Sawitzki mit Ball und Markenzeichen auf dem Kopf: Der Schiebermütze. Foto: Baumann

Der VfB Stuttgart trauert um seine Torwart-Legende Günter Sawitzki, der mit 88 Jahren verstorben ist. Wir blicken auf eine einzigartige Karriere zurück.

Stuttgart - Es mag nicht jedem gefallen, auf sein Äußerliches reduziert zu werden. Günter Sawitzki hatte zeit seines Lebens aber nie ein Problem damit. Die Torwart-Legende des VfB Stuttgart war der Mann mit der Mütze. Die Schiebermütze – der „Schläger“, wie er sie nannte – sein Markenzeichen. Jetzt hat er sie für immer abgelegt. Am Montag ist Sawitzki mit 88 Jahren gestorben, wie der Fußball-Bundesligist mitteilte und seine tiefe Trauer ausdrückte. Mit Günter Sawitzki hat der VfB einen „seiner verdientesten Spieler und einen großartigen Menschen“ verloren.

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2012 hatte Sawitzki die Ehrenmitgliedschaft des VfB erhalten. Da wurde Sawitzki 80 und war noch quietschfidel. Die Cannstatter Arena war sein Zuhause, bei Heimspielen fieberte er regelmäßig mit. Denn der VfB, das war sein Verein. Hier prägte Sawitzki eine Ära und wurde zu einer der bekanntesten Sportlerpersönlichkeiten, die der Club je hervorgebracht hat. Dazu bedurfte es nicht einmal schwäbischer Wurzeln. Sawitzki kam in Herne, im tiefsten Pott, zur Welt. Vom Oberligisten SV Sodingen lotste Trainer „Schorsch“ Wurzer Sawitzki 1956 an den Neckar. Zwei Jahre später feierte er einen seiner größten Erfolge: den Pokalsieg 1958 gegen Fortuna Düsseldorf, gemeinsam mit anderen VfB-Legenden wie Robert Schlienz und Erwin Waldner. Auf dem Platz zeichnete sich „Sawi“ durch seinen Einsatz, seine Reflexe und tollkühnen Paraden aus. Unvergessen, wie er im Pokalkrimi gegen Düsseldorf den 4:3-Sieg nach Verlängerung festhielt.

Lesen Sie hier unser Sawitzki-Porträt zum 80.

1963 zog Sawitzki mit dem VfB in die Bundesliga ein, wo er die Mannschaft fünf Jahre lang als Kapitän aufs Feld führte. Für 3200 Mark monatlich, was den Maschinenschlosser nicht davon abhielt, weiter seiner Arbeit bei Hahn & Kolb nachzugehen. 35 Jahre lang. Weil er abends immer der Letzte war, der nach dem Training aus der Kabine kam, bekam ihn seine Frau Erika eher selten zu Gesicht. Sawitzki war ein (Fußball-)Verrückter, der auch in der Nationalelf Spuren hinterließ. Zu Sawitzkis Höhepunkten zählten die Teilnahme an der WM 1962 in Chile (als Nummer zwei hinter Hans Tilkowski) und ein besonderer Auftritt im Neckarstadion. 1963 traf er mit dem VfB auf den FC Santos und Weltstar Pelé. Insgesamt kam Sawitzki auf zehn Länderspiele. 1971, nach mehr als 400 Pflichtspielen für den Club mit dem Brustring, hängte Sawitzki seine Handschuhe an den Nagel. „Als mich die Zuschauer einen alten Seckel schimpften, habe ich aufgehört“, erzählte er zu seinem 80. lachend. Bis heute gilt er als einer der besten Torhüter, die der VfB je hatte.

Das Geheimnis hinter seiner Mütze

Sawitzki hat nie ein Aufhebens um seine Stellung als Fußballer gemacht, passend zur Zeit der 50er und 60er Jahre. Starallüren waren im schaffigen Schwabenland noch ein Fremdwort. Als „Mann ohne Mätzchen“ wurde Sawitzki einmal charakterisiert. Und natürlich als Mann mit der Mütze. Ein einst gewöhnliches Torhüter-Accessoire, schließlich kam die Sonne in den damals noch zu mehreren Seiten offenen Stadien auch mal von vorne. Sawitzki trug sie aber noch aus einem anderen Grund. Sie hielt die stets akkurat nach hinten gekämmten Haare aus der Stirn – und bot freie Sicht beim Flug durch den Fünfmeterraum.