Muss beschichtetes Geschenkpapier wirklich sein? Oder ginge auch Zeitungspapier? Foto: dpa

Weihnachten bringt leider nicht nur Besinnlichkeit, sondern auch jede Menge Kunststoff: in Form von beschichtetem Geschenkpapier, als Baumschmuck oder als Verpackungsmaterial vieler Lebensmittel. Wir haben mit Bewohnern der Filderebene gesprochen und geben kleine aber wirkungsvolle Tipps.

Stuttgart - Am ersten Weihnachtsfeiertag gehen die Fünf zu den Füenf – nämlich zum Konzert der schwäbischen A-capella-Kultband ins Theaterhaus Stuttgart. Damit beglückt sich die Familie Möck aus Stuttgart-Vaihingen selbst zu Weihnachten. Seit ein paar Jahren schenken sich Mama, Papa und die drei Söhne gemeinsame Erlebnisse statt materielle Dinge.

Irgendwann sei der Familie der Konsumwahn im Advent zu anstrengend geworden, erzählt Jürgen Möck. „Was soll man auch immer schenken? Die praktischen Dinge und was man wirklich haben möchte, kauft man sich unterm Jahr doch sowieso selbst“, sagt der Diakon der evangelischen Kirchengemeinde Degerloch. Bei der Familie seines Schwagers ist es ähnlich. „Es war absurd, dass wir als Onkel und Tante die Eltern fragen, was sich die Kinder zu Weihnachten wünschen“, sagt Möck. Und irgendwann waren die Kinder sowieso erwachsen. Einer der Söhne meldete sich für einen Freiwilligendienst bei einer Schweizer Hilfsorganisation. Er rettete bei der Insel Lesbos Flüchtlinge aus dem Mittelmeer. Das prägte ihn, und er schlug vor, dass Spenden an die Organisation ideale Geschenke wären. „Denen etwas geben, die nichts haben – ich finde, das ist eine schöne Übersetzung der Weihnachtsbotschaft“, sagt Möck.

Lego findet die Familie okay, Plastiktüten nicht

Blick nach Filderstadt im Kreis Esslingen: Kerstin Blum und ihre Familie versuchen seit einem Jahr, so plastikfrei und nachhaltig wie möglich zu leben. Es gebe Dinge, die sich schnell umsetzen lassen: „Wir verzichten schon lange auf Foliengeschenkpapier“, erzählt die Plattenhardterin. „Lametta haben wir keines, und den Weihnachtsbaum besorgen wir ohne Plastiknetz drumherum.“

Bei den Geschenken für die Kinder, so Blum, sei manchmal Abwägung vonnöten: „Wünschen sie sich Lego, dann bekommen sie das. Klar ist es aus Plastik, aber es ist auch ein Spielzeug, das lange hält und lange genutzt werden kann.“ Gemüse und Milch holt die Familie auf dem Bauernhof, ersteres unverpackt – „da bin ich der Exot, weil ich keine Plastiktüte will!“ – und zweiteres in wieder verwendbaren Glasflaschen. Was Kerstin Blum schade findet: In Filderstadt gibt es keinen Unverpackt-Laden, der Einkauf im Supermarkt führt zwangsweise zu Plastikmüll. „Aber wir tun, was wir können“, sagt sie. „Wenn das jeder täte, wäre schon viel geholfen.“