Im Fotofinish wird Marcel Kittel (vorne) zum Sieger erklärt Foto: A.S.O/AP

Der deutsche Sprintstar gewinnt bei der Tour de France seine dritte Etappe, schlüpft ins Grüne Trikot und zieht mit Erik Zabel gleich.

Nuits-Saint-Georges - Marcel Kittel ist keiner, der seine Emotionen versteckt. Nach seinen ersten beiden Etappensiegen bei der Tour de France 2017 jubelte er kurz nach der Ziellinie so laut „Ja! Ja! Ja!“, dass seine Konkurrenten diesen Gefühlsausbruch unmöglich ignorieren konnten. Am Freitag in Nuits-Saint-Georges war nichts zu hören. Kein Laut. Stattdessen stilles Bangen. Hoffen. Denn Marcel Kittel (29) wusste nicht, ob er erneut gewonnen hatte.

Auf den letzten Metern war der deutsche Sprintstar immer näher herangerückt an den Norweger Edvald Boasson Hagen, auf der Ziellinie lagen die beiden, nachdem Kittel auf seinem Rad einen letzten Sprung nach vorne gemacht hatte, gleichauf. Nur Millimeter trennten sie letztlich, das Zielfoto musste entscheiden. Und erneut stand Kittel im Fokus. „Ich bin überglücklich“, sagte er nach seinem dritten Tagessieg auf der erst vierten Flachetappe, „ich habe mich selbst ein bisschen erschrocken, als im Massensprint plötzlich nur noch 120 oder 130 Meter übrig waren. Ich hatte im Ziel keine Ahnung, ob ich gewonnen habe oder nicht. Es war eine echte Punktlandung.“

Zwölf Etappensiege sind auch Erik Zabel gelungen

Anschließend ging es in den vielen Interviews um den Erfolg nach 213,5 km von Troyes nach Nuits-Saint-Georges. Aber auch noch um mehr. Zum Beispiel um einen Rekord. Zwölf Etappen hat Kittel nun gewonnen bei der Tour – und damit genau so viele wie Erik Zabel. Der Mann, der in Paris sechs mal das Grüne Trikot des Punktbesten trug, verfolgte das Teilstück am Freitag zu Hause in Unna, wo er seinen 47. Geburtstag feierte. Kittel hatte stets erklärt, dass er nicht auf den Rekord schielt („Für mich zählen keine Zahlen, sondern nur Momente“), als er ihn erreicht hatte, meinte er aber immerhin: „Darauf bin ich sehr stolz.“

Kittel hat das Grüne Trikot im Visier

Kittel sprintet bei der Frankreich-Rundfahrt zwar in seiner eigenen Liga, einen anderen Rekord von Zabel wird er aber nicht mehr erreichen. Doch wenigstens will er darum kämpfen, erstmals das Grüne Trikot zu gewinnen – was nach dem Ausschluss von Peter Sagan (Punktbester 2012 bis 2016) alles andere als unrealistisch ist. Am Freitag übernahm Kittel das Trikot vom Franzosen Arnaud Démare, der durch Magenprobleme geschwächt war. „Natürlich würde ich gerne weiter in Grün fahren“, meinte Kittel, „allerdings kann es schon wieder vorbei sein, wenn ich nur einmal nicht vorne dabei bin. Deshalb schaue ich von Tag zu Tag, von Sprint zu Sprint. Erst zu Beginn der dritten Woche kann ich sagen, wie gut die Chance wirklich ist, das Trikot zu gewinnen.“

Jetzt geht es in die Berge

Das starke deutsche Gesamtergebnis auf der siebten Etappe rundeten John Degenkolb (5.), Rüdiger Selig (7.), André Greipel (9.) und Rick Zabel am Geburtstag seines Vaters als Zwölfter ab. Das Gelbe Trikot des Führenden verteidigte der Brite Christopher Froome, der einen ruhigen Tag erlebte. Das wird sich am Wochenende ändern. An diesem Samstag steht auf der Station des Rousses die zweite Bergankunft an, am Sonntag geht es über gleich drei Anstiege der höchsten Kategorie. „Danach“, sagte Froome, „wissen alle, wo sie stehen.“