Ist unter die Schuhdesigner gegangen: Til Schweiger entwirft künftig... Foto: Stephan Glathe

Für die kleine Firma Sioux aus Baden-Württemberg ist es ein echter Coup: Til Schweiger designed künftig Schuhe für die Walheimer. Im Interview spricht er über Prestigeobjekte, Geschenke für seine Töchter – und das teuerste Paar in seinem Schrank.

Walheim - Schauspieler, Regisseur, Restaurantbetreiber – und nun auch Schuhdesigner: Das Jobprofil von Til Schweiger wächst und wächst. In diesen Tagen hat Sioux eine eigene Kollektion mit dem 56-Jährigen auf den Markt gebracht. Der Chef Lewin Berner „fühlt sich geehrt“ durch die „langfristige“ Zusammenarbeit, denn „so können wir beweisen, dass gutes Schuhwerk nicht von Großkonzernen, sondern immer von kleinen Unternehmen kommt“.

Herr Schweiger, Ihre Filmproduktionsfirma heißt Barefoot Films, Ihre Modekollektion Barefoot Living. Wie passen Schuhe in eine Barfuß-Welt?

Meine Firma habe ich bei der Gründung nach meinem Kinofilm „Barfuss“ so benannt. In dem Film geht es um das Thema Freiheit. Barefoot ist für mich heute primär ein Lebensgefühl, mein Lebensgefühl. Es geht um Dinge, die ich auf der Haut trage. Sie müssen natürlich sein, nachhaltig, angenehm und natürlich lässig. Das ist der rote Faden, der sich durch alle Bereiche von Barefoot Living zieht.

Wie kam die Sioux-Kooperation zustande?

Das war eigentlich ein Zufall. Wir suchten einen Lieferanten für einen besonderen Schuh für ein Filmset. Mein Bruder, der sich wirklich gut bei Schuhen auskennt, hat sich mit verschiedenen Herstellern ausgetauscht. Sioux hat dabei den kompetentesten und sympathischsten Eindruck gemacht. Aus dem Einzelprojekt wurde dann eine Partnerschaft, weil es einfach sehr gut gepasst hat, auch zwischenmenschlich.

Kannten Sie Sioux vor der Zusammenarbeit?

Wer kennt Sioux nicht (lacht). Tatsächlich habe ich selbst mal einen Sioux Grashopper getragen. Ich hatte die Firma nur etwas aus den Augen verloren. Jetzt haben sich unsere Wege wieder gekreuzt.

Warum gerade Sioux? Stehen bei ihrem Bekanntheitsgrad nicht vermeintlich größere und bekanntere Marken, wie zum Beispiel Adidas, auf der Matte?

Sioux ist klein und inhabergeführt. So wie meine Firma. Das passt also gut zu mir. Außerdem sind die Leute bei Sioux sehr flexibel, schnell und haben meine Ideen sehr professionell und mit Herzblut umgesetzt. Das hat mir gut gefallen und am Ende den Ausschlag gegeben.

Wenn Sie „langfristig“ mit Sioux zusammenarbeiten: Trifft man Sie dann künftig häufiger in Walheim?

Ja, unbedingt. Ich war schon zwei Mal dort. Ist eine tolle Gegend, umrahmt von Weinbergen. Die urige Region rund um Neckar und Enz hat ihren ganz eigenen Charme. Diesen Sommer komme ich auf jeden Fall nochmal vorbei.

Was qualifiziert Sie als Schuhdesigner? Oder kann das jeder lernen?

Ich denke, ein Designer muss ähnlich wie ein Regisseur, Fotograf oder Kameramann einen guten Blick für das Wesentliche haben, und er muss sicher erkennen können, was harmoniert, und was nicht.

Was an den Designs stammt wirklich von Ihnen – und was von den Sioux-Profis?

Der Grashopper wurde bereits 1964 von Sioux designt. Der Grashopper ist eine Ikone von einem Schuh, da wollte ich bewusst nichts am Design verändern, sondern habe mich auf meine Leder- und Farbauswahl konzentriert. Die anderen beiden Styles, ein Sneaker und ein Biker Boot, die tragen komplett meine Handschrift. Da hat Sioux sehr professionell und in kürzester Zeit meine Wünsche umgesetzt.

Entwerfen Sie nur Männerschuhe oder sind auch Modelle für Frauen geplant?

