihrer nachhaltigen Entwicklung. Während des Zertifizierungsprozesses werden die drei Aspekte der Nachhaltigkeit – Wirtschaftlichkeit, Ökologie und Soziales – bewertet. Aus den Erkenntnissen wird ein Optimierungsprogramm erarbeitet. Nach dem Zertifizierungsprozess erhalten diese Regionen und Städte die Auszeichnung Nachhaltiges Reiseziel, mit dem sie sich im nationalen und internationalen Wettbewerb klar positionieren können

Event-Tourismus

Der Tourismus ist in ständigem Wandel – aktuell sind Städtereisen und Kulturangebote der Renner. Jeder vierte Urlaubsgast in Baden-Württemberg gab 2014 an, während seines Aufenthaltes Events und Veranstaltungen wie Konzerte oder Sportwettbewerbe besucht zu haben. Der Geschäftsführer des Zukunftsinstituts Wien, Harry Gatter, empfiehlt den Urlaubsregionen und Städten aber auch, auf Event-Tourismus zu setzen. Große Anziehungskraft hätten Plätze, die man mit einem Ritual verbinden kann. Immer mehr Menschen wollten „die Kraft der Natur“ spüren, kreativ sein und mitmachen: „Das Wir-Gefühl ist wichtig.“ Event-Touristen wollen laut Gatter Glück und Genuss spüren, aber grün und regional reisen: „Hedonisten in einer ökologischen Welt.“

Wirtschaftsfaktor

Bereits heute erzielt der Event-Tourismus in Baden-Württemberg einen Bruttoumsatz von 1,1 Milliarden Euro. 13 Prozent aller Urlaubsreisen der Deutschen nach Baden-Württemberg sind Eventreisen. „Mit diesem Trend können wir neue Gäste für das Tourismusland Baden-Württemberg gewinnen – in den Städten wie im Ländlichen Raum“, so Bonde. Der Event-Tourismus komme nicht nur der Reisebranche zugute, sondern auch Städten, Gemeinden, Sponsoren und dem Einzelhandel. Der Umsatz in der Tourismusbranche liegt bei 18 Milliarden Euro. 5,1 aller Erwerbstätigen erwirtschaften 2,8 Prozent des Volkseinkommens.

Kurorte und Heilbäder

Baden-Württemberger ist Bäderland Nummer eins in Deutschland. Laut Bonde ist das Kur- und Bäderwesen eine der tragenden Säulen des Tourismus im Land. Viele Angebote und Einrichtungen sind aber überaltert, Bonde spricht von „strukturpolitischen Schwierigkeiten“. Jetzt wurden die Erwartungen der Gäste neu erhoben, Anfang Februar werden die Erkenntnisse zunächst von Experten diskutiert, dann in Kooperation mit dem Heilbäderverband in Handlungsempfehlungen gefasst.

Arbeitsplätze

„Nicht einmal die Automobilindustrie bietet so viele Arbeitsplätze wie die Tourismusbranche“, sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann auf der CMT. Die Tourismusbranche verzeichnet aktuell rund 280 000 Erwerbtätige. Allerdings sei das Angebot an Stellen wesentlich höher, als die Nachfrage, der Fachkräfte- und Personalmangel sei ein großes Problem. „Die Wirtschaft hofft deshalb, von den Flüchtlingsströmen zu profitieren“, sagte Kretschmann. Die Ausbildung im Gastgewerbe sei in Baden-Württemberg von hoher Qualität, sagte Bonde: So kommen die beste Hotelfachfrau und die Beste in Systemgastronomie aus dem Land.

Investitionen

Mit dem Tourismusinfrastrukturprogramm unterstützt das Land Kommunen bei Investitionen im Bereich der kommunalen Tourismusinfrastruktur. Auch in diesem Jahr stehen dafür fünf Millionen Euro zur Verfügung. 2015 und 2016 werden zusätzlich 300 000 Euro für die Werbung von Gästen im In- und Ausland eingesetzt. Damit stellt das Land den Tourismusorganisationen jährlich knapp 4,6 Millionen Euro für Marketingmaßnahmen zur Verfügung. „Ich bin bester Dinge, dass wir auch dieses Jahr an die hervorragende Entwicklung in unserem Tourismus anknüpfen können“, sagte Minister Bonde.