Bei den ausgewachsenen Schachbrettfaltern stehen Flockenblumen als Nektarpflanzen besonders hoch im Kurs. Foto: Michael Eick

Einer der häufigsten Tagfalter, das Schachbrett (Melanargia galathea), flattert zurzeit überall über Wiesen und Wegränder – solange es dort blühende Pflanzen als Imbiss gibt. Das Insekt kann mit einigen Besonderheiten aufwarten.

Fellbach - Aktuell sieht man erfreulicherweise wieder etwas mehr Schmetterlinge durch die Lüfte flattern. Neben dem blendend weißen Kohlweißling und einigen ähnlichen verwandten Arten – den himmelblauen Bläulingen oder dem orangeroten Ochsenauge – ist es vor allem das schwarz-weiße Schachbrett, das zurzeit auffällt.

Vor allem die Wiesenblumen sind für Schmetterlinge unverzichtbar

Es scheint, als würden die Bemühungen für mehr blühende Wegränder auf den Feldern des Schmidener Feldes, aber auch im Straßenbegleitgrün und auf innerörtlichen Grünflächen schon erste zarte Erfolge mit sich bringen. Auch zwischen den Rebzeilen oder an den Kopfenden der Weinberge sind momentan einige Tagfalter unterwegs – zumindest dort, wo ein paar Wiesenblumen blühen dürfen.

Bekanntermaßen gehören die Trockenrasenflächen am Kappelberg, die sogenannte „Steppenheide am Vorderen Berg“ und das Naturschutzgebiet „Hinterer Berg“ seit jeher zu den besten Refugien für Tagfalter, ebenso wie einige kleine Naturdenkmale, etwa die „Pfeifferhalde“ unterhalb des Waldschlössles oder der „Kleine Allmendrain“ oberhalb des Oeffinger Neckarufers im nördlichsten Zipfel der Gemarkung kurz vor Remseck-Aldingen. All diesen Flächen ist eines gemeinsam: Dort kann die Vegetation den Sommer über stehen bleiben, blühen und natürlich auch ausblühen und damit Samenstände für die weitere Vermehrung bilden.

Vor allem die Wiesenblumen sind für Schmetterlinge unverzichtbar, denn sie liefern den lebenswichtigen Treibstoff: Blütennektar. Besonders hoch im Kurs als Nektarpflanzen für die ausgewachsenen Schachbrettfalter stehen Flockenblumen, Knautien, oder auch Disteln, die gemeinhin als Nektarpflanze stark unterschätzt werden und vor allem für Schmetterlinge von großer Bedeutung sind.

Im Unterschied zu den anderen Arten fliegen sie aktiv umher

Ohne die energiehaltige Flüssigkeit würden die Falter ihre Flügel schnell zusammenklappen und könnten überhaupt nicht mehr starten. Auch wenn ihre anstrengend anmutende Flugweise vergleichsweise sparsam ist, so brauchen diese Insekten eben von Zeit zu Zeit mal einen Schluck zur Kräftigung – besonders das Schachbrett, das so schnell nicht matt zu setzen ist.

Während viele männliche Tagfalter nämlich relativ energiesparend auf Blütenpflanzen beobachtend, ja geradezu lauernd warten, bis ein Weibchen des Weges flattert, geht der Schachbrettmann in die Offensive um bei der Schachbrettdame zum Zug zu kommen. Im Unterschied zu den anderen Arten fliegen sie aktiv umher, immer auf der Suche nach den Weibchen, bevorzugt nach frisch geschlüpften Weibchen. Immer wieder kann man dabei spektakuläre Luftkämpfe zwischen zwei Männchen, die sich gerade zu nahe gekommen sind, beobachten. Manchmal ist man aber auch Augenzeuge einer Schmetterlingshochzeit.

Danach beginnt die Eiablage, wobei „Ablage“ nicht der passende Begriff ist: Die weiblichen Schachbrettfalter lassen nämlich ihre Eier einfach so zu Boden fallen. Dieser Abwurf kann sogar im Flug erfolgen, meist aber, wenn die Weibchen auf Gräsern oder Wiesenblumen sitzen.

Die Raupen sind nachtaktiv

Die weißlichen, runden und glatten Eier sind vergleichsweise groß, auf jeden Fall deutlich größer als die Eier von verwandten Schmetterlingsarten. Das liegt daran, dass die jungen Raupen direkt nach dem Schlupf überwintern und vorher keine Nahrung mehr aufnehmen können. Sie benötigen also einen größeren Energievorrat, der ihnen über die Eier mitgegeben wird. Erst nach der Überwinterung beginnen sie zu fressen und wechseln im Laufe ihrer Entwicklung sogar ihre Futterpflanzen. Die Raupen sind dabei nicht besonders wählerisch – das dürfte das große Glück dieser Schmetterlingsart sein. Sie ernähren sich ausschließlich von verschiedenen Gräserarten.

Und noch eine Besonderheit: Die Raupen sind nachtaktiv. Man kann sie in der Zeit von etwa März bis in den Frühsommer finden, dann verpuppen sie sich in einem lockeren Gespinst, das einfach auf dem Boden liegt. Die weißliche bis gelbliche oder blass bräunliche Puppe liegt einfach auf dem Boden, bevor der erwachsene Falter, die Imago, daraus hervorkommt. Die Imagines fliegen dann den Sommer über von Juni bis etwa Ende August. Dabei bildet diese Art pro Jahr nur eine fliegende Generation, etwa im Gegensatz zu anderen Arten. Der Schlupf der nächsten Raupen ist dann relativ kurz nach der Eiablage. Dann geht es ohne einen Imbiss in einen langen Winterschlaf.

Im vergangenen Jahr wurde das noch weit verbreitete Schachbrett zum Schmetterling des Jahres gekürt. Mit dieser Wahl sollte auf die Bedrohung dieser Art durch intensive Formen der Landwirtschaft hingewiesen werden. Wichtig, damit das Schachbrett überleben kann, sind nährstoffarme blütenreiche Wiesenflächen, die nicht vor Ende Juli gemäht werden. Denn nur auf solchen Wiesen werfen die Weibchen ihre Eier ab. Wegen zu vieler Nährstoffe durch Düngung und einer frühen Mahd sind solche Wiesen jedoch heutzutage vielerorts selten geworden. Den gegenläufigen Trend, der bei uns stellenweise erkennbar ist, dankt das Schachbrett mit seinem gaukelnden Flug über den Wiesen, die den Sommer über stehen dürfen – wie ein fliegendes Gütesiegel.

Steckbrief

Schachbrettfalter werden etwa 3,5 Zentimeter groß und haben eine Flügelspannweite von etwa dreieinhalb bis fünf Zentimetern. Die auffällig gezeichneten Falter gehören zu den markantesten Schmetterlingen bei uns, die man relativ gut wiedererkennen kann, ohne dass man Entomologe sein muss. Das Schachbrett wird auch Damenbrett genannt. Beides spielt auf die markante schwarz-weiße Zeichnung an, die wie ein ebensolches Spielbrett aussieht.

Geschlechter An den Flügelrändern kann man unterseits mehrere feine schwarze-weiß Augenflecken erkennen, die für die Zuordnung zu den sogenannten Augenfaltern entscheidend sind. Das schwarz-weiße schachbrettartige Muster ist auf der Oberseite kräftiger gezeichnet. Der Körper ist relativ lang und behaart. Die Fühler und die Augen sind schwarz. Die Geschlechter sind äußerlich nicht unterscheidbar.