Wir haben bewusst in der ersten Kollektion auf Unisex-Modelle gesetzt, also Schuhe, die sowohl von Frauen als auch von Männern getragen werden können. Wir sind ja noch am Anfang der Zusammenarbeit, aber Damenschuhe werden auf jeden Fall dabei sein. Meine Töchter würden es mir ohnehin nicht durchgehen lassen, wenn ich nur Herren-Schuhe machen würde.

Sind künftig in Ihren Filmen dann Sioux-Schuhe zu sehen?

Klar doch. Ich trage in meinen Filmen wo immer möglich meine eigene Garderobe. Ich will mich ja in der Rolle wohlfühlen, deswegen hab ich das an, was ich mag. Das geht aber natürlich nicht immer.

Warum fiel die Wahl ausgerechnet auf Schuhe?

Das ist ja die zweite Haut des Menschen. Denn Schuhe begleiten den Menschen jeden Tag. Da war es naheliegend, die Bare-foot-Familie um Schuhe zu ergänzen. Es hat halt seine Zeit gedauert, bis ich den richtigen Partner gefunden habe.

Sie gelten ja als Mann, der bei Frauen sehr gut ankommt. Kann man mit schönen Schuhen schöne Frauen beeindrucken?

(lacht) Ich denke, dass es im Jahr 2019 keine Frau mehr gibt, die sich von schönen Schuhen beeindrucken lässt, das hoffe ich zumindest. Das läuft wahrscheinlich eher andersherum, dass man mit besonders hässlichen Tretern eine Frau total abtörnen kann. Und das zu Recht.

Haben Sie schon einmal einer Frau Schuhe geschenkt?

Ich habe drei Töchter. Als sie klein waren, klar, habe natürlich auch ich Schuhe gekauft. Abseits davon, nein, es gibt da sicherlich romantischere Geschenke.

Was sagen seine Schuhe über einen Menschen aus?

Man darf da meines Erachtens nicht zu viel reininterpretieren, was Schuhe über den Menschen selbst aussagen. Aber was zutrifft ist, dass Schuhe einiges über den Geschmack seines Trägers und seinen Stil verraten. Einige Menschen sollten sich meines Erachtens etwas lockerer machen, und nicht allzu spießig herumlaufen.

Was ist das teuerste Exemplar in Ihrem eigenen Schuhschrank?

Das weiß ich ehrlich gesagt nicht. Ich habe Schuhe noch nie als Prestigeobjekt betrachtet, das sich über den Preis definiert. Schuhe müssen lässig sein, perfekt sitzen und gut aussehen. Das klingt nach wenig, ist aber eigentlich schon viel verlangt.

Wie viele Paare besitzen Sie?

Ich besitze eine Menge Schuhe, was aber eigentlich nicht entscheidend ist. Die Anzahl der Schuhe, die ich tagtäglich anziehe, ist überschaubar. Man hat halt seinen Stil und seine Lieblingstreter. Und die trägt man entsprechend häufig.

Karriere
– Til Schweiger ist, zumindest kommerziell, der erfolgreichste deutsche Filmemacher und Schauspieler. Seinen ersten großen Auftritt hatte der 56-Jährige im Jahr 1992 in „Manta, Manta“. Es folgten Filme wie „Der bewegte Mann“ oder „Knockin’ on Heavens Door“. Seit einigen Jahren ist Schweiger auch als Drehbuchautor und Regisseur aktiv, „Keinohrhasen“, „Kokowääh“ oder „Honig im Kopf“ waren an den Kinokassen sehr erfolgreich. Seit 2013 ist Schweiger als Kommissar Nick Tschiller im Tatort in der ARD zu sehen.

Firma
– Das Unternehmen Sioux wurde 1954 in Walheim gegründet. Heute hat es rund 300 Mitarbeiter, jährlich werden etwa 650 000 Paar Schuhe produziert, etwas über die Hälfte davon sind Herren-Modelle. 2016 war das Unternehmen bundesweit in den Schlagzeilen, weil es nach 44 Jahren das Sponsoring der deutschen Olympiamannschaft beendet hatte.

Kollektion –
Drei Modelle hat Til Schweiger für Sioux entworfen, sie sind ab sofort im Onlineshop und im Handel erhältlich, werden aber erst am 8. April ausgeliefert. Weitere Entwürfe von Til Schweiger sollen folgen.