Seit 1912 liegt die Titanic auf dem Grund des Meeres. Foto: imago images//Mary Evans

Laut Wissenschaftlern ist die Titanic in 30 Jahren vom Meeresgrund verschwunden. Seit Kurzem unternehmen Forscher nun Expeditionen und dokumentieren den Zerfall des Wracks – auch Abenteuerlustige können daran teilnehmen.

Stuttgart - Knapp 4000 Meter unter dem Meeresspiegel ruht das Wrack der Titanic. Im April 1912 ging das Schiff unter, nachdem es bei seiner Jungfernfahrt von South Hampton nach London mit einem Eisberg kollidiert war. Rund 1500 Menschen starben bei dem Unglück. Seitdem liegt das Wrack des Dampfers auf dem Meeresgrund des Ozeans vor Neufundland – allerdings wird das voraussichtlich nicht mehr lange so bleiben. Wie die Wissenschaftlerin Henrietta Mann vor zwei Jahren dem „Time Magazine“ erläuterte, ist das Schiff wahrscheinlich in 30 Jahren verschwunden.

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Die Forscherin beschäftigt sich schon seit Jahren mit dem Wrack der Titanic. 2010 fand sie in Rost-Proben vom Schiff eine neue Bakterienart, die sogenannten Halomonas titanicae. Diese Bakterien fressen sich durch das Eisen des Dampfers und sind schuld daran, dass er zerfällt. Wie Mann gegenüber dem „Time Magazine“ erklärte, gibt es aber auch andere Faktoren, die zur Zerstörung der Titanic beitragen: Auch Korrosion und Tiefseeströmungen seien verantwortlich. Außerdem arbeite das Schiff gegen sich selbst. „Wenn eine Ebene am oberen Teil des Wracks zerfällt, stürzt sie auf die nächste darunter“, schilderte die Forscherin. „Das bedeutet, sie hat Auswirkungen auf die unteren Ebenen. Der Schaden wird Schicht um Schicht größer.“

Forscher dokumentieren den Zerfall der Titanic

Für den Zerfall des Schiffes interessieren sich auch die Forscher von OceanGates Expeditions. In diesem Jahr haben sie damit begonnen, Expeditionen zu dem Wrack zu unternehmen. Bereits drei Missionen haben seit Ende Juni stattgefunden, drei weitere soll es 2021 noch geben. Von Neufundland aus stechen die Forscherteams dazu mit dem Schiff Horizon Arctic in See und gelangen mit Hilfe eines Tauchbootes zum Wrack, wie es auf der Webseite heißt. Dort werden der Zerfall der Titanic mit Hilfe von Laserscans, Videos und Sonar festgehalten und die Tier- und Pflanzenwelt im Schiff dokumentiert.

Insgesamt haben 50 Personen auf der Horizon Arctic Platz. Darunter sind allerdings nicht nur Forscher. OceanGates Expeditions bietet auch einigen ausgewählten Abenteuerlustigen an, die einwöchigen Expeditionen mitzuerleben. Die Teilnehmer nehmen dabei nach einem Training während der Mission die Rolle eines aktiven Mitglieds der Crew ein. Man benötige keine Erfahrung in diesem Bereich, um bei der Expedition dabei sein zu können, heißt es vom Veranstaltet.

So kann man an der Expedition teilnehmen

Allerdings müssen Interessierte einen Auswahlprozess durchlaufen. Zunächst füllen Abenteuerlustige ein Formular auf der Webseite aus, in dem sie einige persönliche Daten angeben und auswählen, an welcher Expedition sie interessiert sind. Laut OceanGate Expeditions meldet sich dann ein Mitarbeiter, um Fragen zu beantworten und ein Formular zur Bewerbung zu übermitteln. Es folgt ein Bewerbungsgespräch über Skype oder Zoom. Wer angenommen wird, muss eine Gebühr zahlen. Diese liegt für Expeditionen zur Titanic bei 150.000 Dollar pro Person. Nach den notwendigen Trainingseinheiten geht es dann schließlich in 4000 Metern Tiefe zur Titanic.

Wer bei einer Expedition dabei sein will, muss allerdings einige Voraussetzungen erfüllen. Bewerber sollten zum Zeitpunkt der Mission mindestens 18 Jahre alt sein, einen gültigen Ausweis besitzen und keine Probleme damit haben, bei rauer See auf einem Boot zu fahren. Außerdem müsse man mit einem flexiblen Umfeld umgehen können, in dem sich Pläne oft verändern können, heißt es auf der Webseite. Letztendlich sind aber auch körperliche Faktoren wichtig: Interessierte sollten ein Basis-Level an Stärke, Balance und Beweglichkeit besitzen. Denn man muss unter Umständen bei der Expedition schwer tragen oder an Leitern klettern.