Was ereignete sich genau an der Haltestelle Stadtbibliothek? Noch ist die Polizei dabei, den Unfallhergang zu rekonstruieren. Foto: Andreas Rosar/Fotoagentur-Stuttgart

Nach dem tödlichen Stadtbahnunfall an der Haltestelle Stadtbibliothek ist die genaue Ursache weiter unklar. Die Polizei ermittelt, ob eventuell die Sehbehinderung des Mannes das Unglück auslöste.

Auch vier Tage nach dem tödlichen Unfall eines sehbehinderten Mannes an der Stadtbahnhaltestelle Stadtbibliothek kann die Polizei den genauen Unfallhergang noch nicht komplett rekonstruieren. Noch laufen die Auswertungen der Zeugenaussagen. In diesem Zusammenhang werden noch weitere Fahrgäste gesucht, die das Geschehen am Freitag, 2. Dezember, gegen 18.30 Uhr beobachten mussten. Insbesondere „eine Frau, die laut Zeugen unmittelbar am Unfallpunkt stand und auf das Opfer zeigte“, betont Polizeisprecherin Ilona Bonn. Zeugenhinweise nimmt die Polizei unter Telefon 0711/8990-4100 entgegen.

Der 47-Jährige war aus bislang unbekannten Gründen zwischen zwei Waggons der Linie U 15 gefallen, die in diesem Moment in Richtung Hauptbahnhof abfuhr und wurde von der Stadtbahn erfasst. Er erlag seinen schweren Verletzungen noch an der Unfallstelle.

Laut Polizei kein Alkohol im Spiel

Die Polizei schloss bereits am Montag ein Fremdverschulden aus, bisher liegen auch keine Erkenntnisse vor, dass Alkohol im Spiel war. Ob die Sehbehinderung des Mannes ausschlaggebend für den tödlichen Unfall war, wird weiter ermittelt. Allerdings verfügt die Haltestelle Stadtbibliothek, ebenso wie nach Angaben der Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) rund die Hälfte aller Stopps in der Landeshauptstadt, über Blindenleitlinien und mindestens zwei Einstiegsfelder. Seit 1993 werden alle neuen Haltestellen mit den Strukturen im Boden ausgestattet, an denen sich Sehbehinderte orientieren können. Ältere Haltestellen werden schrittweise nachgerüstet.

Tödliche Stürze an Stadtbahnhaltestellen sind äußerst selten. Der letzte Fall ereignete sich am 23. Juli 2020 an der Haltestelle Kursaal in Bad Cannstatt. Ein 80 Jahre alter Mann war gegen 15.40 Uhr zwischen die Waggons der Linie U 2 in Richtung Neugereut gefallen. Als der Zug losfuhr, geriet er unter die Bahn und zog sich dabei tödliche Verletzungen zu.