Waschbären sind nicht immer so possierlich. Foto: dpa

Ein totes Wildtier auf einem Privatgrundstück ist nicht schön. Und gar nicht so einfach wegzukriegen. Das zeigt ein Fall aus Leinfelden-Echterdingen, wo ein Gartentor einem hungrigen Bären zum Verhängnis wurde.

Leinfelden-Echterdingen - Da lag es nun das arme Fellbündel. Eingeklemmt unter dem Gartentor und mausetot. Was da so traurig anzusehen war, nennt sich gemeinhin Waschbär. Da war sich Ingrid Patschke sicher, obwohl sie vorher noch keinen live gesehen hat. Eigentlich dürfte es den gemeinen Waschbär hierzulande ja auch überhaupt nicht geben, weder tot noch lebendig.

Waschbären stammen ursprünglich aus Nordamerika, nachdem aber in den 30er-Jahren bei Kassel und in der Nähe von Berlin einige ausgebüxt sind beziehungsweise ausgesetzt wurden, vermehren sich die Kerlchen auch in Deutschland prächtig. Mittlerweile gibt es Hunderttausende im Land, auch wenn sie in Oberaichen bisher nicht öffentlich aufgetreten sind. Leider sind die bis zu neun Kilo schweren Kleinbären auch ziemlich hungrige Allesfresser und in ihrer Gier manchmal eben leichtsinnig und ungeschickt. Und dieser Fresstrieb wurde einer kleinen Bärin am Filderrand zum Verhängnis. Beim Versuch sich unter dem Gartentor vor Ingrid Patschkes Haus hindurchzuquetschen, blieb die Bärenlady stecken, konnte sich nicht mehr befreien und ist schließlich erstickt. Als Frau Patschke morgens das Haus verließ, lag der Bär dann da. Ganz offensichtlich tot, wie ein kurzer Test mit einem Stöckchen ergab. Aber was nun, wie bekommt man einen toten Waschbären wieder weg?

Die Frage nach der Zuständigkeit gestaltet sich schwierig

Ingrid Patschke rief bei der Gemeinde Leinfelden-Echterdingen an. Dort hat man auch schon so manche Anfrage erhalten, das Entsorgen toter Waschbären gehörte aber noch nicht dazu. Nach dem Studium von Regeln und Verordnungen kam man zu dem Ergebnis – nicht zuständig. Die Stadt kümmere sich um gefundene und lebendige Haus- oder Nutztiere, aber um Wildtiere leider nicht. Auch Jagdpächter oder Förster waren die falschen Adressen. Die sind zwar für Wildtiere verantwortlich, aber nur im Wald oder als Opfer des Straßenverkehrs. Frau Patschkes Haus liegt zwar nahe am Wald, aber eben nicht im.

Bevor das eingeklemmte Tier posthum vollends zum Problembär wurde, wusste die Gemeinde L-E doch noch Rat. Das Veterinäramt am Landratsamt in Esslingen müsste eigentlich helfen können. Es könnte ja immerhin sein, die Waschbärin habe die Tollwut und sich in einer Art Anfall unter das Tor geschoben. Das ist zumindest ein Anfangsverdacht.

Der Anruf von Frau Patschke in Esslingen war denn auch erfolgreich – allerdings erst, nachdem man dort geklärt hatte, dass Oberaichen tatsächlich zum Landkreis Esslingen gehört, was es seit der Gemeindereform in den 70er Jahren tatsächlich tut. Ingrid Patschke fuhr daraufhin zur Arbeit und bekam kurz darauf den Anruf. Der Bär ist weg. Alles gut. Amtsleiter Christian Marquardt erklärte auf Anfrage, dass man das Tierchen aber nicht hätte abholen müssen. Grundsätzlich sei ein Grundstücksbesitzer dafür verantwortlich, dass der Kadaver entsorgt würde.

In dem Fall habe man sich aber bereit erklärt zu helfen, da „wir immer wieder mal gerne andere Tiere als Füchse für das Tollwut-Monitoring testen“, wie er sagt. Deutschland gilt zwar seit 2008 als tollwutfrei, aber überprüft wird das natürlich trotzdem.

So diente die arme Bärin am Ende wenigstens der Wissenschaft. Tollwut hatte sie keine, nur Hunger.