Kate Winslet feierte in Toronto mit ihrem neuen Film, der Tragikomödie „The Dressmaker“, Premiere. Foto: The Canadian Press/AP

Halbzeit beim Filmfestival in Toronto: Echte Hollywood-Prominenz von Kate Winslet bis George Clooney gibt sich die Klinke in die Hand und auf der Leinwand flimmern die ganz großen Emotionen.

Toronto - Gefangen im eigenen Körper: Gleich zwei Filme über Transsexuelle stehen in diesem Jahr beim 40. Toronto International Film Festival (TIFF) im Programm und schlugen zur Halbzeit die bisher größten Wellen. Dabei sind die Geschichten von „The Danish Girl“ und „About Ray“ trotz der ähnlichen Thematik grundverschieden: Eddie Redmayne („The Theorie of Everything“) spielt in „The Danish Girl“ einen Künstler in den 1920er Jahren, der sich als einer der ersten einer Geschlechtsumwandlung unterzieht und zu Lili Elbe wird. Elle Fanning („Maleficent“) verkörpert in „About Ray“ einen Teenager, der als Mädchen geboren wurde, sich aber als Junge fühlt.

Und die Emotionen flossen nicht nur auf der Leinwand: Regisseur Tom Hooper („The King’s Speech“) war von der Reaktion des Publikums bei der Weltpremiere von „The Danish Girl“ so überwältigt, dass er minutenlang mit den Tränen rang. „Der Weg zu dieser Premiere war lang. Aber nun weiss ich, dass sich alles gelohnt hat“, sagte Hooper, dessen königliches Drama „The King’s Speech“ 2010 beim TIFF den Publikumspreis gewann und anschließend auch bei den Academy Awards absahnte.

„Es ist einfach lässig hier“

Dass in Toronto die Zuschauer und nicht wie in Cannes oder Venedig eine Jury zum Abschluss am Sonntag den Gewinnerfilm wählen, mache das Filmfest zu etwas Besonderem, empfindet Festival-Leiter Piers Handling: „Das große Konkurrenzgefühl fällt weg, die Filmemacher sind entspannter.“ Regisseur Michael Moore, der seine neue Doku „Where to Invade Next“ vorstellte, sieht das ähnlich: „Es ist einfach lässig hier. Ich fühle mich immer wohl beim TIFF“, sagte der US-Filmemacher vor Journalisten.

Und im 40. Jubiläumsjahr darf sich das Filmfest über eine hochkarätige Stardichte freuen: Natalie Portman stellte ihr erstes Regiewerk „A Tale of Love And Darkness“ vor, Sandra Bullock und George Clooney lieferten sich bei der Pressekonferenz zu ihrer politischen Satire „Our Brand is Crisis“ einen amüsanten Schlagabtausch, und Johnny Depp war nach der Präsentation von „Black Mass“ vor Medienvertretern in bester Laune.

Brühl kommt – aber ohne Emma Watson

Auch die deutsche Filmriege reiste mit vollen Koffern in die kanadische Metropole. Die Weltpremiere von „Colonia“, dem historischen Thriller des deutschen Oscar-Regisseurs Florian Gallenberger, wurde Sonntagnacht mit langem Applaus belohnt. Daniel Brühl („Rush“) freute sich auf dem roten Teppich, „nun schon mehrere Jahre in Folge nach Toronto kommen zu dürfen“. Für seine Kollegin Emma Watson („Harry Potter“), die in „Colonia“ Brühls Freundin spielt und wegen Dreharbeiten in Los Angeles war, wurde schnell ein Handy-Video von der Publikumsreaktion aufgenommen.

„Wenn ein deutscher Film beim Toronto International Film Festival läuft, gilt dies als Gütesiegel: Der Film hat Publikumspotenzial“, sagte Mariette Rissenbeek, Geschäftsführerin von German Films. Deutschland sei in diesem Jahr mit neun Lang- und drei Kurzfilmen, sowie über zwanzig Koproduktionen besonders gut vertreten.

Filmemacher Wim Wenders, der bereits in den ersten TIFF-Jahren zum damals noch beschaulich kleinen Festival gereist war, brachte in diesem Jahr gleich zwei Projekte mit. Als Regisseur stellte er „Every Thing Will Be Fine“ mit James Franco, Rachel McAdams und Charlotte Gainsbourg in den Hauptrollen vor. Die deutsch-argentinische Doku „Our last Tango“ über Juan Carlos Copes und Maria Nieves hat Wenders außerdem produziert.

Mit Regisseur German Kral verbinde ihn eine lange Geschichte - und ähnliche Interessen: „German hat eine große Affinität zur Musik. Ich hatte auch schon bei seinem Film „Musica Cubana“ als Executive Producer fungiert. German ist Argentinier, auch wenn er schon lange in Deutschland lebt, und ich ihn Mitte der 90er Jahre als Student in München kennen gelernt habe. Aber er hat seine Wurzeln in Buenos Aires, und als er mir das Treatment zu „Our Last Tango“ zu lesen gegeben hat, war ich sehr begeistert und habe ihm sofort meine Unterstützung zugesagt“, sagte Wenders der dpa.

Die Zusammenarbeit hat sich gelohnt: Die TIFF-Zuschauer waren von der Darstellung der schwierigen und oft explosiven Beziehung des Tango-Paares aufgewühlt und von den leidenschaftlichen Tanzszenen sichtlich ergriffen. Die großen Emotionen - ob in Dokus oder Biografien - sorgten in Toronto bisher für den größten Applaus.