Mit Jagdhorn und Minister: Die sanierte und erweiterte Grünhütte bei Bad Wildbad ist neu eingeweiht worden – links liegt der neue, rechts der alte Teil. Davor ist der Biergarten. Foto: Faltin

Mit riesigem Aufwand und hohen Kosten von 1,6 Millionen Euro hat die Forstverwaltung die Ausflugsgaststätte bei Bad Wildbad ausgebaut. Sie ist ein wichtiges Puzzleteil, um den Tourismus im Nordschwarzwald wieder nach vorne zu bringen.

Bad Wildbad - Endlich kann der Wanderer und Mountainbiker an der Grünhütte wieder Schwarzwald pur erleben. Die autofreie, aber nicht nur deswegen sehr beliebte Ausflugsgaststätte bei Bad Wildbad im Kreis Calw ist über zwei Jahre hinweg umgebaut und erweitert worden – die Hütte blieb in dieser Zeit geöffnet, doch das Idyll war durch Bagger- und Kreissägenlärm einigermaßen beeinträchtigt.

Die Geschichte dieser Erweiterung hat es in sich, was die Kosten und den Zeitplan anbelangt. Im Jahr 2010 hatte die Forstverwaltung des Landes, der die Grünhütte gehört, eine lange Mängelliste von den Aufsichtsbehörden erhalten. Die Küche war winzig und entsprach nicht mehr den hygienischen Anforderungen. Es gab kaum Kühlräume, keine behindertengerechte Toilette, und das Trinkwasser kam ungefiltert aus einer Quelle. All das war nicht mehr zulässig. „Wir standen letztlich vor der Wahl: schließen oder investieren“, sagte der Forstminister Peter Hauk (CDU), der sich am Donnerstag ausnahmsweise mit seinem Dienstwagen zur Hütte fahren lassen durfte, um die Einweihungsrede zu halten. Die anderen Gäste kamen per Busshuttle oder zu Fuß.

Vor allem in neue Technik musste investiert werden

Tatsächlich hätte sich die Grünhütte mitten im Wald fast zu einem kleinen Stuttgart 21 ausgewachsen. Die Erdarbeiten hatten schon begonnen, da drohten die Kosten aus dem Ruder zu laufen. Das Projekt wurde deshalb für ein ganzes Jahr gestoppt, um nachzurechnen und umzuplanen. Auch während der zweijährigen Bauzeit habe man immer bei den Kosten auf die Bremse gedrückt, sagt Stefan Gutzweiler, der beim Landesbetrieb Forst BW für den Bau zuständig war. Die alte Grünhütte wurde belassen, wie sie war, nicht einmal die Bänke wurden neu lackiert, auch das verwitterte schwarze Holz an der Giebelseite blieb. So wollte man den Charme der Hütte erhalten, aber auch Kosten sparen.

Am Ende erhöhten sich die Kosten dennoch um 400 000 Euro auf 1,6 Millionen Euro, doch das bezeichnete Hauk als „marginal“ – schließlich müsse man die normale Kostensteigerung für acht Jahre berücksichtigen. Hinzu kommen aber noch 600 000 Euro für eine vier Kilometer lange Stromleitung, die eigens von Lautenhof herauf verlegt wurde; zuvor lieferten zwei Dieselgeneratoren Strom.

Auch das übrige Geld wurde vor allem in Technik investiert. Sie ist im neuen, rund 30 Meter langen Erweiterungsbau untergebracht, der mit Holz verkleidet und dezent in den Hang hineingebaut ist. Darin befindet sich die Wasserfiltrierungsanlage; ohne sie hätte das Quellwasser nicht mehr genutzt werden dürfen. Eine Holzheizung steht dort, weiter haben eine Lüftungsanlage, Lagerräume, die neue Küche sowie Toiletten ihren Platz im Anbau gefunden. Die Zahl der Sitzplätze erhöht sich dagegen in der Gaststube nur geringfügig von 45 auf etwa 57 Plätze; auf den beiden Terrassen bleibt es bei den bisher 250 Plätzen.

Minister: „Es ist nicht ganz billig, zu seinem Erbe zu stehen“

So viel Aufwand und so viel Geld also für eine Hütte? Der Forstpräsident Meinrad Joos räumt sogar ein, dass sich die hohe Investition finanziell wohl nie ganz auszahlen werde, auch wenn der Hüttenwirt Jürgen Schraft jetzt eine höhere Umsatzpacht bezahlen muss. Aber die Alternative, die Hütte nach 250-jähriger Geschichte zu schließen, könne ernsthaft niemand gewollt haben. Und ein privater Käufer hätte wohl als Erstes eine Zufahrtsmöglichkeit gefordert. Auch der Minister hält den Umbau deshalb für richtig: „Es ist nicht immer ganz billig, zu seinem Erbe zu stehen. Aber am Ende ist es eine Investition, die allen guttut.“

Tatsächlich ist die neue Grünhütte als ein wichtiger Puzzlestein des Plans zu sehen, den Tourismus im Nordschwarzwald voranzubringen. Nach dem Rückgang des Kurbetriebs in den 1980er Jahren versanken viele Bäderstädte im Nordschwarzwald touristisch in einem tiefen Loch, aus dem es manche bis heute nicht ganz herausgeschafft haben. Bei diesem Plan spielt der Nationalpark eine wesentliche Rolle.

Hängebrücke als neue Attraktion in Bad Wildbad

Daneben hat Bad Wildbad aber in Eigeninitiative viel auf die Beine gestellt. Die Bahn zum Sommerberg ist erneuert worden, ein Baumwipfelpfad zieht jährlich 250 000 Besucher an, es gibt eigene Strecken für Mountainbiker, und am 21. Juli wird die 380 Meter lange Hängebrücke Wildline über eine Schlucht am Sommerberg eröffnet; sie soll weitere 100 000 Menschen anlocken. Manchen ist der Rummel fast schon zu viel, aber das Konzept geht auf, und den fünf Kilometer langen Weg zur Grünhütte nehmen ohnehin bei Weitem nicht alle Touristen. Wildbads Bürgermeister Klaus Mack drückt es so aus: „Wir haben uns entwickelt vom verstaubten Kurort zu einer Stadt im Schwarzwald, die für ein großes Naturerlebnis steht.“

Eine Mär ist es übrigens, dass die Erweiterung der Grünhütte so teuer gewesen sei, weil dicke erdbebensichere Balken hätten eingezogen werden müssen. Der Architekt Gerd Gassmann kann darüber nur lachen: „Jeder Bauherr ist verpflichtet, sich an die Gesetze zu halten. Nur das haben wir bei der Erdbebensicherheit getan – auf die Kosten hat sich das kaum ausgewirkt.“

Quasi in der Grünhütte aufgewachsen ist der Wirt Jürgen Schraft – sein Vater betrieb die Gaststätte seit den 1960er Jahren. Mehr Umsatz erwartet Schraft durch die Erweiterung nicht, obwohl er eine höhere Pacht und höhere Betriebskosten habe; er müsse nun ja zum Beispiel viel mehr Räume heizen als früher. Dennoch ist er froh, Pächter der Hütte zu sein: „Ich muss nur einmal durch Pforzheim oder Stuttgart spazieren, dann weiß ich wieder: Hier in der Grünhütte bin ich am richtigen Platz.“