Fabio Jakobsen hhat die zweite Etappe der Tour de France gewonnen. Foto: AFP/ANNE-CHRISTINE POUJOULAT

Fabio Jakobsen hat die zweite Etappe der 109. Tour de France gewonnen. Der Niederländer belohnte sich für einen Leidensweg.

Aus der Radsport-Hölle in den Tour-Himmel: Als Fabio Jakobsen knapp zwei Jahre nach seinem fast tödlichen Horror-Sturz von Kattowitz zum Debüt-Triumph bei der Tour de France gerast war, küsste er ganz cool seine goldene Medaille. Der Sieg von Nyborg war für den Niederländer der vorläufige Höhepunkt einer schier unglaublichen Rückkehr ins Leben. 

„Es war ein langer Weg. Ich bin Schritt für Schritt zurückgekommen. Ich bin wirklich glücklich“, sagte der 25-Jährige, der in seiner belgischen Equipe den Vorzug vor Tour-Rekordetappensieger Mark Cavendish erhalten hatte. Vor 696 Tagen war Jakobsen nur knapp dem Tod entronnen.  

Jakobsen ist am Ende sichtlich bewegt

Im Finale der zweiten Etappe verwies Jakobsen am Samstag nach 202,5 km den Belgier Wout van Aert und dem Dänen Mads Pedersen (Trek-Segafredo) auf die Plätze. Van Aert eroberte dank sechs Bonussekunden das Gelbe Trikot von Yves Lampaert, bei Quick Step Alpha Vinyl Teamkollege Jakobsens.

Dieser war nach dem souveränen Erfolg in seinem ersten Tour-Massensprint sichtlich bewegt. Auch der Berliner Max Schachmann (Bora-hansgrohe), einst Teamkollege Jakobsens, freute sich für den 25-Jährigen: „Der Sturz war heftig damals. Ich habe mitgelitten und freue mich nun sehr.“

Nach Sturz tagelang mit dem Tod gerungen

Jakobsen war im August 2020 bei der Polen-Rundfahrt im Zielsprint von Kattowitz mit hohem Tempo in die Absperrung gestürzt. Er erlitt schwerste Kopf- und Gesichtsverletzungen und kämpfte tagelang um sein Leben. 

Die zweite Etappe der Tour 2022 hatte zu Beginn ihren erwarteten Verlauf genommen. Eine vierköpfige Fluchtgruppe ohne deutsche Beteiligung machte sich früh auf den Weg und fuhr das erste Bergtrikot der Tour unter sich aus. Das beste Ende nach drei Anstiegen der 4. und niedrigsten Kategorie hatte der Däne Magnus Cort Nielsen (EF Education-EasyPost) für sich. Der letzte Ausreißer wurde rund 30 km vor dem Ziel gestellt. 

Erster Crash kurz nach der Auffahrt

Der Zusammenschluss des Feldes läutete das Finale ein. Zehn Kilometer vor der mächtigen Storebaelt-Brücke, die auf einer Gesamtlänge von 18 Kilometern den Großen Belt zwischen den Inseln Fünen und Seeland überspannt, entbrannten die Positionskämpfe. Die starken Seitenwinde, so die Befürchtung, würden für Stress im Feld sorgen. Die Gefahr, durch Windkanten einen möglicherweise folgenschweren Rückschlag im Gesamtklassement zu erhalten, war groß.

Schon kurz nach der Auffahrt kam es zum ersten Crash - und auch das Gelbe Trikot ging zu Boden. Lampaert schaffte wenig später den Anschluss, das ganz große Chaos blieb aus, auch weil der Wind später von vorne kam. 

Kurz vor dem Ziel stürzen mehrere Fahrer

Ein böser Crash blieb dennoch nicht aus: Etwa zwei Kilometer vor dem Ziel kamen mehrere Fahrer zu Fall. Auch Top-Favorit Tadej Pogacar (UAE Emirates) wurde ausgebremst. Innerhalb der Drei-Kilometer-Marke verlor er aber keine Zeit. An der Spitze entbrannte der Kampf um den Tagessieg. Jakobsen siegte letztlich klar.

Das dänische Finale der 109. Tour ist auch ein Geschenk für die deutschen Radsport-Fans: Der Zielort Sönderborg, der 182 km nach dem Start in Vejle erreicht wird, liegt nur eine halbe Autostunde von der Nordgrenze der Bundesrepublik entfernt. Vor dem ersten Ruhetag - am Dienstag geht es 900 Kilometer entfernt in Dünkirchen weiter - dürften die Sprinter wieder in den Mittelpunkt rücken.