Timo Hildebrand - Bilder einer Karriere.

 Foto: dpa

Erstmals seit seinem Abschied vom VfB trifft Timo Hildebrand am Samstag mit 1899 Hoffenheim auf die Roten. "Ich bin sehr gespannt", sagt der Torhüter - und wundert sich über Jens Lehmann.

Stuttgart - Erstmals seit seinem Abschied vom VfB im Sommer 2007 trifft Timo Hildebrand am Samstag (18.30 Uhr) mit 1899 Hoffenheim auf die Roten. "Ich bin sehr gespannt", sagt der Torhüter - und wundert sich über Jens Lehmann.

Herr Hildebrand, Ihre Teamkollegen Marvin Compper und Demba Ba haben sich mit dem H1N1-Virus infiziert. Sind Sie geimpft?

Nein.

Haben Sie keine Angst, sich ausgerechnet vor dem Spiel in Stuttgart anzustecken?

Nein. Seit ich in Hoffenheim bin, war ich noch nie krank. Ich hoffe, das bleibt so.

Das Spiel gegen den VfB wollen Sie aber auf keinen Fall verpassen, oder?

Ich freue mich sehr auf dieses Spiel, denn das erste mögliche Aufeinandertreffen habe ich ja wegen einer Verletzung verpasst. Jetzt bin ich sehr gespannt.

Auf was?

Zum Beispiel darauf, wie die Fans reagieren. Und wie ich selbst reagiere.

Wie Sie selbst reagieren?

Ja. Ich weiß ja nicht, wie es sein wird, wieder das Stadion zu betreten, in dem ich so lange Zeit gespielt habe. Ich denke aber, es wird sehr emotional. Und ich hoffe, dass es nicht das letzte Mal sein wird.

Der VfB sucht für den Sommer womöglich einen erfahrenen Torhüter. Da könnten Sie doch ein Kandidat sein.

(Lacht) Ach, da müssen Sie den Horst Heldt fragen, ob ich ein Kandidat wäre. Aber im Ernst: Dieses Thema stellt sich natürlich nicht. Ich habe hier ja noch Vertrag und bin froh, dass ich für Hoffenheim spielen kann.

Sie können sich aber auch vorstellen, irgendwann wieder in Stuttgart zu spielen?

Sie meinen: Irgendwann?

Ich meine nicht die Alten Herren.

Das wäre doch aber klasse. Da könnte ich mit Buffy Ettmayer zusammenspielen.

Wenn der dann noch dabei ist.

Ach, das schafft er schon.

Jetzt mal im Ernst: Generell ausschließen würden Sie eine Rückkehr nach Stuttgart nicht?

Ausschließen sollte man nie etwas. Aber noch mal: Das ist im Moment wirklich überhaupt kein Thema.

Unter Beobachtung haben Sie den VfB aber schon noch, oder?

Klar, Stuttgart liegt ja auch nicht allzu weit weg von Hoffenheim.

Und?

Nun ja, es hat mich überrascht, wie schnell sich so eine tolle Entwicklung wie in der Rückrunde ins Gegenteil drehen kann. Das hätte ich nicht für möglich gehalten.

Zuletzt sorgte vor allem Jens Lehmann immer wieder für Unruhe. Welches Bild des VfB-Keepers haben Sie aus der gemeinsamen Zeit in der Nationalmannschaft im Kopf?

Ich weiß, dass es über Jens schon immer geteilte Meinungen gab, aber unter vier Augen war er immer ganz normal. Er war jedoch auch schon immer ein Torhüter, der zwischen den Extremen gelebt hat.

"Lehmann - Torhüter zwischen den Extremen"

Also überrascht Sie sein Verhalten nicht?

Was mich überrascht, ist die Häufigkeit der Vorkommnisse. Aber generell denke ich, über die ein, zwei Jahre von Jens in Stuttgart kann sich jeder selbst ein Bild machen.

Liegt es in der Natur der Sache, dass Torhüter extremer reagieren als andere?

Als Torhüter ist dir eben immer bewusst, dass ein Fehler sofort zum Gegentor führt. Dadurch sind viele Keeper überehrgeizig und reagieren auch mal über. Für Dinge, die nicht so laufen, wie sie sollen, haben Torhüter einfach ein ganz anderes Bewusstsein.

Am Samstag ist Jens Lehmann gesperrt, im VfB-Tor steht Sven Ulreich ...

... den ich sehr gut kenne. Er hat schon als Jugendspieler mit mir zusammen trainiert.

Und er hat ein großes Vorbild.

Ja, ich weiß, er nennt mich als sein Vorbild. Das freut mich natürlich.

Hat er das Zeug zum Bundesliga-Torwart?

Er hat in ein paar Spielen ja schon gezeigt, was er kann.

Da hat er aber auch gepatzt.

Ich habe in meiner ersten Saison auch Fehler gemacht. Ich finde, Sven hat einen guten Weg hinter sich.

Kann der VfB mit ihm als Lehmann-Nachfolger in die kommende Saison gehen?

Es kommt darauf an, was der Trainer will. Einen erfahrenen Mann oder einen jungen, mit dem er es dann aber auch durchzieht.

1899 Hoffenheim hat es vergangene Saison verpasst, die Runde erfolgreich durchzuziehen. Weshalb folgt diesmal kein Absturz?

Weil wir gefestigter sind als in der vergangenen Saison.

Zuletzt kritisierte Trainer Rangnick aber Nachlässigkeiten im Anschluss an gute Phasen.

Es war unumstritten so, dass oft nach zwei Siegen der bedingungslose Wille nicht mehr ganz so da war wie zuvor. Wichtig ist nun, dass wir daraus lernen und wieder mit einer ganz anderen Leidenschaft ins Spiel gehen.

Entspricht der derzeitige 7. Platz dem Leistungsstand der Mannschaft?

Natürlich will keiner das Mittelmaß. Aber ein Spitzenteam sind wir eben noch nicht, wir haben noch gegen keine der vorderen Mannschaften gewonnen. Andererseits waren wir auch nie hoffnungslos unterlegen.

Was ist demnach noch drin in dieser Saison?

Die Tabelle zeigt: Alles ist möglich. Von den internationalen Plätzen sind wir jedenfalls nicht sehr weit weg.

Und was ist am Samstag trotz des Ausfalls von vier Stammkräften möglich?

Das ist nicht leicht zu verkraften, und der VfB ist dabei, zu alter Stärke zurückzufinden. Aber wir wollen natürlich gewinnen.