Eine solche Toilette fehlt auf dem Spielpatz, sagt das Degerlocher Paar. Foto: Fritsch

Der neue Spielplatz auf der Waldau in Stuttgart-Degerloch sei klasse – wäre da nicht dieses eine Manko: Es fehlt ein Klo, findet ein Ehepaar und möchte das gerne ändern. Argumente hat es im Ausland gesammelt...

Degerloch - Heinz und Hannelore Schlüter sind empört: An dem neuen Spielplatz am Königsträßle gibt es keine öffentliche Toilette. Wem sich dieser Wunsch nicht gleich erschließt: Von seinen vielen Reisen im Ausland ist das Degerlocher Ehepaar anderes gewohnt: „In Australien und Neuseeland gibt es an jedem Spielplatz eine Toilette“, sagt Hannelore Schlüter, „wenn man mal muss, hält man dort einfach nach einem Spielplatz Ausschau.“

Seit Kurzem klettern, hüpfen und rutschen Kinder auf dem neuen Spielplatz am Königsträßle. Doch was, wenn sich bei Kindern, Eltern oder Großeltern die Blase meldet? Bis zum Fernsehturm sind es etwa 15 Gehminuten, bis zum Haus des Waldes zehn. Die Waldschule gegenüber wäre eine Option für Notfälle, und auch am Kletterzentrum dürfen die Toiletten während der Öffnungszeiten benutzt werden. „Aber da habe ich gewisse Hemmungen“, sagt Heinz Schlüter. Für ihn liegt die beste Lösung auf der Hand: eine öffentliche Toilette nur für die Spielplatzbesucher. gerne in Form eines Dixi-Klos.

Toiletten-Vorbild gibt es in Holzgerlingen

Das Gartenamt ist bei dieser Frage derweil weniger enthusiastisch. In einem Schreiben an die Schlüters heißt es: „Ihren Vorschlag, den Spielplatz mit temporären Toiletten zusätzlich auszustatten, möchten wir nicht aufgreifen.“ Aus finanziellen und hygienischen Gründen. Außerdem würden diese Klohäuschen „öfter mal umgeworfen“, argumentiert die Stadt.

Heinz Schlüter hätte da eine Idee. Er könnte sich für die Waldau eine Toilette vorstellen, wie es sie in Holzgerlingen an einem Spielplatz gebe: „Da ist eine Holzmauer drumherum und ein paar Büsche, und es hat einen Lüftungskamin“, sagt der Degerlocher. So könne das Häuschen nicht umfallen. Und was die Hygiene anbelangt, die sei eine Sache des Anstands, meint seine Frau: „Gewisse Hygienestandards muss man einfach einhalten.“ Für das Ehepaar bleibt also die Enttäuschung. „Die haben so etwas Tolles da oben gemacht“, sagt Heinz Schlüter, „der Spielplatz ist wunderbar.“ Bis auf dieses eine Manko. „Sogar mitten im Outback in Australien, wo alles mit Staub überzogen ist, gab es eine blitzsaubere Toilette mit Wickelraum und Dusche“, erzählt er.

Bezirksbeiräte und Ämter müssten Antrag stellen

Im Stadtbezirk Degerloch gibt es zwei öffentliche Toiletten: am Fernsehturm sowie am Busbahnhof an der Löffelstraße. Die insgesamt 70 öffentlichen Toiletten in Stuttgart werden vom städtischen Eigenbetrieb Abfallwirtschaft (AWS) betreut. Auf Anfrage unserer Zeitung teilt die AWS mit, dass es an keinem Stuttgarter Spielplatz eine Toilette gebe, da eine solche Anfrage bisher noch nicht an die Stadtverwaltung herangetragen worden sei.

Einer neuen Toilettenanlage müsse ein Antrag von Bezirksbeiräten und verschiedenen Fachämtern vorausgehen. Außerdem müssten die örtlichen Gegebenheiten geprüft werden. „Zu klären sind hierbei verschiedene Fragen, angefangen von der Stadtmöblierung über die Akzeptanz seitens der Bevölkerung bis hin zur Prüfung der technischen Voraussetzungen für Strom-, Wasser- und Abwasseranschluss“, schreibt die AWS.

Als eine weitere Möglichkeit nennt die AWS die sogenannte „nette Toilette“. Versuchsweise gibt es dieses Angebot bereits in Vaihingen, Möhringen, Stammheim und Untertürkheim. Sollte sich das System bewähren, denke die Stadtverwaltung über eine Ausweitung in zusätzlichen Bezirken nach, schreibt die AWS.

Zum stillen Örtchen, das sich die Schlüters aus Degerloch wünschen, dürfte es also noch ein weiter Weg sein. Doch das Ehepaar hält an seinem Anliegen fest, sagt Heinz Schlüter. Schließlich geht es hier nicht um nichts. „Das ist schließlich ein Grundbedürfnis.“