Ein Wohnhaus an der Stöckachstraße (links) ist erneut zum Tatort geworden. Foto: 7aktuell.de/Sven Franz

Eine 39-jährige Frau liegt tot in der Wohnung – das macht selbst die Kriminalpolizei sprachlos. Denn vor neun Monaten gab es in diesem Haus im Stuttgarter Osten schon mal einen Mordfall.

Stuttgart - Die Vermieterin des sechsgeschossigen Mietshauses im Stöckach im Stuttgarter Osten trifft es besonders hart: Zum zweiten Mal binnen neun Monaten hat es in ihrem Haus ein Tötungsdelikt gegeben. Am Montagnachmittag wurde eine 39-jährige Bewohnerin tot in ihrer Wohnung gefunden. „Ein Gewaltverbrechen kann nicht ausgeschlossen werden“, sagt Polizeisprecher Martin Schautz. Die Kriminalpolizei hat eine Sonderkommission namens „Stöckach“ gebildet.

Die Leiche wurde am frühen Nachmittag gefunden. Nach Angaben der Polizei hatte die Mutter die 39-Jährige aufsuchen wollen – und dort nur ihren leblosen Körper gefunden. Am Montag gegen 14.10 Uhr ging ihr Notruf bei der Polizei ein. Für das Opfer kam jede Hilfe zu spät. „Die näheren Umstände sind noch unklar“, sagt Polizeisprecher Schautz.

Eigentlich eine ruhige Bleibe

Dazu gehört auch die Frage, wann sich die Tat abgespielt haben könnte. Vieles spricht freilich dafür, dass es sich um eine Beziehungstat gehandelt haben dürfte. Die Kripo wird daher ihre Ermittlungen im Bekanntenkreis konzentrieren. Auf welche Weise die 39-Jährige zu Tode kam, wird von der Polizei aus ermittlungstaktischen Gründen nicht verraten. Schließlich handelt es sich um möglicherweise gerichtsrelevante Details, die im Zweifel nur noch der Täter wissen kann.

Was auch die Kripobeamten sprachlos macht: Sie haben in dem Haus an der Stöckachstraße nicht zum ersten Mal wegen eines Tötungsdelikts ermittelt. Am 20. Dezember 2017 war in einer Wohnung im zweiten Stock die Leiche eines 54-jährigen Bewohners gefunden worden.

Das sechsgeschossige Gebäude, in dem die Vermieterin im Erdgeschoss auch eine Gaststätte betreibt, wird von teils langjährigen Mietern bewohnt. Unter anderem schätzt auch der Personalchef des Südwestrundfunks die ruhige Bleibe, wenn er zweimal die Woche in Stuttgart im 300 Meter entfernten Rundfunkhaus zu tun hat. Er hatte sich im Dezember im ersten Mordfall über eine kaputte Glasscheibe in der Eingangstür des Opfers gewundert.

Der Fall im Dezember wurde schnell geklärt

Der Fall konnte von der Mordkommission rasch geklärt werden. Der Tatverdächtige hatte sich schon am Tag vor der Entdeckung der Leiche überaus auffällig verhalten und so ins Spiel gebracht. Bei dem damals 28-Jährigen handelte es sich um einen gewaltbekannten Menschen, der ohne festen Wohnsitz war, sich mit Diebstählen durchschlug und bei Bekannten Unterschlupf fand.

Offenbar war er so auch bei dem 54-Jährigen untergekommen, bis es zu einer tödlichen Auseinandersetzung kam. Der 28-Jährige fiel der Polizei zunächst als Randalierer beim Weihnachtsmarkt auf. Er hatte betrunken Passanten angepöbelt. Der Mann wurde festgenommen, weil er bereits wegen Diebstahls gesucht worden war und noch eine viermonatige Freiheitsstrafe zu verbüßen hatte. Als sein Name auf der Liste der Bekannten des 54-jährigen Mordopfers auftauchte, wurde die Kripo hellhörig.