Der Arme Fuchs: Er isst gern Mäuse, aber die Nager haben ihm die Tollwut beschert, und nun übertragen sie ihm den Fuchsbandwurm. Foto: dpa/Patrick Pleul

Derzeit laden die Walderdbeeren zur Ernte ein. Doch kann man sie überhaupt unbesorgt pflücken, oder muss man sich in Acht nehmen vor dem Fuchsbandwurm? Ein Parasitologe aus Stuttgart-Hohenheim erklärt, was zu beachten ist.

Hohenheim - Besorgte Eltern, die einen Fuchs im Garten sehen, fragen sich: Kommen die Kleinen mit Urin oder Kot des Tieres in Berührung? Können sie den Fuchsbandwurm bekommen, und kann man sie überhaupt noch im Garten spielen lassen? Oder beim Spaziergang: Stellen Walderdbeeren eine Gefahr dar?

Der Parasitologe Thomas Romig von der Uni Hohenheim ist Experte für den Fuchsbandwurm. Er beruhigt: „Kinder aus Furcht vor dem Fuchsbandwurm nicht mehr draußen spielen zu lassen, wäre kontraproduktiv“, sagt er. „Es gibt keine Hinweise darauf, dass sie einem höheren Infektionsrisiko ausgesetzt sind.“ Wen das nicht beruhigt: Eltern könnten bei ihren Kindern alle zwei Jahre eine Sonografie der Leber vornehmen lassen, so Romig. Auf der Leber nämlich bilden die Parasiten tumorartige Gebilde mit den Eiern des etwa fünf Millimeter langen Bandwurms aus. „Durch die Sonografie erkennt man sie im Frühstadium und kann sie chirurgisch vollständig entfernen lassen.“

Durch die Behandlung ist die Todesrate gering geworden

Erwachsene entdeckten den Tumor in sich meist erst in einer Phase, in der es für die Operation zu spät sei. Sie müssten lebenslang das Medikament Altendazol, das den Tumor einfriere, einnehmen. Unbehandelt führe der Parasit zum Tode. „Die Behandlung führt dazu, dass die Todesrate gering geworden ist. Man bekommt die Krankheit so in den Griff, dass ein normales Leben möglich ist“, sagt Romig. Außerdem habe es sich gezeigt, dass der Mensch weitgehend unempfindlich gegen die Krankheit sei: „Nur ein kleiner Teil derjenigen, die die Eier essen, wird krank.“

100 bis 200 Neuerkrankungen pro Jahr gebe es laut einer Schätzung bundesweit. In den vergangenen zehn Jahren seien die Fälle „von von einem sehr niederen auf ein immer noch niederes Niveau gestiegen“. Die Krankheit sei früher typisch für Bewohner des ländlichen Raums, die in der Landwirtschaft arbeiteten, gewesen. „Heute haben wir auch Patienten aus dem urbanen Raum, denn Füchse sind immer häufiger in besiedeltem Gebiet zu treffen, wo sie leicht Nahrung finden. „Je nach Region sind 30 bis 50 Prozent der Füchse vom Wum befallen.“ Füchse bekommen den Parasiten von Feldmäusen, die sie fressen, und die Feldmäuse wiederum infizieren sich durch den Fuchskot.

Hunde, die Mäuse fressen, sollten regelmäßig entwurmt werden

„Unglücklicherweise eignen sich Hunde, dazu, diesen Lebertumor zu entwickeln“, sagt Thomas Romig. Weder Füchse noch Hunde litten aber unter dem Parasiten. Die Übertragungswege auf den Menschen seien noch unbekannt. Möglicherweise gelangten die Eier nach der Gartenarbeit und bei ungewaschenen Händen aufs Butterbrot, vielleicht habe sich der Hund im Fuchskot gewälzt, Herrchen habe ihn gestreichelt und die Eier auf Speisen gebracht. Es stehe fest: „Der Mensch muss Eier des Wurms gegessen haben, um krank zu werden.“ Als Vorbeugung genüge Hygiene: Nach der Gartenarbeit die Hände waschen und nicht mit den Arbeitsschuhen ins Haus gehen. Wenn ein Hund Mäuse esse, solle man ihn nach Absprache mit dem Tierarzt in regelmäßigen Abständen entwurmen lassen.